Midnight Breed 03 - Geschöpf der Finsternis-neu-ok-13.11.11
stapfte schon in Richtung Aufzug, ein einsamer Krieger
mit einer einzigen Aufgabe. Das war er in Wirklichkeit, und das würde er immer
bleiben.
Sie schloss die Augen, als er in
die wartende Kabine trat und sich die polierte Messingtür hinter ihm schloss.
Ihre Sinne folgten ihm, als er hinabfuhr, ihre Blutsverbindung zu ihm warm und
lebendig in ihren Adern. Das war der einzige Teil von ihm, an dem sie sich
wirklich festhalten konnte; und sie wusste nicht, ob er sie jemals näher an
sich heranlassen würde, um mehr zu bekommen als nur das.
26
Tegan duckte sich tief auf das
Flachdach, die Augen fest auf ein lichterfülltes Fenster ohne Vorhänge im
Nebengebäude gerichtet. Der Lakai hatte die letzte Viertelstunde ununterbrochen
am Handy verbracht. So schnell, wie sich seine Lippen bewegten, und dem
besorgten Ausdruck auf seinem entstellten Gesicht nach zu schließen, war er
wohl gerade dabei, sich aus einer verdammt ernsten Sache herauszureden. Ohne
Zweifel war es sein Meister, mit dem er telefonierte und dem er die schlechten
Nachrichten überbrachte, dass seine Befehle nicht ganz so ausgeführt worden
waren wie geplant.
Tegans Mund zuckte wütend, als
er dem Lakaien dabei zusah, wie er sich wand und nervös in seinem dreckigen
Rattenloch von Wohnung hin und her lief. Am Hals trug er einen dicken
Gazeverband. Ein Blutstropfen drang durch den weißen Stoff, wo Elise den
Bastard getroffen hatte. Sein nackter Oberkörper war ähnlich verarztet, und so,
wie er sich beim Sprechen die Rippen hielt, dachte Tegan, musste er auch eine
perforierte Lunge haben.
Neben ihm auf einem Couchtisch,
der mit Pornomagazinen und leeren Bierflaschen übersät war, lag ein
blutgetränktes Hemd und ein offener Verbandskasten. Außerdem Baumwollgaze,
weißes medizinisches Klebeband, sogar eine angebrochene Rolle Faden für
Wundnähte und eine verbogene Nähnadel.
Offenbar hatte er ein wenig
Erste Hilfe praktiziert, nachdem er aus Irina Odolfs Haus entkommen war.
Vergebliche Liebesmüh ,
dachte Tegan mit grimmiger Befriedigung, als der Lakai sein Telefonat abrupt
beendete und das Handy auf den Tisch warf.
Er verschwand in einem
Nebenraum, und als er wenig später wieder erschien, fuhr er vorsichtig in ein
Flanellhemd. Er knöpfte es zu, stopfte das Handy in die Hosentasche, griff sich
seinen Mantel und ging auf die Tür zu.
Tegan war unten auf dem Asphalt,
noch bevor der Lakai das Gebäude verließ. Er vertrat dem Mann den Weg und stieß
ihn mit einem scharfen mentalen Befehl zurück.
„Was zum Teufel …!“ Der genervte
Blick des Lakaien wich sofort Beunruhigung, als Tegan seine Fangzähne
aufblitzen ließ.
„Oh, Scheiße!“
Er fuhr herum, um ins Haus
zurückzurennen, aber Tegan kam ihm zuvor, schneller, als das menschliche Auge
wahrnehmen konnte. Er streckte die Hand aus und packte den Lakai an der Kehle,
schloss seine Finger um den dicken Hals.
Der Lakai schrie auf, er keuchte
pfeifend und kämpfte gegen den plötzlichen Würgegriff an.
„Ja, tut weh, nicht?“, sagte
Tegan kalt. Er drückte fester zu, verstärkte den Druck, sodass nur das
winzigste bisschen Luft in die Lungen des Lakaien gelangen konnte. „Du hattest
heute Schwierigkeiten in der Stadt, was?“
„Lass … mich … los.“
Durch die Fingerspitzen fing
Tegan seine Erinnerung an das auf, was in Irina Odolfs Haus vor sich gegangen
war. Er las die Wut des Lakaien, seine Überraschung über Elises Gegenwehr,
seine ekelhaften Absichten, wie sie es hätte büßen sollen, wenn ihr nicht
gelungen wäre, vor ihm zu fliehen.
„Wer hat dich geschickt?“,
fragte Tegan, sich der Antwort nur allzu sicher, aber er musste es hören. „Wer
ist dein Meister, du krankes Stück Scheiße?“
„Verpiss dich, Vampir“, keuchte
der Lakai, aber innerlich war er in heller Panik und hatte erhebliche
Schmerzen. Wenn sich seine Zunge auch weigerte, den Namen preiszugeben,
verrieten ihn doch seine Gedanken an Tegans Fingerspitzen.
Marek.
Dass er Lucans Bruder gehörte,
überraschte Tegan kaum. Er wusste, dass der mächtige Vampir über ein weit
gespanntes Netzwerk von menschlichen Sklaven verfügte, deren Geist er
kontrollierte. Der verlogene Hurensohn hatte weiß Gott viele Jahre Zeit gehabt,
die Basis für den dunklen Plan zu legen, den er ausbrütete, wie auch immer er
lauten mochte.
Aber es war nicht die Wut auf
Marek, die ihm jetzt die Hand führte, als er seinen Griff über den verletzten
Hals des Lakaien verstärkte, sosehr er sich auch sagen wollte, dass er
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