Midnight Breed 04 - Gebieterin der Dunkelheit-neu-ok-14.11.11
hatte.
Scheiße. Das
war alles, was er ihr anzubieten hatte - Schmerz und Entschuldigungen. Und der
einzige Grund, dass sie ihn jetzt so nah an sich heranließ, war, dass sie nicht
wusste, dass er da war.
Sie war
nicht wach und sah das Ungeheuer nicht, das über ihr im Dunkeln lauerte, sie
verstohlen betatschte und darüber nachsann, wie es wohl wäre, noch viel mehr
mit ihr anzustellen. Das sie so sehr wollte, dass ihm die Fangzähne in die
Zunge drangen und die Augen, die sich vor Lust verändert hatten, ein intensives
bernsteingelbes Licht ausstrahlten. Diese stammestypischen Doppelscheinwerfer
badeten sie in einem polierten Glanz und erleuchteten jede Mulde und köstliche
Rundung an ihr.
Er zog die
Hand weg, und wieder regte sie sich im Schlaf, wahrscheinlich spürte sie die
Hitze seines transformierten Blickes.
Schnell
senkte er die Lider und schaltete so diese Doppelscheinwerfer aus, und wieder
war es stockdunkel im Zimmer.
Geräuschlos
wich Rio vor ihr zurück.
Dann
schlüpfte er aus dem Schlafzimmer, bevor er sich dort noch mehr als Dieb
betätigen konnte, der zu werden er fürchtete, wenn es um diese Frau ging.
Zuerst
dachte Dylan, dass die Berührung sie geweckt hatte, aber die sanften Finger,
die ihr über die Wange strichen, waren eine tröstliche Wärme gewesen, die ihren
Schlaf nur umso erholsamer machte. Die abrupte Abwesenheit dieser Wärme war es,
die sie aus einem äußerst angenehmen Traum riss.
Sie öffnete
die Augen und sah nichts als Dunkelheit um sich.
Sie war in
Rios Schlafzimmer. In seinem Bett.
Bei dieser
Erkenntnis setzte sie sich auf und fühlte sich extrem unbehaglich, dass sie
hier einfach so eingeschlafen war, nachdem sie in der Nacht noch geduscht
hatte. Oder war es schon Tag? Sie wusste es nicht und konnte es auch nicht
sagen, denn in all den tausend Quadratmetern von Rios Wohnung waren keine
Fenster zu sehen. Die Wohnung war dunkel und still, aber Dylan spürte, dass sie
nicht allein war. „Hallo?“
Nur noch
mehr Stille antwortete ihr.
Sie spähte
ins Wohnzimmer hinaus und bemerkte, dass die Lampe, die sie angelassen hatte,
nun ausgeschaltet war. Und in der Zwischenzeit war definitiv jemand hier
gewesen, denn dieser Jemand hatte sie mit einer leichten Decke zugedeckt, die
vorher über einem der Schlafzimmerstühle gelegen hatte.
Es war Rio.
Sie war sich absolut sicher. Er war es gewesen, der gerade am Bett gestanden
hatte. Seine Berührung war es gewesen, die sich an ihrer Haut so gut angefühlt
und dann plötzlich nur noch Kälte hinterlassen hatte, als sie verschwand. Dylan
fuhr herum und stellte die nackten Füße auf den Boden. Sie ging zu der
geschlossenen Flügeltür hinüber und öffnete sie leise, während sie sich
bemühte, etwas in dem dunklen Wohnzimmer auf der anderen Seite zu erkennen.
„Rio ... schläfst du?“
Sie fragte
nicht, ob er da war; sie wusste es. Sie konnte seine Anwesenheit am plötzlichen
Hämmern ihres Herzens spüren, das Blut durch ihre Venen jagte. Dylan ging über
den Fußbodenteppich hinüber zu der Stelle, wo sie sich erinnerte, auf einem
kleinen Schreibtisch eine gedrungene Lampe gesehen zu haben. Sie tastete sich
voran, tastete vorsichtig mit den Fingern nach dem kalten Porzellansockel.
„Lass sie
aus.“
Dylan drehte
den Kopf in die Richtung von Rios Stimme. Er war rechts von ihr, fast in der
Zimmermitte. Jetzt, wo ihre Augen sich allmählich an die Dunkelheit gewöhnt
hatten, konnte sie ihn erkennen, die riesige, dunkle Silhouette, die auf dem
Samtsofa saß. Sein Körper und seine langen Glieder überlagerten die zierlichen
Konturen des Möbelstücks.
„Du kannst
dein Bett wiederhaben. Ich wollte dort nicht einschlafen.“
Sie ging
tiefer in den Raum hinein ... und hörte ein tiefes, grollendes Knurren aus
seiner Richtung.
Oh Gott. Sic
blieb wie angewurzelt stehen, nur wenige Schritte vom Sofa entfernt. Hatte er womöglich
wieder einen Anfall wie vorhin? Oder hatte er sich noch nicht davon erholt?
Dylan
räusperte sich. Wagte einen erneuten Schritt auf ihn zu. „Bist du ... ähm,
brauchst du ... irgendwas? Weil, wenn ich was für dich tun kann ...“
„Verdammt noch mal!“ Der Klang seiner Stimme war eher verzweifelt als wütend. Er zog
wieder eines seiner Schneller-als-du-gucken-kannst-Manöver ab, schoss vom Sofa
hoch und zur hinteren Zimmerwand. So weit weg von ihr, wie er nur konnte.
„Dylan, bitte. Geh einfach wieder schlafen. Du musst von mir wegbleiben.“
Das war
vermutlich ein wirklich guter Rat. Von einem
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