Midnight Breed 05 - Gefaehrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11
entwischt."
„Lasst mich
euch helfen, ihn zu finden."
Aller Augen
richteten sich auf den Vampir, der immer noch in Nikolais Schusslinie stand.
„Warum
sollten wir dir trauen?", fragte Nikolai und machte die Augen schmal.
„Warum würdest du uns helfen, Dragos zu kriegen?"
„Weil er
derjenige ist, der mich erschaffen hat." Keine Wärme lag in den goldenen
Augen des Gen Eins-Killers, als er auf die Frage antwortete, nur kalter Hass.
„Er hat mich zu dem gemacht, was ich bin. Mich und all die anderen Jäger, die
er züchtet, um für ihn zu töten."
„Oh mein
Gott", keuchte Renata. „Willst du damit sagen, es gibt noch mehr wie
dich?"
Der rasierte
Schädel nickte düster. „Ich weiß nicht, wie viele es sind oder wo sie sind,
aber Dragos hat mir selbst gesagt, dass ich nicht der Einzige meiner Art bin.
Es gibt noch andere."
„Warum
sollten wir dir glauben?", fragte ein anderer Krieger. Dieser war fast so
schwarz wie die Nacht, die sie umgab, seine Zähne und Fangzähne schimmerten wie
Perlen gegen seine dunkle Haut.
Nun trat ein
weiterer Krieger zu ihnen, seine Augen unter dem kurz geschorenen,
rabenschwarzen Schopf schnell und klug wie die eines Wolfes. „Lassen wir Tegan
entscheiden, ob wir ihm trauen können."
Überrascht
und mit leichtem Grauen sah Renata zu, wie der Größte der Gruppe - ein Krieger,
der sich bisher abseits gehalten hatte und wie ein Geist in den Schatten
geblieben war - einige Schritte nach vorne trat. Hünenhaft, mit lohfarbenem
Haar, das unter der schwarzen Strickmütze hervorstand, war er ein breiter, hoch
aufragender Klotz aus Muskeln und dunkler Energie, fast so groß wie der Gen
Eins, der vor ihm stand und sein Urteil erwartete.
Wortlos
streckte der Krieger namens Tegan seine riesige Hand aus. Der Jäger nahm sie,
sein Blick so fest wie sein Händedruck.
Nach einem
langen Augenblick nickte Tegan vage. „Er kommt mit uns. Sichern wir das Terrain
und dann nichts wie raus hier."
Renata
spürte, wie eine schwere Last von ihr abfiel, die Anspannung des Augenblickes
sich angesichts ihres neuen Zieles löste. Die Gruppe teilte sich, der Großteil
der Krieger brach auf, um sich um die Lage bei Fabiens Haus zu kümmern, während
Rio und Nikolai mit Renata, Mira und ihrem unerwarteten Begleiter zurück zum
Fahrzeug des Ordens gingen, das auf sie wartete.
Als sie fast
angekommen waren, nahm Nikolai Renatas Hand in seine. „Wir kommen gleich nach,
Rio."
Der Krieger
nickte. Als sie weitergingen, sah Renata erstaunt, wie Mira ihre winzige Hand
in die riesige Pranke des Jägers schob.
„Mein
Gott", sagte sie zu Nikolai. „Was ist da nur passiert?"
Er
schüttelte den Kopf, sichtlich genauso verblüfft wie sie.
„Schätze, es
wird eine Weile dauern, bis ich dahintergekommen bin. Aber zuerst will ich
herausfinden, wie die Dinge zwischen uns stehen."
„Nikolai, es
tut mir leid ..."
Er zog sie
in die Arme und brachte sie mit einem langen, liebevollen Kuss zum Schweigen. „Das
hab ich verbockt, Renata. Ich hatte solche Angst, dich zu verlieren, dass ich
dich mit einer dummen, rücksichtslosen Lüge fortgetrieben habe. Ich hätte mir
nie verzeihen können, wenn dir oder Mira was passiert wäre. Du bist mein Herz,
Renata. Du bist mein Leben." Er streichelte ihre Wange, sein Blick umfing
sie, trank ihren Anblick. „Ich liebe dich so sehr ... ich will keinen einzigen
Moment mehr ohne dich an meiner Seite leben."
Sie schloss
die Augen, von ihren Gefühlen überwältigt.
„Ich habe
mir nie etwas sehnlicher gewünscht", flüsterte sie mit vor Freude
zugeschnürter Kehle. „Ich liebe dich auch, Nikolai. Aber eins musst du
verstehen, ich bin nicht einzeln zu haben. Mira ist zwar nicht mein eigenes
Kind, aber sie ist das Kind meines Herzens. Ich liebe sie, als wäre sie mein
eigenes."
„Ich
weiß", sagte er ernst. „Das hast du deutlich genug bewiesen."
Renata sah
zu ihm auf, unfähig, die Hoffnung zu zügeln, die ihr in der Brust flatterte.
„Denkst du, in deinem Leben - in deinem Herzen - ist Platz für uns beide?"
„Wie kommst
du drauf, dass ihr dort nicht schon eingezogen seid?" Er küsste sie
wieder, dieses Mal sanft. Als er in ihre Augen sah, war sein Blick so voller
Liebe, dass es ihr den Atem nahm. „Lass uns von hier verschwinden. Ich will
meine Mädels nach Hause bringen."
34
Boston.
Drei Nächte später.
Das
Hauptquartier des Ordens kam Nikolai völlig verändert vor, als er aus dem
Techniklabor, wo er sich mit den anderen Kriegern getroffen hatte, den
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