Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11
und
ungläubig. Dies passierte gar nicht. Es konnte nicht sein. Es musste sich um
einen kranken Scherz handeln. Es war unmöglich.
„Nein.“ Sie ging rückwärts, weiter
und weiter, und schüttelte ungläubig den Kopf.
Der große Mann setzte sich in
Bewegung, kam auf sie zu.
Tess’ Herz raste in Panik,
Adrenalin schoss durch ihren Körper.
Sie drehte sich auf dem Absatz
um und jagte davon …
Ein weiterer entsetzlich
aussehender Mann kam zwischen den Autos hervor und stellte sich ihr in den Weg.
„Hallo Schönheit“, sagte er in
schroffem, bösartigem Ton.
Im fahlen Licht der
Straßenbeleuchtung blieb Tess’ Blick am geöffneten Mund dieses Kerls hängen.
Seine Lippen kräuselten sich und entblößten ein riesiges Paar Fangzähne.
Tess ließ den Hund aus ihrem
schlaffen Griff fallen und stieß einen schrecklichen, markerschütternden Schrei
aus, der die Nacht zerriss.
„Fahr da vorne links“, sagte
Dante vom Rücksitz des Range Rovers zu Tegan. Chase saß hinten, als warte er
auf seine Hinrichtung. Eine Erwartung, die Dante jetzt allerdings noch etwas
hinauszögerte. „Lass uns noch einen Abstecher in den Süden machen, bevor wir
ins Quartier fahren.“
Tegan nickte grimmig und bog an
der Ampel ab. „Denkst du, der Dealer könnte zu Hause sein?“
„Ich weiß nicht. Ist dennoch
einen Blick wert.“
Dante rieb sich eine merkwürdig
kalte Stelle, die hinter seinem Brustbein saß. Es war ein seltsames Gefühl, das
auf seine Lungen drückte und ihm das Atmen erschwerte. Die Empfindung war eher
abstrakt als körperlich, ein heftiges Zwicken seiner Instinkte, das ihn in
höchste Alarmbereitschaft versetzte.
Er drückte den automatischen
Fensterheber an seiner Seite, sah zu, wie das dunkle Glas herabglitt, und
atmete die kalte Nachtluft ein.
„Alles in Ordnung?“, fragte
Tegan mit tiefer Stimme vom abgedunkelten Cockpit des Geländewagens her.
„Willst du deine Aktion von neulich wiederholen?“
„Nein.“ Dante schüttelte vage
den Kopf und schaute aus dem offenen Fenster; beobachtete den Verkehr und die
verschwommenen Lichter. Nun blieben die Gebäude des Geschäftsviertels hinter
ihnen zurück, die alte Wohngegend im südlichen Boston kam in Sicht. „Nein, dies
ist … etwas anderes.“
Der verdammte kalte Knoten in
seiner Brust bohrte sich tiefer und wurde eisig, obwohl seine Handflächen
schwitzten. Sein Magen krampfte sich zusammen. Adrenalin entlud sich in seinen
Venen mit einer plötzlichen, ruckenden Flut.
Was zur Hölle …?
Es war Furcht, die durch ihn
hindurchrauschte, wie er jetzt erkannte. Panische Todesangst. Nicht seine
eigene, sondern die von jemand anderem.
Hölle und Verdammnis.
„Halt den Wagen an.“
Es war Tess’ Angst, die er
spürte. Ihr Schrecken erreichte ihn über die Blutsverbindung, die sie teilten.
Sie war da draußen in Gefahr. In Lebensgefahr!
„Tegan, halt den verdammten
Wagen an!“
Der Krieger trat auf die Bremse,
riss das Lenkrad hart nach rechts und ließ den Rover kaltschnäuzig auf den
Absatz der Böschung schleudern. Sie waren nicht allzu weit von Ben Sullivans
Wohnung weg; sein Apartment konnte nicht mehr als ein halbes Dutzend
Häuserblocks entfernt liegen - aber doppelt so weit, wenn sie sich mit dem
Wagen durch das Labyrinth der Einbahnstraßen und Ampelschaltungen von hier nach
dort navigieren mussten.
Dante riss die Tür auf und
sprang auf den Gehweg. Er sog die Luft tief in seine Lungen und betete darum,
die Witterung ihres Dufts aufnehmen zu können.
Da war es.
Er konzentrierte sich auf die
zimtig-süße Note unter den tausend anderen vermischten Gerüchen in der
frostigen nächtlichen Brise. Die Blutfährte von Tess war sehr schwach, wurde
aber rasch stärker - viel zu stark.
Dantes Blut gefror.
Irgendwo nicht weit von da, wo
er stand, blutete Tess.
Tegan lehnte sich über den Sitz,
den kräftigen Unterarm über das Lenkrad gelegt und sah mit scharfem Blick zu
Dante auf.
„Dante, Mann - was soll der
Scheiß? Was ist los?“
„Keine Zeit“, sagte Dante. Er
drehte sich zum Wagen und schmiss die Tür zu. „Ich mach mich zu Fuß auf den
Weg. Schaff ihn zu Sullivans Wohnung. Das liegt …“
„Ich kenne den Weg“, sagte Chase
vom Rücksitz aus und begegnete Dantes Blick durch das offene Fenster. „Mach
schon.
Wir sind gleich hinter dir.“
Dante nickte den ernsten
Gesichtern einmal zu, drehte sich um und rannte in einem höllischen Tempo los.
Er raste durch Höfe, sprang über
Zäune, spurtete durch enge
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