Midnight Breed 04 - Gebieterin der Dunkelheit-neu-ok-14.11.11
die zum Flügel
führten, wo ihre Mutter lag.
Die
diensthabenden Schwestern hatten offenbar gerade mit einem Druckerproblem zu
tun, also ging sie einfach am Schwesternzimmer vorbei, ohne um den aktuellen
Stand oder die Ergebnisse der Biopsie zu bitten. Dylan blieb vor der Tür zum
Krankenzimmer ihrer Mutter stehen und wollte gerade den Knopf des
Desinfektionsmittelspenders drücken, als eine Schwester herauskam. Die Frau
trug einen Arm voll halb leerer Infusionsbeutel. Als sie Dylan sah, begrüßte
sie sie mit einem kleinen Nicken und lächelte ihr traurig zu.
„Was ist
los?“, fragte Dylan, als die Schwester auf den Korridor hinaustrat.
„Wir nehmen
sie vom Tropf. Sollte nur etwa eine halbe Stunde dauern, dann wird sie
entlassen.“
„Entlassen?“,
fragte Dylan mit gerunzelter Stirn. Sie war völlig verwirrt. „Was ist passiert?
Sind die Ergebnisse der Biopsie gekommen?“
Ein mildes
Nicken. „Heute Morgen.“
Und dem
ausdruckslosen Ton nach waren die Ergebnisse nicht gut.
Trotzdem,
sie musste fragen, denn sie wollte sich wirklich nicht das Schlimmste ausmalen.
„Ich verstehe nicht. Wenn Sie sie vom Tropf nehmen, heißt das, sie kommt in
Ordnung?“
Die
Krankenschwester machte ein langes Gesicht. „Sie haben noch nicht mit ihr
geredet...“
Dylan sah
über die Schulter ins Zimmer. Ihre Mutter saß auf dem Bettrand, mit dem Gesicht
zum Fenster, und zog sich gerade eine himmelblaue Strickjacke an. Sie war voll
angezogen, das Haar gekämmt und frisiert. Sie sah aus, als wäre sie bereit, das
Krankenhaus jede Minute zu verlassen.
„Warum wird
meine Mutter entlassen?“
Die
Schwester räusperte sich. „Ich ... äh, ich meine wirklich, Sie sollten lieber
mit ihr darüber reden, in Ordnung?
Als die Frau
ging, rieb Dylan sich die Hände mit dem Desinfektionsgel ein und ging hinein.
„Mom?“
Ihre Mutter drehte
sich auf dem Bett um und lächelte sie strahlend und glücklich an. „Oh! Dylan.
Ich habe dich nicht so schnell zurückerwartet, Liebes. Ich hätte dich später
angerufen.“
„Da bin ich
ja gerade rechtzeitig gekommen. Ich habe gerade gehört, sie lassen dich in ein
paar Minuten nach Hause.“
„Ja“,
erwiderte sie. „Ja, es ist Zeit. Ich will nicht länger hierbleiben.“
Dylan gefiel
die Resignation, die sie aus der Stimme ihrer Mutter heraushörte, nicht. Es
klang zu leichthin, zu akzeptierend.
Sie vernahm
darin leise Erleichterung. „Die Schwester hat mir gerade gesagt, dass die
Ergebnisse der Biopsie heute früh gekommen sind.“
„Lass uns
nicht darüber reden.“ Sie wedelte abwehrend mit der Hand und ging zu dem Tisch
hinüber, wo die nun geöffnete Pralinenschachtel lag. Sie nahm sie und hielt sie
Dylan hin. „Probier mal eine von diesen Trüffeln. Die sind vielleicht köstlich!
Gordon hat sie mir gestern Abend gebracht - übrigens kam er nur ein paar
Minuten, nachdem du gegangen warst. Ich wünschte, du wärst etwas länger geblieben
und hättest ihn kennengelernt. Er fragt dauernd nach dir, Dylan. Als ich ihm
sagte, dass du einen neuen Job suchst, hat er großes Interesse gezeigt ...“
„Ach Mom,
das ist doch nicht dein Ernst“, stöhnte Dylan. Schlimm genug, dass ihre Mutter
bei ihrem Chef damit angegeben hatte, was Dylan in der Höhle gesehen hatte.
Aber dass sie jetzt auch noch vom Krankenbett aus versuchte, Dylan einen Job zu
besorgen, war der Gipfel.
„Gordon hat
Verbindungen zu einer Menge wichtiger Leute in der Stadt. Er kann dir helfen,
Liebes. Wäre es nicht fantastisch, wenn er dich bei einer der großen Agenturen
unterbringen könnte?“
„Mom“, sagte
Dylan, jetzt schon energischer. „Ich will nicht über einen Job reden oder über
Gordon Fasso oder sonst irgendwas. Alles, über was ich jetzt reden will, ist,
was mit dir los ist. Offensichtlich sind die Testergebnisse nicht gut
ausgefallen. Warum wirst du dann heute entlassen?“
„Weil es das
ist, was ich will.“ Sie seufzte und ging zu Dylan hinüber.
„Ich will
nicht mehr hierbleiben. Ich will keine Untersuchungen, Schläuche und Spritzen
mehr. Ich bin müde, und ich will nach Hause.“
„Was haben
die Ärzte gesagt? Können wir mit ihnen über die Ergebnisse der Biopsie reden?“
„Sie können
nichts mehr für mich tun, mein Liebling. Außer, das Unvermeidliche noch etwas
hinauszuschieben, und auch das nur für eine kleine Weile.“
Dylan senkte
die Stimme, sodass sie fast nur noch ein Flüstern war.
„Und wenn
ich nun jemanden kennen würde, der dich vielleicht wieder gesund
Weitere Kostenlose Bücher