Midnight Breed 03 - Geschöpf der Finsternis-neu-ok-13.11.11
Marek, als er ins Zimmer schlenderte und den Mann voller Abscheu
betrachtete. „Schade, dass jetzt schon Winter ist. Wie man mir sagt, müssen die
Farben im Herbst hier oben einfach spektakulär sein.“
Der Kopf des Gefangenen war ihm
tief auf die Brust gesunken, und als er zu sprechen versuchte, kam nur ein
mühsames Krächzen aus der Kehle.
„Bist du bereit, mir zu sagen,
was ich wissen muss?“
Den blasenübersäten,
aufgeschwollenen Lippen des Mannes entwich ein jämmerliches Stöhnen.
Marek ging vor seinem Gefangenen
in die Hocke, der Gestank und der Anblick des Mannes ekelten ihn an. „Keiner
wird erfahren, dass du gesungen hast, wenn du dich jetzt kooperativ zeigst, das
kann ich dir garantieren. Ich kann dich an einen Ort schicken, wo du gepflegt
wirst und deine Wunden heilen, und wo dein Schutz gewährleistet ist. Das liegt
ohne Weiteres in meiner Macht. Verstehst du mich?“
Der Vampir wimmerte, und Marek
spürte in dem Schmerzenslaut, dass der Mann jetzt möglicherweise doch weich
wurde.
Er hatte nicht die Absicht, die
Lügen wahr zu machen, mit denen er seinen Gefangenen fütterte. Sie waren nur
Mittel zum Zweck für ihn, um das zu erwirken, was Folter und Leiden bisher
nicht geschafft hatten.
„Sprich es aus, und du bist
frei“, lockte er, seine Stimme klang ruhig und geduldig, trotz der drängenden
Gier nach der Antwort, die in ihm tobte. „Sag mir, wo er ist.“
Mit einem hörbaren Klicken in
seiner Kehle versuchte der Gefangene zu schlucken. Ein unbestimmtes Zittern
erfasste ihn, als er alle Kraft zusammennahm, um den Kopf von seiner übel
zugerichteten Brust zu heben. Marek wartete, begierig vor Hoffnung, und
verschwendete keinen Gedanken daran, dass die Lakaien, die um ihn herumstanden,
diese Hoffnung, die jetzt von ihm ausging, vermutlich spüren konnten.
„Sag’s mir. Du musst diese Last
nicht länger tragen.“
Zwischen den Lippen des Vampirs
begann ein Zischen auszuströmen, ein lang gezogenes, rasselndes Atemgeräusch.
Wieder überkam ihn ein Zittern, aber er nahm sich zusammen und versuchte es
noch einmal, formte mühsam die ersten Worte seines Geständnisses.
Mareks Augen weiteten sich
erwartungsvoll, sein eigener Atem ging flach, als er auf die Worte wartete, die
den Verlauf seines Schicksals so entscheidend bestimmen würden.
„Fff…“ Unter den versengten
Lidern des Vampirs öffnete sich gerade nur spaltweit ein Auge. Nach der langen
Tortur glühte die Iris in einem hellen Bernsteingelb, die Pupille war zu einem
schmalen schwarzen Schlitz geworden, der Mareks Blick fand und ihn voll
brennendem Hass anstarrte. Der Gefangene nahm einen Atemzug und spuckte ihn
dann mit einem tiefen Knurren aus. „Fff… fick … dich.“
Mit einer Ruhe, die die tobende
Wut Lügen strafte, die in seinem Inneren aufbrüllte, erhob sich Marek und
schlenderte mit absichtlicher Lässigkeit auf die Tür zur Treppe zu.
„Öffnet die Sonnenblenden“, wies
er die Lakaien an. „Lasst dieses wertlose Gekröse in der Sonne liegen. Wenn er
bis Sonnenuntergang nicht krepiert ist, lasst ihn über Nacht hier, spätestens
zu Sonnenaufgang wird er schmoren.“
Marek verließ den Raum und
verzog keine Miene, als sich hinter ihm wieder die ersten grässlichen
Schmerzensschreie erhoben.
9
Als die letzten hellen Minuten
des Tages der Dämmerung wichen, hob Tegan das Buch und seine Waffen auf und
griff nach seinem dunklen Ledermantel. Elise hatte die letzte Stunde oder mehr,
seit sie ihm das FedEx-Päckchen gegeben hatte, damit verbracht, ihm zuzusehen,
wie er intensiv jede einzelne Seite des Textes durchging. Die ganze letzte
Stunde hatte sie damit verbracht, all ihren Mut zusammenzunehmen, um ihn noch
einmal zu fragen, ob er ihr nicht doch dabei helfen konnte, mehr in den Kampf
gegen die Rogues miteinbezogen zu werden. Nun, da er in seinen schwarzen
Ledermantel fuhr, spürte sie, dass es ihre letzte Chance war.
„Tegan … ich hoffe, das Buch
wird euch etwas nützen.“
„Das wird es.“ Seine
erstaunlichen grünen Augen flackerten zu ihr hinüber, aber sie konnte sehen,
dass er völlig mit den neuen Informationen beschäftigt war, die er in die Hand
bekommen hatte. Er blinzelte, und nun war es, als hätte er sie in Gedanken
schon vollständig abgeschrieben, als könnte er gar nicht erwarten, von ihr
wegzukommen. „Für deine Hilfe ist dir die Dankbarkeit des Ordens sicher.“
„Was ist mit deiner?“
„Meiner?“
Als er mit finsterer Miene
innehielt, sagte Elise: „Es ist doch nur
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