Midnight Breed 03 - Geschöpf der Finsternis-neu-ok-13.11.11
bestialischen Grausamkeit geworden, die die
Alten der Menschheit angetan hatten. Damals waren den ausgehungerten Vampiren
ganze Dörfer, zahllose Menschenleben zum Opfer gefallen. Diese Gemetzel hatten
Marek nie so sehr verstört wie seinen jüngeren Bruder.
Während Lucan das Entsetzen, das
die Alten verbreiteten, zutiefst verabscheute, gab sich Marek diesem Vergnügen
recht häufig selber hin. Die Macht, Panik auszulösen und zu töten, ohne dass
jemand Vergeltung üben konnte, gab ihm ein erhebendes Gefühl, und er fragte sich
oft, warum sich das Vampirvolk seine menschlichen Blutwirte nicht einfach
Untertan machte und den Planeten für sich beanspruchte.
Diesen Samen der Unzufriedenheit
hatte Marek den Alten schon geraume Zeit verabreicht, als all seine Pläne
plötzlich ins Schleudern gerieten.
In einem Anfall von Blutgier
nahm sein außerirdischer Erzeuger das Leben seiner und Lucans Mutter. Die
Kreatur schlachtete sie förmlich ab, und Lucan, der Gerechtigkeit forderte,
nahm sich dafür den Kopf des Vampirs. Mit diesem Mord an einem der Alten
erklärte Lucan den anderen, die noch übrig waren, und allen, die ihnen dienten,
den Krieg. Lucan gründete den Orden und rekrutierte Marek, Tegan und vier
andere Gen-Eins-Vampire, die alle schworen, das Massenmorden zu beenden und
eine neue Lebensform für das Vampirvolk zu schaffen.
Solch edle, hochfliegende
Absichten.
Selbst jetzt konnte Marek ein
hämisches Kichern kaum zurückhalten. Er war nicht das einzige Mitglied des
Ordens gewesen, das sich an Lucans Vision einer friedlichen Koexistenz mit der
Menschheit gestoßen hatte. Ein anderer Krieger, Dragos, vertraute Marek
schließlich an, dass er andere Vorstellungen von der Zukunft des Stammes hatte.
Und was noch faszinierender war,
er hatte bereits begonnen, aktiv auf diese Zukunft hinzuarbeiten.
Während der Orden den noch
lebenden Alten den Krieg erklärte und sie in einer Schlacht, die Jahre dauerte,
einen nach dem anderen zur Strecke brachte, blieb eine dieser todbringenden
Kreaturen übrig.
Dragos und sein außerirdischer
Erzeuger hatten einen Pakt geschlossen. Statt den Vampir zu töten, hatte Dragos
geholfen, ihn zu verstecken.
Erst etliche Zeit später,
nachdem Dragos im Kampf eine tödliche Verwundung davongetragen hatte, beschloss
er, sein Geheimnis Marek anzuvertrauen. Aber der Bastard hatte ihm nicht alles
verraten wollen. Dragos weigerte sich, Marek den genauen Ort der Gruft
anzugeben, wo der Alte in einem künstlichen, langen Winterschlaf lag.
Der Zorn, der Marek darüber
gepackt hatte, dieses Detail nicht in Erfahrung bringen zu können, war unkontrollierbar
gewesen. Er hatte Dragos einen Dolch in den Hals gerammt und den Vampir - und
die alles entscheidende Information - mit einem wütenden Hieb ins Grab
geschickt.
Dann hatte er die einzige Person
verfolgt, die ihm vielleicht noch etwas nützen konnte: Dragos’ Stammesgefährtin
Kassia.
Aber die Frau war durchtrieben,
und in dem Moment, als ihr Gefährte von Mareks Hand starb, musste sie gespürt
haben, dass sie bald schon dasselbe Schicksal ereilen würde.
In der Zeit, die Marek brauchte,
um auf Dragos’ Schloss anzukommen, um ihr das Geheimnis zu entreißen, hatte
Kassia seine Pläne durchkreuzt, indem sie sich das Leben genommen hatte.
Seither war Marek besessen von
der Mission, Dragos’ Geheimnis zu lüften. Dafür hatte er bereitwillig gefoltert
und getötet. Seine Ehre hatte er schon vor langer Zeit fortgeworfen, seinen
eigenen Tod vorgetäuscht und all seine Verwandten verraten, alles nur um der
Chance willen, derjenige zu sein, der den alten Terror auf die Menschheit
loslassen und ihn nach seinem Willen lenken würde.
Schließlich, nach einer
scheinbar endlosen Zeit der Suche, hatte er kürzlich seinen ersten, wirklich
bedeutsamen Hinweis gefunden: den Namen Odolf, einer Stammesfamilie aus der
alten Zeit, die damals mit Dragos’ Gefährtin Kassia in Verbindung gestanden
hatte. Vor all diesen Jahrhunderten hatte sie ihnen etwas Wertvolles übergeben,
doch selbst Folter hatte Marek nicht die Antworten gebracht, die er benötigte.
Und nun war der Orden dabei, der
Wahrheit jeden Moment näherzukommen. Bei dem Gedanken daran biss Marek wütend
die Zähne zusammen. Er hatte nicht so lange gearbeitet, so lange gewartet, nur
damit ihm jetzt alles durch die Finger rann. An diese Möglichkeit würde er
nicht einmal denken.
Er würde gewinnen.
Die wahre Schlacht fing jetzt
erst an.
Einige Minuten, nachdem sie im
Hauptquartier
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