Midnight Breed 03 - Geschöpf der Finsternis-neu-ok-13.11.11
erwiderte Kuhn mit einem ungehaltenen Lächeln. „Die Prozedur
wird genau überwacht, und keiner unserer Spender behält die Erinnerung daran.
Wir entlassen sie danach zurück in ihr übliches Leben, mit etwas Bargeld in der
Tasche, das sie sonst nicht hätten. Hier etwas Zeit zu verbringen ist das
Beste, was manchen dieser Unglücklichen geschehen kann, die wir als Spender
einsammeln.“
Tegan wollte dem eingebildeten
Anzugträger schon eine schneidende Bemerkung an den Kopf werfen, aber es war
weniger als vierundzwanzig Stunden her, dass er selbst in den dunklen Straßen
Berlins nach Blut gejagt hatte. Er hatte getötet, was er vor sich selbst mit
dem Wissen rechtfertigen konnte, dass es nun einen Kriminellen weniger gab, der
hilflose Frauen anfiel.
Aber zum Heiligen machte ihn das
noch lange nicht. In ihrem tiefsten Kern waren alle Stammesvampire
selbstsüchtige, rücksichtslose Raubtiere. Einige von ihnen versuchten nur,
diese Tatsache hinter sterilen weißen Wänden und einem riesigen Aufgebot von
Klinikausrüstung zu verbergen.
„So, das war’s schon“,
verkündete der Anstaltsleiter, als von der Konsole neben dem
Beobachtungsfenster ein hohes Piepen ertönte. „Die Fütterungsprozedur ist
abgeschlossen. Sobald der Patient allein ist und sich erholt hat, können wir
hinein zu ihm.“
Sie warteten, bis Odolf der
Schlauch abgenommen wurde.
Der Vampir kämpfte dagegen an,
seine unstillbare Sucht nach Blut ließ ihn hinter der Drahtmaske beißen und
knurren, als die Pfleger ihn von seiner Droge abschnitten. Er kämpfte gegen
seine Fesseln an, aber seine Anstrengungen waren verlangsamt und ineffektiv,
ohne Zweifel aufgrund der Beruhigungsmittel, die Kuhn vorhin erwähnt hatte.
Die Dermaglyphen des Rogue
flimmerten immer noch wild.
Sie changierten von tiefen
Purpurtönen über Rot zu Schwarz, den Farben wilden, wütenden Hungers, die da
über die Muster auf seinem nackten Oberkörper und den Schultern wanderten.
Seine riesigen Fangzähne
blitzten bei seinem Protestgeheul knochenweiß auf. Seine Pupillen waren zu
vertikalen Schlitzen erstarrt, die Iriskreise strahlten von gelbem Licht, jedes
Mal, wenn er versuchte, den Schädel vom Untersuchungstisch zu heben.
Obwohl er betäubt war, hatte ihn
der Geschmack von Blut bis zum Wahnsinn gereizt - wie das bei allen Rogues der
Fall war.
Tegan sollte das wissen. Einst
hatte er einen ähnlichen Durst verspürt und vor Wut getobt. Zum Glück war er
nicht zum Rogue mutiert wie dieser Mann, war aber verdammt nahe daran gewesen.
Diesen Blutjunkie nun so aus der Nähe zu sehen rief in ihm die Erinnerung daran
wach, wie es sich angefühlt hatte, damals, in diesen dunklen Monaten, als Tegan
gegen seine Schwäche angekämpft hatte.
Während Peter Odolf sich so
vergeblich gegen seine Fesseln stemmte, stand seine Stammesgefährtin von ihrem
Untersuchungstisch auf und näherte sich ihm vorsichtig. Sie hielt die Hände eng
an den Körper gepresst, obwohl ihrer gequälten Miene nur zu deutlich anzusehen
war, wie gern sie ihren Gefährten berührt hätte. Sie sagte etwas zu ihm, zu
leise, als dass man es über die Überwachungslautsprecher der Zelle hören
konnte, dann wandte sie sich ab und kam auf die Tür zum Beobachtungsraum zu. Im
Gehen wischte sie die Tränen von ihren sommersprossigen Wangen.
Kuhn öffnete ihr die Tür, und
sie schien überrascht zu sehen, dass sie Zuschauer gehabt hatte. Ihr Gesicht
wurde tiefrot, und so, wie sie den Blick senkte, war nicht zu übersehen, dass
sie sich schämte. „Wiedersehen“, murmelte sie und versuchte, auf schnellstem
Weg auf den Korridor zu gelangen.
„Sind Sie in Ordnung?“, fragte
Elise sanft.
Die Stammesgefährtin nickte,
doch sie war etwas wacklig auf den Beinen, und aus ihrer Kehle drang ein
Schluchzen, gebrochen und roh. „Würden Sie mich bitte entschuldigen?“
„Hier entlang“, sagte Dr. Kuhn,
als die Gefährtin des Rogue aus der Tür schlüpfte und den Korridor
hinunterging. „Ich kann Ihnen nicht länger als zehn Minuten mit ihm gestatten,
Mrs Chase. Und ich muss wiederholen, dass ich es für das Beste hielte, den
Krieger …“
„Eigentlich möchte ich, dass
Tegan die Befragung ohne mich durchführt“, sagte Elise mit selbstbewusster
Autorität in der Stimme.
„Wie … ohne Sie?“ Kuhns
Augenbrauen stießen wütend auf seiner Stirn zusammen. „Das entspricht in
keinster Weise unseren Abmachungen.“
„Jetzt tut es das. Ich werde
diese arme Frau nicht einfach in so einem Zustand gehen lassen“,
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