Midnight Breed 03 - Geschöpf der Finsternis-neu-ok-13.11.11
weiß nicht, worin sie besteht. Ich weiß, dass
Dragos tot ist.
Lucan kann das bestätigen, denn
er hat die Leiche gesehen.“
Der Anführer des Ordens nickte
zustimmend. „Auch seine Gefährtin hat sie gesehen. Das war offenbar zu viel für
Kassia.
Sie hat noch in derselben Nacht
Selbstmord begangen.“
Nikolai stieß einen Grunzlaut
aus. „Was haben wir also in der Hand, womit wir arbeiten können? Unser eigenes
Romeo-und-Julia-Szenario, einen Fledermausköttel von Rogue, der in Rätseln
spricht, eine ausgestorbene Glyphe, die auf den Rand eines schimmligen alten
Buches gekritzelt ist, und Marek irgendwo mittendrin.“
„Wenn wir Marek finden, werden
wir Antworten bekommen“, warf Dante ein, seine Stimme tief und tödlich.
Tegan nickte. „Das stimmt. Aber
dazu müssen wir ihn erst finden.“
„Leider haben wir keine heiße
Spur“, sagte Gideon. „Seit wir ihn letzten Sommer fast ausgeräuchert haben, hat
er sich tief in den Untergrund verzogen.“
„Dann spüren wir ihn eben auf,
wie das Ungeziefer, das er ist“, knurrte Rio. „Wir finden ihn und räuchern den
Hurensohn aus.“
Tegan warf einen Blick auf
Lucan, der das Gespräch in stoischer Ruhe in sich aufnahm. Bei all dem Gerede
von Feinden und Schlachten konnte man manchmal fast vergessen, dass Lucan und
Marek Brüder waren. „Ist das für dich in Ordnung?“
Der silberne Blick, der Tegan
traf, war standhaft. „Was immer Marek plant, er muss aufgehalten werden. Die
Frage ist nicht ob, sondern wann. Und um jeden Preis.“
29
Elise hörte Frauenstimmen, als
sie auf dem Weg aus Tegans Quartier über den Korridor ging. Das gedämpfte
Lachen und die angeregte Konversation zogen sie an und erinnerten sie an die
Freundschaften, die sie in den Dunklen Häfen gepflegt hatte, als ihr Leben ihr
noch so erfüllt erschienen war. Obwohl sie sich nicht mehr so leer fühlte wie
in den letzten Monaten, gab es immer noch eine Stelle in ihrem Herzen, die
offen war - eine kleine Lücke, die sich danach sehnte, Teil einer Gemeinschaft
zu sein.
Sie wusste nicht, was die
anderen Frauen von ihr halten würden. Obwohl es ihr schon vorkam, als sei es
Jahre her, lag ihre Konfrontation mit Tegan vor dem versammelten Orden erst
einige Tage zurück - als er ihr geraten hatte, sich ohne die Heiligung eines
Treuegelübdes einen willigen Mann als Blutwirt zu suchen. Das hatte er nur
getan, um sie von sich fortzustoßen, aber wenn die Stammesgefährtinnen hier im
Hauptquartier davon gehört hatten, betrachteten sie sie jetzt vermutlich mit
Mitleid oder sogar Verachtung. Es gab nur wenige Frauen in den Dunklen Häfen,
die ihr nach einem Vorfall wie diesem noch offen und direkt in die Augen
gesehen hätten.
Als sie sich der offenen Tür des
Raumes näherte, wo sich die Gefährtinnen der Krieger versammelt hatten, machte
Elise sich auf vorsichtige Begrüßungsfloskeln und das leise Geflüster gefasst,
das mit Sicherheit bei ihrer Ankunft einsetzen würde.
„Elise, willkommen zurück!“,
rief Gabrielle im selben Moment aus, als ihre warmen, braunen Augen sie
erblickten. „Wir haben gehört, dass du und Tegan eben zurückgekommen seid.
Ich wollte dich gerade suchen
gehen. Möchtest du dich zu uns gesellen?“
Die jungen Frauen hatten in der
gemütlichen Bibliothek auf dem Couchtisch einen kleinen Imbiss aus Obst und
Käse angerichtet. Tess teilte eben Teller aus, und da stand auch schon ein
zusätzliches Gedeck, das auf Elise wartete. Savannah stand vor einer Kredenz
aus dunklem Kirschbaumholz und entkorkte gerade eine gekühlte Weißweinflasche.
Sie sah zu Elise hinüber und lächelte, während sie begann, in die langstieligen
Weingläser einzuschenken.
„Möchtest du?“, fragte sie.
„Gerne.“ Elise betrat das
einladende Zimmer und nahm das Glas, das Savannah ihr reichte. „Danke.“
Die unbehagliche Atmosphäre, mit
der sie so fest gerechnet hatte, wollte sich einfach nicht einstellen. Sobald sie
sich zu den anderen Frauen gesetzt hatte, wurde Elise mit Fragen über die Reise
bombardiert, darüber, was sie und Tegan herausgefunden hatten und wie die Dinge
mit Peter Odolf und dem Tagebuch standen, das Marek so unbedingt in die Finger
kriegen wollte.
Sie waren nicht an Klatsch und
Skandalgeschichten interessiert, und wider Erwarten verfiel Elise in eine
leichte, angenehme Unterhaltung mit diesen drei intelligenten, klugen Frauen.
Sie erzählte ihnen alles, was sie wusste, und in allen Details von ihren und
Tegans Besuchen in der
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