Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11
einfach so, war der plötzliche, überraschende Kuss
vorbei. Und Tess wollte mehr.
Gott, wie sie ihn wollte.
Sie konnte ihre Augen nicht
öffnen, so sehr hämmerte ihr Blut in den Schläfen, jeder Teil ihres Körpers war
heiß vor Begehren und erfüllt von einer seltsamen, unmöglichen Sehnsucht.
Tess schwankte ein wenig,
keuchend und atemlos, verwundert über diesen plötzlichen Ansturm des Begehrens.
Und dann, übergangslos, spürte sie eine kühle Brise auf ihrer Haut, die eine
Gänsehaut hinterließ.
„Tut mir leid, das hat jetzt
etwas gedauert.“ Bens Stimme ließ sie die Augen rasch aufmachen, als er mit
Drinks zu ihr herübergeschlendert kam. „Das ist der reinste Zoo hier. Die
Schlange an der Bar wollte gar kein Ende nehmen.“
Erstaunt schaute sie sich nach
Dante um. Aber er war fort.
Nirgendwo eine Spur von ihm - weder
in ihrer Nähe noch in der umherwandernden Menschenmenge.
Ben reichte ihr ein Glas
Mineralwasser. Tess trank es schnell aus. Fast hätte sie ihm seinen Champagner
abgenommen und den auch noch hinuntergekippt.
„Oh, Scheiße“, sagte Ben und
runzelte die Stirn. „Das Glas hat einen Sprung, Tess. Du hast dir die Lippe
aufgeschnitten.“
Sie hob die Hand an den Mund,
während Ben hektisch nach einem Taschentuch wühlte. Ihre Fingerspitzen waren
nass und von tiefem Rot.
„Lieber Himmel, tut mir das
leid, ich hätte mir das Glas genauer anschauen …“
„Ist schon in Ordnung, wirklich,
nicht so schlimm.“ Ob das stimmte, wusste sie nicht genau. Aber nichts von dem,
was sie gerade fühlte, war Bens Schuld. Und sie musste das Glas nicht auf
scharfe Kanten untersuchen, an denen sie mit der Lippe hätte hängen bleiben
können - sie wusste, es hatte keine. Vielmehr musste sie sich gebissen haben,
als Dante und sie … Nun, dieses seltsame Zusammentreffen wollte sie lieber
schnell wieder vergessen. „Weißt du, Ben, ich bin etwas müde. Würde es dir was
ausmachen, wenn wir es für heute gut sein lassen?“
Er schüttelte den Kopf. „Nein,
ist schon okay. Was immer du willst. Lass uns unsere Mäntel holen gehen.“
„Danke, Ben.“
Als sie hinausgingen, warf Tess einen letzten Blick auf die
Schauvitrine, in der Endymion schlief, auf die Dunkelheit wartete und darauf,
dass seine Geliebte aus einer anderen Welt zu ihm kam.
10
Was zur Hölle hatte er sich nur
dabei gedacht?
Aufgewühlt ging Dante im
Schatten vor dem Museum hin und her. In extrem schlechter Laune. Fehler Nummer
eins war gewesen, überhaupt herzukommen und zu denken, dass er sich die junge
Frau nur noch einmal ansehen wollte, die nach dem Gesetz des Vampirvolkes jetzt
ihm gehörte. Fehler Nummer zwei? Sie am Arm ihres menschlichen Freundes zu
sehen. In ihrem dunkelroten Kleid und den schicken kleinen Sandalen sah sie aus
wie ein leuchtender Edelstein. Und zu denken, dass er nicht das Bedürfnis haben
würde, sie noch näher anzusehen.
Sie zu berühren.
Sie zu schmecken.
Von diesem Moment an ging es
nicht mehr um einen Mangel an Urteilsvermögen, sondern fiel direkt in die
Kategorie Katastrophe. Sein Schwanz tobte nach Erleichterung, seine Pupillen
waren vor Begierde zu scharfen Schlitzen verengt. Sein Puls raste, seine Fänge
waren vor Hunger nach ihrem Fleisch weit ausgefahren - und all das minderte
natürlich nicht im Geringsten seinen Frust darüber, dass er eben da drin mit
Tess fast die Kontrolle verloren hatte.
Dante konnte sich nur ausmalen,
wie weit er bei ihr zu gehen versucht hätte, egal ob die Menge sie beobachtete
oder nicht, wenn nicht gerade dann ihr Freund zurückgekommen wäre. Als der Mann
von der Bar zurückkam, hatte Dante einen Moment lang recht primitive Gelüste
gehegt. Seine Begierde nach Tess löste schon Mordgedanken in ihm aus.
Verdammt.
Er hätte heute Abend gar nicht
herkommen dürfen.
Was hatte er sich zu beweisen
versucht? Dass er stärker war als das Band des Blutes, das sie jetzt an ihn band?
Alles, was er unter Beweis
gestellt hatte, war seine eigene Arroganz. Sein tobender Körper würde ihn den
Rest der Nacht daran erinnern. Dieser gewaltige Ansturm unerfüllter Begierde
würde ihm nun den Rest der Woche zu schaffen machen.
Und trotzdem fiel es ihm schwer,
die Sache ernstlich zu bereuen. Tess war so sanft dahingeschmolzen. Und gegen
den Geschmack ihres Blutes auf seiner Zunge, als er ihre Lippe mit seinen
Fängen angebissen hatte, kamen ihm die übrigen Symptome seiner Qual wie ein
Kinderspiel vor.
Was er fühlte, überstieg das
primitive Bedürfnis nach
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