Midnight Breed 03 - Geschöpf der Finsternis-neu-ok-13.11.11
Seite trat und zusah, wie der Zivilist im Anzug unangenehm berührt das
Gesicht verzog.
„Gnädige Frau, ich bitte Sie“,
sagte der Anstaltsleiter in diplomatischem - und offenkundig unaufrichtigem -
Tonfall.
„Besuchsgenehmigungen werden in
unserer Einrichtung grundsätzlich nur äußerst selten ausgestellt, wegen des
Stresses, den das im Allgemeinen für unsere Patienten bedeutet. Auf Bitte des
Vorsitzenden Direktors der Agentur haben wir für Sie eine Ausnahme gemacht,
damit Sie diese Befragung durchführen können, aber ich wage gar nicht daran zu
denken, was für Rückschläge bei der Behandlung meiner Patienten allein schon
der Anblick eines Kriegers innerhalb der Anstaltsmauern auslösen könnte. Sie
müssen sich doch dessen bewusst sein, dass seine Art Befriedigung dabei
empfindet, die Erkrankten unserer Spezies zu verstören und zu bedrohen. Was wir
hier praktizieren, ist Barmherzigkeit.“
Tegan knurrte verächtlich. „Ich
gehe mit ihr. Es war keine Frage.“
Obwohl er seinen Blick fest auf
den Anstaltsleiter gerichtet hielt, wusste Elise, dass Tegan die vier
Wachmänner bereits gemustert und nicht als ernsthafte Bedrohung eingestuft
hatte.
Denn unter seinem langen Mantel
war der Krieger auch bewaffnet, und zwar mit einer ungemütlichen Handfeuerwaffe
und mehreren tödlichen Klingen, die er um Rumpf und Hüften geschnallt trug. Er
machte keine Anstalten, nach seinen Waffen zu greifen, aber Elise hatte ihn in
Aktion erlebt und wusste, dass er weniger als eine Sekunde brauchen würde, um
den eingezäunten Asphaltstreifen unter ihnen in ein blutgetränktes Schlachtfeld
zu verwandeln.
„Ich hätte gerne, dass Tegan
mich begleitet“, sagte sie und nahm die Kontrolle der Situation an sich. Sie
sah, wie Tegans Augen einen Moment zu ihr hinüberglitten, bevor er wieder den
Anstaltsleiter eisig anstarrte.
„Gnädige Frau, ich glaube
wirklich nicht, dass …“
„Tegan wird mich begleiten.“
Elise zog ihre Jacke aus und hängte sie sich über den Unterarm. Ihr Lächeln war
höflich, aber ihr Blick so unnachgiebig wie ihr Tonfall. „Ich fürchte, darauf
muss ich leider bestehen, Dr. Kuhn.“
Es war schlichtweg
beeindruckend, wie Elise mit dem selbstgefälligen Anstaltsleiter umging. Sie
kannte das Protokoll der Dunklen Häfen und der Agentur und verstand, wie weit
sie beides gerade noch ausreizen konnte. Ihre Position als Witwe von Quentin
Chase gab ihrem Wort großes Gewicht, und sie hatte vor, das auszunutzen.
Die Tatsache, dass sie sich mit
Tegan verbündet hatte, wo sie ihn gerade so gut hätte stehen lassen können,
damit er sich seinen Weg hinein erkämpfte, um den Rogue Odolf zu befragen - und
so, wie die Dinge seit letzter Nacht mit ihnen standen, hätte sie dazu alles
Recht der Welt gehabt -, beeindruckte ihn noch mehr. Unter Druck reagierte
Elise gefasst, sie war nicht nur eine perfekte Lady, sondern auch eine kühle,
besonnene Taktikerin.
Sie war, was er sich insgeheim
eingestehen musste, wirklich verdammt nützlich.
Dass er kaum die Augen von ihr
lassen konnte, so sexy, wie sie in ihrem geschäftsmäßigen marineblauen
Hosenanzug und der gestärkten weißen Bluse aussah, verstärkte nur noch seine
Anerkennung. Ein weiterer Beweis dafür war eine harte, schwere Präsenz hinter
dem Reißverschluß seiner schwarzen Drillichhose, als er Reichen beim Fahrer
zurückließ und dem graziösen Schwingen von Elises Hüften durch das zweite Tor
folgte, in die Hochsicherheitsanstalt hinein.
Tegan ignorierte die
Klinikangestellten, die ihn anstarrten, als er an ihnen vorüberging. Vage
registrierte er das hastige Getrappel von Zivilistenfüßen um ihn herum - sowohl
derer, die machten, dass sie ihm schleunigst aus dem Weg kamen, als auch die
der wenigen mutigen Seelen, die hinter ihren Überwachungsstationen oder aus
ihren Besprechungszimmern hervorkamen, um einen Blick auf den dunklen,
gefährlichen Fremden zu erhaschen, der da durch ihre heiligen Hallen stapfte.
Der Anstaltsleiter führte Tegan
und Elise tiefer ins Gebäude hinein, durch unzählige Sicherheitstüren.
Schließlich bogen sie in einen langen betonierten Flur ab und blieben vor einer
schweren Stahltür mit der Aufschrift Behandlungszentrum stehen. Der
Anstaltsleiter tippte einen Zugangscode in einen in die Wand eingelassen
Ziffernblock ein, hielt dann sein Gesicht vor einen Scanner und wartete, bis
ein schneller Lichtstrahl seine Netzhäute eingescannt hatte.
„Hier entlang“, sagte er und
rümpfte fast unmerklich die Nase,
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