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Midleifcrisis

Midleifcrisis

Titel: Midleifcrisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Lasse Andersson
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scheint der Tag zu sein, an dem sich das ändert. Was mir allerdings einige Angst einjagt.
    Von Bondage habe ich keine Ahnung, bisher benutzte ich Taue und Seile ausschließlich dazu, um Segelboote an den Steg zu binden, Disziplin brachte ich mit meiner Grundausbildung bei der Bundeswehr in Verbindung, Sados hielt ich für Leute, die kleinen Fliegen die Flügel ausreißen, und Masochismus war mir als theoretisches Phänomen zwar geläufig, aber mal ganz im Ernst, dass eine Frau rasend geil wird, nur weil ihr jemand den Arsch versohlt, das sprengte bis vor Kurzem meine Vorstellungswelt.
    Jetzt steht mir so eine Nummer selbst bevor.
    Wochenlang habe ich mit Yvonne gemailt und bei ihrem Nicknamen »Submarine-w41« ausschließlich an ein U-Boot gedacht. Dass eine »Sub« eine Frau ist, die sich von ihrem Typen schlagen, fesseln und demütigen lässt, hatte sich mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht erschlossen. Wobei der U-Boot-Nick, wie ich gerade bei der Vorspeise erfahre, durchaus feinsinnig ist, er besagt, dass Yvonne sich nicht öffentlich zu ihren Neigungen bekennt.
    Yvonne entspricht wie so viele Frauen, die ich zurzeit vögele, keineswegs meinem Beuteschema und sie ist mir in den letzten Wochen eher zufällig zugelaufen. Erstens ist sie 43, und ich habe noch nie in meinem Leben mit einer Frau über 40 gepennt und ich habe auch nicht vor, das zur Gewohnheit werden zu lassen. Zweitens hat sie kein Foto im Profil, sondern ein seltsam ätherisch wirkendes Bild, auf dem eine Frau, die ohne jeden Zweifel nicht Yvonne ist, mit nacktem Rücken gebeugt zwischen riesigen Kerzen sitzt.
    Für 43 Jahre ist Yvonne gar nicht mal hässlich und ohne jeden Zweifel sehr nett, aber eigentlich bin ich hauptsächlich neugierig. Sie ist mir in unserer Singlebörse wochenlang nicht von der Pelle gerückt. Sobald ich in irgendeinem Forum einen Kommentar abließ, kommentierte sie diesen, sobald meine Onlineanzeige auf Grün schaltete, bekam ich lustige, kleine, flirtige Mails, die ich manchmal auch mit lustigen, kurzen, aber nicht ganz so flirtigen Antworten bedachte. Heute Morgen allerdings bekam ich eine Art Liebesbrief von ihr, und ich beschloss, nett, aufrichtig und wahrhaft zu sein. »Liebe Yvonne«, schrieb ich, »ich finde dich total nett, das weißt du ja, aber ich glaube, dass du das Ganze hier etwas ernster siehst als ich. Ich denke nicht, dass aus uns beiden etwas werden kann.«
    Ihre Antwort war zugegeben niedlich. »Und es gibt nichts, was ich tun kann, um das zu ändern?«
    Meine Replik sollte ein kleiner, heiterer, tröstender Joke sein: »Es gibt immer einen Ausweg im Leben«, schrieb ich, »es ist halb eins, ich sitze im Büro, wenn du heute um 20 Uhr am Hamburger Hauptbahnhof bist, erkläre ich mich feierlich bereit, dich zu vögeln.« Dabei muss man wissen, dass Yvonne in Jena wohnt, zwei Kinder hat, einen Job und einen Exmann. Ich habe wirklich mit allem gerechnet, aber doch nicht damit: »Bleib online! Ich melde mich gleich.« Zehn Minuten später: »Mein Ex holt die Kleinen aus dem Kindergarten und behält sie über Nacht, ich hab ein Ticket gebucht, um 20.08 Uhr bin ich da.«
    Ich schrieb: »Halt!«
    Das hier läuft aus dem Ruder, dachte ich, während ihre nächste Antwort blinkte. »Bitte, bitte, sag jetzt nicht ab, du hast es versprochen.«
    Mein Gott, ja, warum nicht? Das ist ja immerhin nicht uninteressant, das Ganze. Macht die wirklich ALLES mit? Also schrieb ich mit mannhaften Tastaturanschlägen: »20.08 Uhr ist nicht 20 Uhr, so wird das nichts mit uns beiden.« Ihre Antwort fiel neuerlich überraschend aus. »Du machst mich wahnsinnig, dann muss ich früher von der Arbeit los. Aber ich versuche es.«
    Ich tippte: »Aber ich will, dass du einen kurzen Rock, Strümpfe und Strapse trägst.«
    Ihre Antwort gehört für ewig zu meiner kleinen, intimen Legendensammlung der digitalen Missverständnisse zwischen Mann und Frau. »Ja, das werde ich. Aber jetzt muss ich off gehen, wenn du erlaubst, sonst schaffe ich das alles nicht, Meister!«
    Meister?
    Langsam, aber auch wirklich nur ganz langsam dämmerte mir, was mich da erwarten würde. Verdammte Kiste, Yvonne ist eine von diesen BDSM-Tanten, die kettenklirrend durchs Internet rasseln und die mich bisher nicht sonderlich interessiert haben. Und mein zwischen gelegentlichem Wortwitz und tagelangem Desinteresse schwankendes Verhalten hielt sie für den Teil eines Rituals, mit dem ich meine Dominanz über sie beweisen wollte. Ich beschloss, die Zeit zum Googeln zu

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