Midnight Breed 03 - Geschöpf der Finsternis-neu-ok-13.11.11
des Club Aphrodite zu gelangen, gab ihr doch
eine unerwartete Schnelllektion in Sachen Erotik.
Sie wurden von einem riesigen,
muskelbepackten Mann in einem dunklen Maßanzug eingelassen. Er trug ein
schnurloses Headset am Ohr, ein kleines Mikrofon bog sich zu seinem Mund
hinunter, unter dem ein Ziegenbärtchen prangte. Er sprach hinein, vermutlich
teilte er seiner Chefin mit, dass ihre Gäste eingetroffen waren, während er
Tegan und Elise durch das Erdgeschoss des Clubs führte.
Dekoriert mit bunten Karnevalsgirlanden,
waren Lounge und Bar mit ihren Armaturen und Beschlägen aus poliertem Messing
und der erlesenen Möblierung ein visueller Augenschmaus.
Nackte Schönheiten räkelten sich
auf Sofas mit Tierfellmuster.
Einige von ihnen widmeten sich
in aller Öffentlichkeit einem oder zwei Kunden. Wieder andere gaben eine
erotische Darbietung zum Besten, küssten und streichelten einander, während
Männer in seidenen Bademänteln oder Saunatüchern ihnen mit verzückten,
erhitzten Blicken zusahen.
In einem anderen Kuschelnest in
der Nähe der Bar wurde gerade ein Mann von vier Frauen gleichzeitig verwöhnt.
Elise schaffte es kaum, nicht mit offenem Mund auf den Wirrwarr von
sonnengebräunten Armen und Beinen zu starren. Selbst über den leisen,
dröhnenden Rhythmus der Musik hinweg, die über Deckenlautsprecher rieselte,
konnte sie das Geräusch hören, wie Haut auf Haut klatschte, und das lustvolle
Stöhnen und die heiseren Schreie der Erlösung, die aus praktisch jeder Ecke der
Lounge kamen.
Von so vielen Menschen umgeben,
kämpfte Elise gegen das dunkle Dröhnen ihrer Gabe an, die zum Leben erwacht
war, sobald sie den Club betreten hatten. Zum Glück war das meiste des
Ansturms, der sie traf, lustvoller Natur, einiges davon von drastischer
Deutlichkeit, aber nicht verstörend genug, um richtigen Schmerz hervorzurufen.
Sie erinnerte sich an Tegans
Lektion und griff mit ihren Gedanken nach einer der unbedrohlichsten Stimmen,
die ihren Kopf erfüllten. Sie zog sie hervor und benutzte sie, um die anderen
zu dämpfen, während sie durch den Club ging.
Als sie wagte, einen Blick auf
Tegan zu werfen, bemerkte sie, dass er sie anstarrte. Wenn er etwas von all den
öffentlich vollzogenen Paarungen um sie herum bemerkt hatte, schien er nicht im
Geringsten davon beeindruckt. Nein, er schien viel mehr daran interessiert,
ihre Reaktion zu beobachten. Sein Blick war hart und durchdringend, sein Kiefer
so fest zusammengepresst, dass ihm schon fast die Zähne zerspringen mussten.
Von der Intensität seines
Blickes wurde ihr innerlich zu warm. Elise blinzelte und sah weg. Aber von ihm
wegzusehen bedeutete, mehr von diesem Club zu sehen. Mehr rohe, pulsierende
Sexualität, die ihr Tegans Anwesenheit nur umso deutlicher bewusst machte, und
die lebhafte Erinnerung daran, wie gut sich ihre Körper zusammen anfühlten.
Ihre Erleichterung hätte
unmöglich größer sein können, als ihr Begleiter vor einem Fahrstuhl stehen
blieb und sie in eine wartende Kabine führte.
Sie fuhren in den vierten Stock
hinauf. Der Lift öffnete sich in eine Suite mit Glaswänden, die offenbar als Büro
und auch als Schlafzimmer fungierte. Reichen erhob sich von dem luxuriösen,
runden Bett, auf dem er sich in eleganter Haltung ausgestreckt hatte, um sie zu
begrüßen. Sein weißes Hemd war aufgeknöpft, seine maßgeschneiderten grauen
Hosen brachten seine schlanken Hüften und den glatten, muskulösen Oberkörpper
gut zur Geltung. Die Dermaglyphen des Vampirs wirbelten in flügelähnlichen
Schnörkeln über seine Brustmuskeln und akzentuierten die maskuline Schönheit
ihrer Form.
Er schien es gewohnt, bewundert
zu werden, und lächelte nur, als Tegan und Elise in den Raum traten.
„Mir war nicht klar, dass Sie
Tegan hierher begleiten würden“, sagte er und nahm galant Elises Hand. „Ich
hoffe, Sie sind nicht allzu schockiert.“
„Nicht im Geringsten“, sagte sie
und hoffte, dass ihr nicht anzumerken war, wie unbehaglich sie sich fühlte.
Reichen stellte sie der groß
gewachsenen Brünetten vor, die sie letzte Nacht mit ihm gesehen hatte. Die
junge Frau trug einen elfenbeinweißen Hosenanzug von raffinierter Schlichtheit,
den man eher in einem Vorstandszimmer als in einem Bordell vermutet hätte.
Heute Abend war ihr dunkles Rabenhaar in einem losen Knoten aufgesteckt,
festgehalten von einem Paar glänzender Essstäbchen aus Schildpatt.
Sie war der Inbegriff von
Professionalität. Ein eigentümlicher Kontrast zu den
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