Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11
auf den Menschen erhaschen konnte, der dort mit einer halb
leeren Crimson-Ampulle stand. Vor Entsetzen stand ihm der Mund offen - eine
Schrecksekunde lang. Dann stürzte er auch schon zur Hintertür des Clubs hinaus.
Zum Donner!
Dante kannte den Hurensohn.
Nicht seinen Namen, aber sein
Gesicht. Er hatte ihn erst vor ein paar Stunden gesehen - mit Tess auf der
Kunstausstellung.
Der Crimson-Dealer war ihr Freund.
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„Schnapp ihn dir!“, brüllte
Dante Chase zu.
Obwohl sein erster Impuls war,
dem Fliehenden nachzusetzen und den Bastard in Fetzen zu reißen, noch bevor
seine Füße mit dem Asphalt in Berührung kamen, hatte Dante erst ein größeres
Problem hier im Club zu bewältigen. Er katapultierte sich auf den Rücken des
rasenden Jungen im Blutrausch und riss ihn von seiner wimmernden menschlichen
Beute weg. Dante warf ihn an die nächste Wand und duckte sich tief, um ihn
sofort wieder anzuspringen.
„Raus hier, verschwinde“, befahl
er der geschwächten jungen Frau, die ihm starr vor Schock zu Füßen lag. Das
alles geschah zu schnell, um von ihrem menschlichen Gehirn verarbeitet werden
zu können, zweifellos kam Dantes Stimme als ein geknurrter, körperloser Befehl
bei ihren Ohren an. „Beweg dich schon, verdammt. Jetzt!“
Dante wartete nicht ab, um zu
sehen, ob sie gehorchte.
Der Crimson-Junkie stand vom
Boden auf, knurrend und zischend, die Finger zu Klauen verkrampft. Aus seinem
offenen Mund quoll rosafarbener Schaum, von den Spitzen seiner riesigen Fänge
hingen Speichelfäden. Seine Pupillen waren zu dünnen, senkrechten Schlitzen
verengt, um sie herum loderte gelbes Feuer. Die Konzentration eines Vampirs im
Zustand der Blutgier war unbeständig, so zuckte sein Kopf hin und her, als
könnte er sich nicht entscheiden, was ihm lieber war: eine offene menschliche
Halsschlagader oder ein Stück des Störenfriedes, der sein Mahl unterbrochen
hatte.
Der Vampir grunzte, dann warf er
sich auf den Menschen, der ihm am nächsten stand.
Dante flog auf ihn zu wie ein
Hurrikan.
Ineinander verkeilt polterten
sie durch den Gang zur Hintertür des Clubs, brachen durch den Ausgang und
rollten auf die Gasse hinter dem Club hinaus. Dort draußen war niemand - keine
Spur von Chase oder Tess’ Dealerfreund. Nur Dunkelheit und feuchter Asphalt und
ein Müllcontainer, der nach wochenalten Abfällen stank.
Während der Crimson-Junkie im
Chaos wilder Bewegung nach ihm schnappte und versuchte, ihn mit seinen Klauen
zu packen, schickte Dante einen scharfen mentalen Befehl an die Hintertür des
Clubs, die sich prompt mit einem lauten Knall schloss, klickend rastete ihr
Schloss ein. So wurden die Neugierigen davon abgehalten, nach draußen und ihm
in die Quere zu kommen.
Der junge Vampir kämpfte wie ein
Verrückter. Er bäumte sich auf, trat, warf sich herum, zerstampfte alles, was
ihm unter die Füße kam, er kämpfte, als wäre er mit reinem Adrenalin
vollgepumpt. Dante fühlte, wie etwas Heißes schneidend in seinen Unterarm fuhr,
und seine Wut wuchs, als er erkannte, dass der Junge seine Fänge in seinem Arm
versenkt hatte.
Dante brüllte auf. Das bisschen
Geduld, das er in dieser Situation noch gehabt hatte, verdampfte schlagartig.
Er packte den Schädel seines Angreifers und schleuderte ihn mit aller Kraft von
sich fort. Der junge Vampir krachte gegen den stählernen Müllcontainer und
rutschte in einem wirren Haufen aus Armen und Beinen auf den Asphalt hinunter.
Dante ging zu ihm hinüber,
bernsteingelbe Wut in den Augen. Er konnte spüren, wie als körperliche Reaktion
auf den Kampf seine Fangzähne ausfuhren. „Aufstehen“, sagte er zu dem jüngeren
Vampir. „Aufstehen, bevor ich dich an deinen Eiern hochhebe, du Arschloch.“
Der Junge knurrte leise, seine
Muskeln wölbten sich, als er sich sammelte. Er stand auf und zog ein Messer aus
der Gesäßtasche seiner Jeans. Die Waffe war jämmerlich, nur eine gedrungene
Klinge mit einem Griff aus Hornimitat. Es sah aus, als hätte der Junge sie aus
dem Werkzeugkasten seines Vaters mitgehen lassen.
„Was zum Henker denkst du, damit
anfangen zu können?“, fragte Dante und zog kühl eine seiner Malebranche -Klingen
aus ihrer Scheide. Der gebogene, polierte Stahl mit seiner schmalen
Titanschneide glänzte hell wie geschmolzenes Silber, sogar im Dunkeln.
Der junge Vampir beäugte den
handgeschmiedeten Dolch, dann knurrte er und machte einen ungeschickten Schritt
zur Seite.
„Sei kein Idiot, Junge. Der
Ständer, den du gerade hast, kommt nur
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