Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11
Zeit bei einer Explosion auf einer der Bahnlinien
der Stadt von den Rogues getötet worden war.
Als Dante die Versammlung der
Stammeskrieger betrachtete, fiel sein Blick auf ein unvertrautes Gesicht. Das
musste der Gast sein, den Gideon erwähnt hatte. Der fremde Vampir hatte das
ordentliche, etwas geschniegelte Aussehen eines Buchhalters - dunkler Anzug,
weißes Hemd, steife graue Krawatte und glänzende schwarze Halbschuhe. Sein
goldbraunes Haar war kurz geschnitten und untadelig gekämmt, keine Strähne fehl
am Platz. Obwohl man sehen konnte, dass er unter seiner polierten Montur
stattlich gebaut war, erinnerte er an einen dieser hübschen Jünglinge, wie man
sie in Anzeigen für Designerklamotten oder teures Aftershave in den
Zeitschriften der Menschen sah.
Unmutig schüttelte Dante den
Kopf. „Sag mir bloß nicht, dass das einer unserer neuen Kandidaten ist.“
„Das“, sagte Gideon, „ist Agent
Sterling Chase vom Dunklen Hafen Boston.“
Ein Gesetzeshüter aus dem
Dunklen Hafen. Nun, das ergab irgendwie Sinn. Immerhin erklärte es seine
zugeknöpfte, bürokratische Erscheinung. „Was will er denn von uns?“
„Informationen. Es geht um ein
Bündnis, soweit ich verstanden habe. Der Dunkle Hafen hat ihn zu uns geschickt
in der Hoffnung, dass der Orden ihnen in einer bestimmten Sache zu Hilfe
kommt.“
„Zu Hilfe kommt“, knurrte Dante
skeptisch. „Wir? Denen?
Du machst wohl Witze. Es ist
noch gar nicht lang her, da hat uns die Normalbevölkerung der Dunklen Häfen
noch als gesetzlose Randalierer beschimpft.“
Gideon, der neben ihm ging, sah
ihn mit einem verkniffenen Grinsen an. „Ich glaube, eine ihrer höflicheren
Formulierungen war ,Dinosaurier‘ die sich überlebt haben und ihrer Vernichtung
zugeführt werden sollten‘.“
Welche Ironie, wenn man
bedachte, dass die Bewohner dieser Vampirreservate nur deshalb noch
existierten, weil die Krieger nach wie vor mit all ihren Kräften die Rogues bekämpften.
Schon in dunkleren Jahrhunderten
der Menschheitsgeschichte, lange bevor er selbst im Italien des achtzehnten
Jahrhunderts geboren wurde, war der Orden der einzige Beschützer des
Vampirvolks gewesen. Damals wurden sie noch als Helden verehrt.
Seitdem hatten die Krieger auf
der ganzen Welt Rogues gejagt und ausgelöscht und selbst den kleinsten
Aufständen ein Ende gemacht, ehe sie eine Chance bekamen, sich auszuweiten - und
jetzt leisteten sich die Dunklen Häfen eine entspannte Haltung arroganter Zuversicht.
In der modernen Epoche war die Gruppe der Rogues zahlenmäßig zunächst klein
geblieben, aber seit Neuestem wieder im Anwachsen begriffen. Inzwischen hatten
die Dunklen Häfen Rechtsvorschriften und bürokratische Verfahren entwickelt,
laut denen Rogues wie gewöhnliche Kriminelle behandelt werden sollten, wobei
man unsinnigerweise davon ausging, dass sich das Problem durch Haft und
Resozialisierungsprogramme lösen ließ.
Die Stammeskrieger wussten es
besser. Sie sahen die Gemetzel der Rogues aus nächster Nähe mit an, während
sich der Rest der Vampirbevölkerung in seinen Reservaten verkroch und sich dort
in falscher Sicherheit wiegte. Dante und seine Mitstreiter im Orden waren die
einzige wirkliche Verteidigung des Stammes, und sie zogen es vor, unabhängig zu
arbeiten - manche sagten auch, an den machtlosen Gesetzen der Dunklen Häfen
vorbei.
„Die bitten uns um Hilfe?“ Dante
ballte seine Hände zu Fäusten, er war nicht in der Stimmung, sich mit
Vampirpolitik abzugeben oder mit den Idioten, deren Beruf das war. „Ich hoffe,
Lucan hat das Treffen einberufen, damit wir denen beweisen, dass wir Wilde
sind, indem wir ihren verdammten Boten umlegen.“
Gideon kicherte, als die
Glastüren des Labors vor ihnen aufschwangen. „Versuch mal, den guten Agenten
Chase nicht gleich zu verscheuchen, bevor er eine Chance hatte, zu erklären,
warum er gekommen ist. Kriegst du das hin, D.?“
Gideon betrat den Raum. Dante
folgte ihm in die geräumige Kommandozentrale und nickte Lucan und seinen
Brüdern respektvoll zu. Dann wandte er sich dem Agenten zu und begegnete ruhig
seinem Blick. Der Zivilvampir erhob sich von seinem Stuhl am Konferenztisch und
musterte Dantes blutige, zerschlagene Erscheinung mit unverhohlenem Abscheu.
Jetzt war er doch verdammt froh,
vor dem Treffen keine Säuberungspause eingelegt zu haben. Um ihn weiter zu
brüskieren, ging Dante auf den Agenten zu und hielt ihm seine dreckverschmierte
Hand zur Begrüßung hin.
„Sie müssen der Krieger
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