Midnight Breed 03 - Geschöpf der Finsternis-neu-ok-13.11.11
eilte.
„Hey, Übermensch“, zischte Tegan
einen Zentimeter von seinem Ohr entfernt. „Wird es dir nie über, alten Frauen
Angst einzujagen? Vielleicht möchtest du als Nächstes gern in ein Krankenhaus,
was? Im Kindertrakt könntest du jede Menge Schrecken verbreiten. Oder wäre dir
eine Krebsstation lieber?“
„Fick dich“, schäumte die
Schlägertype auf Englisch zurück.
„Ich zeig dir die Leichenhalle,
Arschloch.“
Tegan lächelte und zeigte seine
Fangzähne. „Ach was. Genau da wollte ich dich hinbringen.“
Dem Mann blieb nicht einmal mehr
die Zeit zu schreien, als Tegan ihm die Zähne in den Hals schlug und zu saugen
begann.
19
Tegan schaffte es, ihr den
ganzen nächsten Tag aus dem Weg zu gehen. Elise wusste nicht, wohin er in der
vorigen Nacht verschwunden war oder wo er die Stunden bis zur Dämmerung
verbracht hatte, als der Zeitpunkt ihres Besuchstermins in der
Hochsicherheitsanstalt näherrückte, die der Agentur unterstand.
Er redete nicht mit ihr und sah
sie während der ganzen Dreiviertelstunde im Wagen auch kaum an, als Reichens
Fahrer sie zusammen mit Reichen in den Süden von Berlin fuhr, zu dem Ort, wo
der Rogue Odolf untergebracht war.
Der Eingang war von einem
automatischen Sicherungssystem bewacht. Nichts wies darauf hin, was sich auf
der anderen Seite der hohen, soliden Eisentore befand, aber der
Hochspannungszaun und die festungsartige Umzäunungsmauer ließen keinen Zweifel
daran, dass, was auch immer sich im Inneren befand, auch dort zu bleiben hatte.
Als der Wagen näher heranfuhr, sah Elise von der Laserschranke neben der
Einfahrt einen dünnen roten Lichtstrahl durch das Fahrzeug wandern. Wenig
später teilte sich die eiserne Wand.
Reichens Fahrer lenkte die
Limousine hinein, und sie standen vor einem weiteren hohen Tor. Ein Trupp von
vier bewaffneten Wachen, alle Stammesvampire, kam von beiden Seiten her auf den
Wagen zu und öffneten die Türen. Elise entging nicht, dass Tegan beim
Aussteigen heiser in der Kehle knurrte. Es gefiel ihm ganz und gar nicht, beim
Aussteigen in die Läufe von Maschinengewehren zu blicken.
Ein anderer Stammesvampir kam
nun auf sie zu. Er war aus einer fensterlosen Tür getreten, die in das innere
Tor des Komplexes eingelassen war. Er wirkte ernst und distinguiert in seinem
dunkelgrauen Anzug und dem schwarzen Rollkragenpullover, sein rotbrauner
Kinnbart war präzise gestutzt.
„Mrs Chase“, sagte er und
begrüßte sie mit einem höflichen Nicken. „Willkommen. Ich bin Dr. Heinrich
Kuhn, der Leiter dieser Einrichtung. Wenn Sie bereit sind, werden wir Sie nun
hineinbegleiten.“ Er sah zu ihren beiden Begleitern hinüber, wobei er Tegan so
gut wie nicht beachtete. „Ihre … ähm, Begleiter werden hier draußen auf Sie
warten, wenn Ihnen das recht ist.“
„Das ist mir absolut nicht recht.“
Tegans tiefe Stimme schnitt durch die Luft wie ein Schwert. Es waren die ersten
Worte, die er sagte, seit sie Reichens Anwesen verlassen hatten. Ohne dass er
dem plötzlichen metallischen Klicken, mit dem die Wachen ihre Waffen auf ihn
richteten, Beachtung schenkte, trat er auf Elise zu und blieb in
unmissverständlich beschützender Pose zwischen ihr und dem Anstaltsleiter
stehen. „Alleine geht sie da nicht rein.“
„Es ist vollkommen sicher“,
sagte der Anstaltsleiter und wandte sich dabei demonstrativ Elise statt Tegan
zu, als ob es unter seiner Würde sei, den Krieger direkt anzusprechen.
„Selbstverständlich wird der
Patient auf seinem Bett fixiert.
Außerdem ist er vor seiner
Nahrungsaufnahme, die jetzt jeden Moment beendet sein wird, auch sediert
worden. Er stellt keinerlei Gefahr für Sie dar, das kann ich Ihnen versich…“
„Von mir aus können Sie diesen
Blutsauger hinter drei Meter dicken massiven Steinmauern weggesperrt haben“,
zischte Tegan, seine grünen Augen blitzten. „Ohne mich geht sie nicht in diese
Rogueklapse.“
Zwei der Wachen warfen dem
Anstaltsleiter nervöse Blicke zu, als erwarteten sie den Befehl, sich
einzumischen, fürchteten aber die Aussicht auf eine Schlägerei mit dem
Gen-Eins-Krieger, dessen tödlicher Ruf allgemein bekannt war.
Und daran taten sie gut. Elise
hatte keine Zweifel: Wenn die Lage eskalierte, wäre weit mehr erforderlich als
ein paar Sicherheitsbeamte, die ihre Ausbildung in einem Dunklen Hafen genossen
hatten, um mit Tegan fertig zu werden. Auch Andreas Reichen schien das zu verstehen,
und der Deutsche schien die Vorstellung amüsant zu finden. Er lächelte, als er
zur
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