Midnight Breed 04 - Gebieterin der Dunkelheit-neu-ok-14.11.11
machen kann?“
„Ich will
keine Behandlungen mehr. Das ist vorb...“
„Es ist
keine Behandlung. Eher so was wie ... alternatives Heilen.
Was man im
Krankenhaus nicht bekommt. Es ist keine Garantie, aber es besteht eine Chance,
dass du wieder ganz gesund wirst. Ich denke, wir sollten es versuchen, Mom. Ich
glaube, es ist die einzige Chance, die wir noch haben ...“
Ihre Mutter
lächelte sanft und legte ihre kühlen Finger an Dylans Wange. „Ich weiß, wie
schwer das für dich ist, mein Liebes. Das weiß ich wirklich. Aber ich bin
diejenige, die diese Entscheidung trifft, und zwar ganz allein. Ich hatte ein
erfülltes Leben. Ich hoffe nicht mehr auf ein Wunder.“
„Was ist mit
mir?“ Dylans Stimme klang belegt. „Würdest du es wenigstens ausprobieren ...
für mich?“
In der
langen Stille, die nun folgte, versuchte Dylan verzweifelt, das Schluchzen zu
unterdrücken, das in ihrer Kehle aufstieg. Ihr brach es das Herz, aber sie
konnte sehen, dass ihre Mutter ihre Entscheidung getroffen hatte. Und das
wahrscheinlich schon vor langer Zeit. „Okay“, sagte sie schließlich. „Okay ...
dann sag mir, was du möchtest, das ich tue, Mom.“
„Bring mich
nach Hause. Lass uns zusammen zu Mittag essen und Tee trinken und einfach nur
reden. Das ist es, was ich jetzt am liebsten tun würde, mehr als alles andere
auf der Welt.“
32
Rio hörte
erst am späten Nachmittag wieder von Dylan. Als sein Handy in seiner Tasche
klingelte, war er gerade mit Lucan, Gideon, Niko und Chase im Techniklabor, wo
die fünf miteinander über Gerard Starkns offensichtliches Versäumnis
diskutierten und darüber, wie der Orden die Situation mit den Morden an den
Gen-Eins-Vampiren am besten in den Griff bekam. Er entschuldigte sich und ging
in den Gang hinaus, um Dylans Anruf entgegenzunehmen.
„Was ist
los?“ Er hielt sich nicht mit einer Begrüßung auf, denn sobald der Anruf
durchgestellt war, durchfuhr ihn wie ein elektrischer Stromschlag das Gefühl,
dass sie am anderen Ende der Leitung verstört war. „Bist du in Ordnung?“
Es gab eine
Pause, dann sagte sie: „Ich bin in Ordnung, ja.
Irgendwann
schon, glaube ich.“
„Wie geht es
deiner Mutter?“
„Sie ist
müde“, sagte Dylan und klang selbst erschöpft. „Oh, Rio ... ich war den ganzen
Nachmittag mit ihr in ihrer Wohnung in Queens. Sie hat sich heute aus dem
Krankenhaus entlassen lassen und verweigert jede weitere Behandlung. Sie will
... sie will nicht mehr leben, Rio. Sie hat sich entschieden.“
Er fluchte
leise und fühlte Dylans Kummer, als wäre es sein eigener.
„Hast du ihr
von Tess erzählt?“
„Ich hab's
versucht, aber sie will nichts davon hören. Es bringt mich um, aber wenn es das
ist, was sie wirklich will, dann muss ich sie gehen lassen.“
„Ach,
Liebste. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“
„Ist schon
okay. Ich weiß nicht, was ich jetzt gerade hören will.“
Dylan
schnüffelte, aber sie hielt sich mit bewundernswerter Tapferkeit.
„Wir haben
den ganzen Tag nur geredet das haben wir schon lange nicht mehr getan. Es war
schön. Ich hab ihr von dir erzählt, dass ich einen wunderbaren Mann
kennengelernt habe und ihn sehr liebe. Sie freut sich darauf, dich mal
kennenzulernen.“
Rio
lächelte, er wünschte sich, jetzt dort sein zu können. „Das lässt sich machen.“
„Ich habe
mit dem Arzt geredet, als wir das Krankenhaus verließen.
Er sagt,
realistisch gesehen hat Mom ohne Behandlung wohl nur noch Wochen ... höchstens
ein paar Monate. Sie werden ihr Schmerzmittel geben, aber sie haben uns
gewarnt, dass ihre letzte Zeit nicht leicht wird.“
„Scheiße,
Dylan. Möchtest du, dass ich heute Nacht zu dir rauskomme? Es ist fast
Sonnenuntergang. Wenn du mich brauchst, könnte ich gleich danach losfahren und
gegen elf in der Stadt sein.“
„Was ist mit
dem Orden? Du hast doch sicher anderes zu tun.“
„Das habe
ich dich nicht gefragt.“ Heute Nacht sollte er tatsächlich auf Patrouille sein,
aber scheißegal. Wenn Dylan wollte, dass er bei ihr war, würde Lucan eben einen
anderen für seine Strecke einteilen.
„Brauchst du
mich heute Nacht, Dylan?“
Sie seufzte.
„Ich würde dich so gerne sehen. Du weißt doch, ich würde dich nie abweisen,
Rio. Willst du wirklich heute Nacht den ganzen Weg zu mir fahren?“
„Versuch mal,
mich abzuhalten“, sagte er und spürte, wie sich am anderen Ende ihre Stimmung
hob. Im Hintergrund hörte er eine Lastwagenhupe tuten. „Bist du unterwegs?“
„Mhm. Ich
bin auf
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