Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11
auf, seine Augen brannten sich in Chase’
Schädel. „Wo ist Ben Sullivan? Was zum Henker führst du wirklich im Schilde?“
Chase warf einen Blick zu Elise
hinüber. Es war ihm unendlich zuwider, dass sie diese brutale Seite ihrer
beider Welt miterleben musste. Er wollte nur, dass es für sie aufhörte. Er sah
die Tränen, die ihre Wangen hinabliefen, sah die Angst in ihren Augen, während
Tegan sie eisern festhielt, kalt und gefühllos, sie an all den tödlichen Stahl
und das Leder drückte, das seinen riesigen Körper umspannte.
Chase fluchte ausgiebig. „Ich
musste den Menschen gehen lassen. Ich hatte keine Wahl.“
„Falsche Antwort“, knurrte Dante
wütend und setzte Chase seine höllische Klinge unters Kinn.
„Eingesperrt in eurem Quartier
nützt mir der Crimson-Dealer nichts. Ich brauche ihn auf der Straße. Er muss
mir jemanden suchen helfen - meinen Neffen. Ich habe ihn gehen lassen, damit
er mir hilft, Camden zu finden, den Sohn meines Bruders.“
Dante blickte finster drein,
aber die Klinge senkte sich ein wenig.
„Was ist mit den anderen, die
verschwunden sind? Hat Sullivan alle diese Kids mit seinen Drogen gefüttert?“
„Ich kümmere mich darum, Camden
zurückzubekommen.
Er war vom ersten Tag an meine
eigentliche Mission.“
„Du hast uns belogen, Mistkerl“,
zischte der Krieger.
Chase begegnete dem anklagenden,
wütenden Blick. „Hätte der Orden mich denn unterstützt, wenn ich eure Hilfe
erbeten hätte, um einen vermissten Jugendlichen aus dem Dunklen Hafen zu
finden?“
Dante fluchte, leise und zornig.
„Das wirst du nie wissen, oder?“
Chase durchdachte es erneut. Er
begann einiges vom Kodex der Krieger zu verstehen. Er hatte aus erster Hand
erfahren, dass sie beiliebe nicht ohne Ehre waren. Ihre rücksichtslosen
Methoden und ihr kämpferisches Können machten sie zu einer geheimnisvollen und
tödlichen Macht - innerhalb des Stammes und sogar unter der Menschheit. Wenn
es erforderlich war, konnten sie gnadenlose Mörder sein. Dennoch ahnte Chase,
dass jeder Einzelne von ihnen im Herzen ein besserer Mann war als er selbst.
Dante gab ihn abrupt frei und
ging hinüber zu dem Range Rover. Tegan ließ Elise ebenfalls los, hielt aber
seinen harten grünen Blick weiter auf sie gerichtet, als sie ängstlich von ihm
wegtaumelte und sich die Stelle rieb, wo er sie berührt hatte.
„Steig in den Wagen, Harvard“,
forderte Dante ihn auf. Er deutete auf die offene hintere Tür. Ein Blick sagte
Chase deutlich, dass der Teufel los wäre, wenn er nicht kooperierte. „Wir
fahren zurück zum Quartier. Vielleicht kannst du Lucan überzeugen, dass wir
dich am Leben lassen.“
27
Kalter Schweiß rann von Ben
Sullivans Nacken herab, als er die erste Probe der neuen Crimsonproduktion
fertiggestellt hatte. Er hatte nicht gelogen, als er sagte, er hätte die Formel
nicht im Kopf. Er gab sein Bestes, um die Droge in der absurd kurzen Zeit, die
man ihm zugestanden hatte, neu zu entwickeln. Eine knappe halbe Stunde vor
Ablauf des Ultimatums sammelte er eine Dosis der rötlichen Substanz und trug
sie hinüber zu seiner Testperson. Der junge Mann in den schmutzigen Jeans und
dem Harvard-Sweatshirt hing kraftlos in den Fesseln, die ihn auf einem
Bürostuhl hielten. Sein Kopf war tief gebeugt, das Kinn auf die Brust gesunken.
Als Ben auf ihn zuging, öffnete
sich die Tür des behelfsmäßigen Kellerlabors, und sein dunkler Auftraggeber
trat ein. Er blieb zwischen den beiden bewaffneten Wachen stehen, die die ganze
Zeit über seine Fortschritte beaufsichtigt hatten.
„Ich hatte keine Gelegenheit,
die Feuchtigkeit aus dem Zeug zu filtern“, entschuldigte sich Ben für den
Becher mit der zähflüssigen Schmiere, die er hergestellt hatte. Er betete, dass
er das Rezept richtig hinbekommen hatte. „Dieser Bursche ist nicht gerade in
bester Verfassung. Was ist, wenn er es nicht schlucken kann?“
Es gab keine Antwort, nur
abwägendes, tödliches Schweigen.
Ben stieß nervös die Luft aus,
näherte sich dem jungen Mann und ging vor dem Stuhl in die Hocke. Unter den
Strähnen seiner ungekämmten Haare öffneten sich kraftlose Augen zu schmalen
Schlitzen und schlossen sich wieder. Ben starrte in das verzerrte, blasse
Gesicht. Ein Häufchen Elend, das wahrscheinlich einmal ein gut aussehender
junger Mann gewesen war …
O … Scheiße.
Er kannte den Jungen, kannte ihn
aus der Clubszene. Ein ordentlicher, regelmäßiger Kunde. Und im Übrigen auch
genau das lächelnde, jugendliche Gesicht,
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