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Midleifcrisis

Midleifcrisis

Titel: Midleifcrisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Lasse Andersson
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deren Blick ich erhasche, bevor er sich senkt. Vor allem wenn sie danach noch einmal kurz zu mir herübersehen, zieht es mir die Schuhe aus. Seltsamerweise denke ich hier selten an Sex, sondern oft an ein gemeinsames, verträumtes, romantisches Leben. Manchmal kreisen meine Gedanken stundenlang um so eine Frau, und ich halte einige Tage lang Ausschau, ob ich sie wiedersehe, beim Italiener, im Fahrstuhl, auf der Straße. Allerdings gehe ich mit solchen Mädels schlicht nie ins Bett, der Kleine traut sich halt nicht, sie anzusprechen, und dem Cowboy ist das zu viel Aufwand.
    Alles in allem würde ich sagen, dass ich an einem durchschnittlichen Tag bei etwa zwei Dutzend Frauen über Sex mit ihnen nachdenke. Tatsächlich welchen haben ist natürlich eine andere Sache. Ich lasse nach. Manchmal bleibe ich tatsächlich vier oder fünf Tage am Stück ungevögelt.
    Den schnellsten Sex habe ich mit Frauen, bei denen ich im Vorbeigehen keinen Gedanken daran verschwenden würde, und das mag daran liegen, dass ich bei ihnen völlig bedenkenlos den Cowboy von der Leine lasse. Er will halt vögeln, möglichst oft und möglichst viele, er ist ein bedenkenloses Arschloch, und diese beiden Dinge führen in aller Regel zu einem forschen Dialog mit anschließendem Korb oder einvernehmlichem Beischlaf.
    Iris gefällt mir überhaupt nicht. Gut, sie ist recht witzig, aber wenn ich einkalkuliere, dass das Foto von ihr mit Make-up und Licht geschönt ist, kann ich sie getrost ins Beuteschema von Matze einordnen: schon im Spätsommer ihres Lebens, offensichtlich übergewichtig und für mich kein bisschen attraktiv, aber ich habe heute Abend keine andere Frau am Start. Also treffe ich Iris vor dem »East« gleich neben der Reeperbahn. Das Gesicht ist ganz okay, die Stiefel recht geil, die sollte sie nachher vielleicht anbehalten, und trotz Winterklamotten erkenne ich unverkennbar große Titten. Ich gucke freundlich und führe sie an der Schlange vorbei zum Türsteher, der mich kennt, schließlich bin ich regelmäßig da und vergesse nie, ihn mit einem kleinen Trinkgeld zu belohnen. Madame stöckelt beeindruckt hinter mir her, während meine Laune an der Garderobe sinkt. Nicht nur die Titten sind üppig, auch der Rest wird nur mühsam durch Jeans und Korsage gebändigt, und wenn ich auf etwas gar nicht stehe, dann sind es fette Frauen. Doch Iris ist wirklich witzig. Und selbstbewusst. Sie geht sofort zum Angriff über. »Bin ich dir zu dick?«, fragt sie und verblüfft mich damit, was auf jeden Fall ein gutes Mittel ist, mich an der sofortigen Flucht zu hindern, denn wenn ich etwas bin, dann ist es neugierig.
    »Ach was«, antworte ich galant, obwohl es eine Lüge ist. Zur Belohnung nähert sie ihren Mund meinen Ohrläppchen und knabbert daran, und das finde ich nach etwa fünf Minuten Bekanntschaft doch erstaunlich.
    Ein paar Wodka-Redbull später stehen wir in meinem bevorzugten Jagdrevier »Hans-Albers-Eck«. Ich mag einfach diese unverwechselbare Atmosphäre, in der betrunkene Studentinnen auf den Fensterbänken tanzen, während ihre Kommilitonen aufgedonnerte Touri-Mamis im zweiten Frühling abschleppen. Die Tanzfläche ist knallvoll wie immer, doch ich fühle mich von Iris’ Möpsen beengt, die sich permanent gegen meine Rippen drücken. Geil bin ich nicht, dafür angemessen betrunken, und so wedele ich mit der Hand in Richtung einer hübschen Blonden, die offenbar Junggesellinnenabschied feiert, denn auf ihrem T-Shirt und auf den T-Shirts aller ihrer Freundinnen steht: »1 Kuss, 1 Euro«. Sobald die Mädels ein bisschen Geld zusammenhaben, wird es in die nächste Runde Prosecco investiert.
    »Was kostet richtig knutschen?«, will ich wissen.
    Sie zuckt lachend mit den Schultern, daher schlage ich vor: »Komm, ich geb dir einen Zwanziger, aber dafür knutschen mit Zunge!« Sie gackert, streckt die Hand aus, den Zwanziger weg und nähert ihren Mund erwartungsvoll. »Missverständnis«, sage ich, »hier, das ist meine Freundin Iris ...«
    Sie tut es tatsächlich. Knutscht mit der dicken Iris. Lange, offenbar feucht und mit Zunge. Und während ich endlich ein bisschen geil werde, flüstert mir der Cowboy eine ebenso großartige wie irrsinnige Idee ins Hirn.
    Als die Hammerbraut weitergezogen ist, funkelt mich Iris wütend an: »Was sollte denn der Scheiß?«
    »Och«, erwidere ich, »ich wollte nur mal sehen, ob du küssen kannst!«
    Doch Iris ist böse.
    »Das kannst du auch anders rauskriegen!«, grollt sie und legt die Hand in meinen

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