Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter
raus. Sie sollen soviel Wild erlegen, wie sie können. Wir haben fast nichts zu essen. Die Fischer können nicht mehr soviel fangen, weil die meisten Boote zerstört sind.«
Garret nickte. »Einige der Soldaten könnten bei der Jagd helfen.«
Martin schüttelte den Kopf. »Ich habe nur noch knapp zwanzig Mann hier.«
Marcus sagte: »Wir hatten über tausend Mann unter Waffen stehen, Vater.«
Martin nickte. »Die meisten sind noch in der Kaserne gestorben.
Die Banditen haben fast alle Leute auf der Mauer getötet, die Tore geöffnet, die Kasernen verbarrikadiert und angezündet. Anschließend haben sie Fässer mit Naphtha durch die Fenster geworfen. Es war die reinste Hölle los, ehe die meisten Soldaten überhaupt wach waren.
Einige wenige könnten durch die Fenster fliehen und wurden von Bogenschützen niedergemacht. Andere wurden im Bergfried getötet.
Hundert Soldaten sind verwundet, und wenn von ihnen wieder welche genesen sind, können sie mit auf die Jagd gehen. Bald wird es Herbst, und das Wild zieht nach Süden. Wir sind auf Carse und Tulan angewiesen, wenn wir den Winter überstehen wollen.« Martin kaute ein Stück Brot und fuhr fort: »Weitere hundert sind dem Tod nahe. Ich weiß nicht, wie viele überleben werden. Anthony sagte, diejenigen mit den schweren Verbrennungen würden sicherlich sterben, also werden wir beim ersten Schnee vielleicht noch hundertfünfzig Mann unter Waffen stehen haben.«
Marcus warf ein: »Da sind noch die zweihundert Mann in Barran.«
Martin nickte. »Ich könnte sie zurückrufen. Aber wir wollen erst einmal sehen, wie Bellamy uns helfen kann.«
Harry reichte Nicholas ein Stück Brot, das mit Butter und Honig bestrichen war, und Nicholas aß. Plötzlich bekam er richtigen Hunger und bat die Frau, die an ihm vorbeiging, sie möge ihm die Schüssel mit der Suppe noch einmal bringen.
Während er aß, sagte Nicholas nichts, sondern lauschte nur den Vermutungen darüber, was letzte Nacht eigentlich vorgefallen war.
Tagsüber hatte er mehrmals gehört, die Herzogin solle eine halbes Dutzend Banditen getötet haben, ehe sie überwältigt worden war. Ein verwundeter Soldat hatte gesehen, wie sie tot vor Margarets Zimmer lag, während er vor den Flammen aus dem Bergfried fliehen mußte.
Das Feuer hatte schon zu sehr um sich gegriffen, und er war zu verletzt gewesen, um der Herzogin zu helfen.
Nicholas wartete darauf, daß das Schicksal der Mädchen erwähnt wurde, doch Martin und die anderen redeten nur über die momentanen Belange. Verschiedene Leute kamen und erzählten ihre Beobachtungen, und langsam formte sich vor Nicholas’ Augen ein Bild der Nacht der Zerstörung. Von den zehntausend Bewohnern einer wohlhabenden Stadt lebten nur noch weniger als zweitausend, und viele würden die nächste Woche nicht überleben. Von den tausend Soldaten würde vielleicht jeder fünfte weiter dem Königreich dienen können. Alle Gebäude, vom Leuchtturm auf dem Langen Punkt bis zum Südrand der Stadt, waren zerstört, und auch die Hälfte der Neubauten war nicht mehr zu gebrauchen. Kein Geschäft war noch intakt. Von den Handwerksmeistern lebten noch ein Hufschmied, zwei Zimmerleute und ein Müller. Ein halbes Dutzend Gesellen und eine Anzahl Lehrlinge würden beim Wiederaufbau helfen können. Die meisten, die überlebt hatten, waren Fischer oder Bauern. Sie würden die Dienste leisten müssen, die gebraucht wurden. Für die nächste Zukunft wäre Crydee eine primitive Enklave an der Fernen Küste des Königreichs.
Nicholas hörte, wie Martin sagte: »Bellamy und Tolburt aus Tulan sollen uns Handwerker schicken. Die Burg muß sofort wieder aufgebaut werden.«
Nicholas konnte es nicht länger aushalten. Leise fragte er: »Und was ist mit den Mädchen?«
Das Gespräch war unterbrochen, und alle Augen der Runde richteten sich auf ihn. Mit schlechtverhohlener Verbitterung fragt Marcus. »Was schlagt Ihr denn vor, was wir tun sollen?«
Nicholas konnte nichts sagen.
Marcus sagte: »Sie haben alle Schiffe verbrannt. Sie haben die meisten Boote verbrannt. Sollen wir ein Fischerboot nehmen und nach Durbin rudern?«
Nicholas schüttelte den Kopf. »Benachrichtigt –«
»Euren Vater?« fragte Marcus verbittert. »Dann muß man durchs halbe Königreich. Haben wir vielleicht noch eine Brieftaube! Oder ein Pferd, mit dem man nach Carse reiten könnte? Nein!« Der Schmerz und die Wut über seinen Verlust hatten ein Ziel gefunden.
Nicholas.
Martin legte seinem Sohn die Hand auf die
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