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Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter

Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter

Titel: Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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Seine Stimme klingelte in seinen Ohren.
    Aus großer Entfernung hörte er Pugs Stimme. »Es ist deine Angst, Nicholas. Sie hält dich zurück. Sieh es, wie es wirklich ist.«

    Etwas schnürte Nicholas die Brust zusammen. Er fürchtete sich.
    »Nein«, flüsterte er.
    Nicholas , sagte die warme und tröstende Stimme. Sanfte Hände streckten sich ihm entgegen, und er sah die schönen Züge seiner Mutter … nein, Abigails. Greif nur nach mir , sagte die sanfte Stimme.
    Dann hörte er Pugs Stimme. »Nicholas, was ist wirklich?«
    Die Frauen vor ihm verschwanden, und er war wieder in dem Turmzimmer. Der Tag war vorüber, und es war Nacht. Er war allein.
    Er stand auf und ging in dem Zimmer hin und her, aber er konnte die Tür nicht finden. Er sah aus dem Fenster. Crydee war nicht mehr da. Nicht einmal die verkohlten Reste, nicht einmal die Ruine der Burg, nur dieser eine Turm stand noch. Unter ihm war eine steinige, verdorrte Ebene, ohne Leben, ohne Hoffnung. Das Meer war schwarz, und ölige Wellen liefen lustlos heran und brachen sich gleichgültig an Felsen, die so glatt waren, daß nicht einmal Moos darauf wuchs.
    »Was siehst du?« fragte die ferne Stimme.
    Nicholas kämpfte, wollte sprechen, und endlich fand er seine Stimme wieder. »Versagen.«
    »Versagen?«
    »Vollständiges und endgültiges Versagen. Nichts überlebt.«
    »Dann gehe dorthin!« befahl ihm Pugs Stimme.
    Sofort hatte er die verdorrte Ebene verlassen, nur das düstere Rauschen der Wellen klang noch in seinen Ohren. »Wohin gehe ich?« fragte er in den toten Himmel hinein.
    »Wohin möchtest du denn gehen?« fragte Pug.
    Plötzlich wußte er es. Er zeigte über die Bucht hinweg in den Westen. »Dorthin! Ich möchte dorthin gehen.«
    »Was hält dich zurück?« fragte Pug.
    Nicholas sah um sich herum und sagte: »Dies hier, glaube ich.«
    Auf einmal stand Pug neben ihm. »Wovor hast du Angst, Nicholas?«
    Nicholas sah sich wieder um und sagte: »Vor dem hier. Völliges Versagen.«

    Pug nickte. »Erzähl mir von dem Versagen.«
    Nicholas holte tief Luft und sagte: »Mein Vater …« Er merkte, wie ihm die Tränen kamen und ihm die Stimme abschnürten. »Er liebt mich, ich weiß.« Er erlaubte dem Schmerz, sich in ihm auszubreiten, und fuhr fort: »Aber er akzeptiert mich nicht.«
    Pug nickte. »Und?«
    »Und meine Mutter hat Angst um mich.«
    »Und?« fragte Pug.
    Nicholas sah hinaus auf das schwarze Meer. »Sie ängstigt mich.«
    »Wie?«
    »Sie gibt mir das Gefühl, ich könnte nicht …« Er verfiel in Schweigen.
    »Du könntest nicht…?«
    »Ich könnte nicht tun, was ich tun muß.«
    »Was mußt du tun?«
    Nicholas weinte, ohne es zu verbergen. »Ich weiß es nicht.«
    Dann fiel ihm etwas ein, was ihm Haushofmeister Samuel gesagt hatte, und seine Tränen versiegten unter Lachen. »Das ist es! Ich muß nur herausfinden, was ich tun muß!«
    Pug lächelte, und plötzlich fiel ein schweres Gewicht von Nicholas ab. Er sah Pug an und wiederholte: »Ich muß herausfinden, was ich tun muß.«
    Pug bedeutete dem jungen Mann, er solle ihm folgen. »Warum hast du soviel Angst davor zu versagen, Nicholas?«
    »Weil mein Vater nichts mehr haßt, glaube ich.«
    »Wir haben nicht viel Zeit. Ich werde bald gehen müssen. Wirst du mir vertrauen, Nicholas?«
    »Ich glaube schon, Pug.«
    Plötzlich stand Nicholas auf einer Klippe, hoch über der See.
    Unter ihm waren Felsen, und Wellen brandeten gegen die Klippe.
    Schwindel befiel ihn, und seine Knie zitterten, doch Pug sagte: »Mach einen Schritt nach vorn.«
    »Wirst du mich auffangen?« fragte Nicholas, und seine Stimme klang jung in seinen Ohren.
    »Geh vorwärts, Nicholas.«
    Er tat es, und plötzlich fiel er. Er schrie.
    Die Felsen sausten auf ihn zu, und er wußte, er würde sterben.
    Stechender Schmerz durchfuhr ihn, als er landete und stöhnend auf den Felsen lag. Die Wellen krachten über ihn hinweg.
    Er keuchte, als er das salzige Wasser ausspuckte, und sagte schwach: »Ich lebe noch.«
    Pug stand vor ihm auf den Felsen und streckte ihm die Hand entgegen. »Ja«.
    Nicholas ergriff sie und stand plötzlich abermals auf der Klippe.
    »Geh vorwärts«, sagte Pug.
    »Nein!« entgegnete Nicholas. »Glaubst du, ich bin verrückt?«
    »Geh vorwärts!« befahl Pug.
    Nicholas zögerte, schloß die Augen und machte einen Schritt vorwärts. Es half nichts, die Augen zu schließen, er sauste durch die Luft und schlug erneut auf die Felsen. Verblüfft stellte er fest, daß er immer noch bei Bewußtsein war. Pug

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