Midleifcrisis
Nacken.
»Stopp!«, rufe ich. Und: »Ich bin teurer!«
Iris sieht mich an, als ob ich ihr ins Gesicht geschlagen hätte. »Wie meinst du das?«
»Mit mir knutschen kostet 50, aber bei Barzahlung ist vögeln mit dabei.«
Iris starrt mich an. In ihrer Miene kämpfen Verblüffung und Empörung, bis sie sich umdreht und sich ohne ein Abschiedswort über die Tanzfläche zum Ausgang begibt. Ich zucke mit den Achseln und sehe mich um, wo die Junggesellinnenabschieds-Chica geblieben ist, die würde mir gefallen, denn ich habe noch nie eine Braut am Vorabend ihrer Hochzeit gevögelt.
15 Minuten später steht Iris wieder vor mir. Stopft mir einen 50er in die Brusttasche meines Hemdes und lächelt. »Ich musste noch zum Geldautomaten.«
Der Sex mit Iris ist ein einziges Elend. Wer hätte jemals gedacht, dass es so schwer ist, eine dicke Frau auszuziehen! Iris ist mir schlicht zu fett. Aber ich habe genug Wodka-Redbull intus, um das durchzustehen, und bezahlt ist schließlich bezahlt, da sehe ich mich als hanseatischer Kaufmann tatsächlich in der Bringschuld, und so ächzt der misshandelte Lattenrost unter unserem Gewicht.
Die Korsage aufzukriegen ist eine verdammte Fummelei, und was unter der Wäsche hervorkommt, bringt mich dazu, die Augen zu schließen. Wenig später, wir knien auf dem Bett, stelle ich fest, dass ich Probleme habe, sie zu küssen, ihr großer Busen sorgt für einen ungewohnten Abstand zwischen den Mündern. Irgendwann verliere ich das Gleichgewicht und kippe nach vorn.
Eine Latte kriege ich auch nicht. Ihr Körper macht mich einfach nicht an. Aber ich war schon immer ein Kämpfer und entschließe mich zum Cunnilingus, doch auch dies bringt unerwartete technische Probleme mit sich. Wann immer ich meine, die richtige Stelle gefunden zu haben, bekomme ich keine Luft mehr, weil meine leider zu große Nase tief in ihr Fleisch drückt. Ich flüchte mich in Atemtechnik, die ich sonst nur vom Brustschwimmen kenne: zweimal tief eintauchen, Kopf raus und Luft holen, zweimal tief eintauchen, Kopf raus und Luft holen. Seltsamerweise funktioniert es, und als Iris nach endlos scheinender Zeit tatsächlich kommt, freut sich auch mein Schwanz über diesen schönen Erfolg, ich grapsche mir eilig ein Kondom aus der Schublade, ziehe es über und mache mich ans Werk, bevor er sich die Sache anders überlegt. Doch als ich zwischendurch unvorsichtigerweise kurz die Augen öffne und auf die Fleischberge unter mir blicke, merke ich, dass mein Schwanz die Beteiligung an der festlichen Veranstaltung nun endgültig einstellen wird. Zum ersten Mal im Leben täusche ich laut stöhnend einen Orgasmus vor, schnalle das Gummi ab und schmeiße es unters Bett, bevor sie merkt, dass es leer ist.
»Das ging aber schnell«, kichert sie, »du warst auch ganz schön geil, oder?« Weil ich keinerlei Anstalten mache, auch nur noch einen weiteren Finger zu rühren, quetscht sie sich wieder in ihre Korsage. »Hat echt Spaß gemacht«, sagt sie, »und es war eine geile Fantasie, aber jetzt hätte ich gerne meinen Fünfziger wieder. Kannst ja deine Telefonnummer draufschreiben, wenn du willst.«
Ich lächele sie an und halte ihr die Tür zum Treppenhaus auf.
Den Fünfziger habe ich gerahmt, er hängt jetzt über meinem Bett. Und manchmal, wenn eines von den Mädels mich fragt, was der da soll, dann sage ich: »Seltsame Geschichte, echt jetzt, die erzähl ich dir vielleicht ein andermal ...«
Dichterin
Aber es werden zunehmend weniger Frauen, die ich unter meinem 50-Euro-Schein vögele. Ich fange an, mich beim Ficken zu langweilen. Jedenfalls beim sinnlosen Ficken. Der Verstand vögelt eben doch mit und die Augen dazu.
Nicht, dass ich mit der Internetscheiße aufgehört hätte. Ich mache jetzt bloß ein bisschen langsamer. Ich trolle durch diverse Foren, und wenn mir eine Frau über den Weg läuft, dann sammele ich sie auf oder eben auch nicht.
Die wilden Tage gehen zu Ende, und das in mehr als einer Hinsicht.
Tatsächlich stelle ich fest, dass ich manchmal ohne Morgenlatte erwache, ein Zustand, den ich in meinem jugendlichen Alter besorgniserregend finde, aber es mag daran liegen, dass ich auch das Onanieren weitgehend aufgegeben habe, jedenfalls das tägliche. Ich bemerke zunehmend, dass es auch eine erniedrigende Komponente hat, sich mutterseelenallein den Wal zu schrubben und dabei den tausendsten schlechten Porno zu gucken, es ist das maximale Eingeständnis der Niederlage und hinterlässt keine Befriedigung, höchstens
Weitere Kostenlose Bücher