Midnight Breed 05 - Gefaehrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11
löste und die Füße des kleinen Mädchens auf den Boden stellte.
Renata brachte ihren Körper zwischen den Killer und das Kind und betete, dass
er und sein böser Meister sich mit ihrem Tod zufriedengeben würden.
„Rennie, was
ist los?", fragte Mira hinter ihren Beinen, ihre kleinen Hände griffen
nach den Hosenbeinen von Renatas Hose, als sie um sie herum spähte. „Wer ist
der Mann?"
Der Vampir
ließ seinen steinernen Blick hinuntergleiten, bis er sah, wo dieses Stimmchen
herkam. Er gaffte. Langsam legte er seinen rasierten Kopf zur Seite. Dann
verzog er finster das Gesicht.
„Du",
sagte er, und seine Stimme war so tief, dass sie Renatas Knochenmark vibrieren
ließ. Etwas Finsteres huschte über sein Gesicht. „Lass mich sie sehen."
„Nein",
flehte Renata, hielt Mira hinter sich und schirmte sie mit ihrem Körper vor ihm
ab. „Sie ist doch bloß ein Kind.
Sie hat dir
nichts getan und auch sonst niemandem. Sie ist unschuldig."
Er schoss
Renata einen so wilden Blick zu, dass er sie fast umwarf. „Lass. Mich. Ihre.
Augen. Sehen."
Bevor sie
sich wieder weigern konnte und bevor in ihr auch nur der Gedanke aufkam, Mira
zu packen und irgendwie zu fliehen, so schnell und weit sie nur konnten, spürte
Renata, wie Mira ohne zu zögern einen Schritt nach vorne trat.
„Mira,
nicht..."
Zu spät, um
zu verhindern, was nun geschehen würde, konnte Renata nur voller Grauen mit
ansehen, wie Mira einfach um sie herumging und aufsah, hinauf zu dem harten
Blick des tödlichen Gen Eins-Vampirs.
„Du",
sagte er wieder und starrte angespannt in Miras süßes Gesichtchen.
Renata
erkannte deutlich den Augenblick, in dem Miras Gabe einsetzte. Seine goldenen
Augen wurden wild, und er starrte gebannt, als die Augen des Kindes ihm eine
Zukunftsvision enthüllte. Er trat näher. Zu nah, seine mächtigen Arme waren
imstande, Mira ohne die leiseste Vorwarnung zu zerschmettern.
„Nicht
...", platzte sie heraus, aber er streckte schon die Hände nach Mira aus.
„Ist schon
okay, Rennie", flüsterte Mira. Sie stand so unschuldig vor ihm wie ein
Kleinkind, das mitten in die Höhle des Löwen gewandert war.
Und da
erkannte Renata, dass etwas Außergewöhnliches geschehen würde.
„Du hast
mich gerettet", flüsterte er und legte seine riesenhaften Hände auf Miras
winzige Schultern. Der Vampir fiel auf die Knie, auf ihre Augenhöhe. Als er
redete, war diese tiefe, tödliche Stimme leise vor Ehrfurcht und Verwirrung.
„Du hast mir das Leben gerettet. Ich hab es gerade in deinen Augen gesehen. Genau
wie damals, in jener Nacht ..."
33
Nikolais
Herz erstarrte in seiner Brust zu einem entsetzten, angsterfüllten Eisklumpen.
Während die Gegend immer noch von Maschinengewehrsalven erschüttert wurde,
hatte er es die ganze Strecke zurück durch den Wald geschafft, zu dem Ort, an
den sein Blut ihn führte, wo sich seine zutiefst verstörte Gefährtin aufhielt.
Renata war
da. Sie stand in der mondhellen Dunkelheit des Waldes, reglos wie eine Statue,
und sah zu, wie ein riesenhafter Gen Eins-Vampir vor Mira kauerte und das Kind
in seinen grausamen Pranken hielt.
Niko bewegte
sich geräuschlos, schlich sich näher heran und versuchte, eine Position zu
finden, von der aus weder Renata noch das Kind in seiner Schusslinie standen.
Spreng ihn
doch mental weg, Renata.
Mach ihn
alle, und dann nichts wie weg hier.
Sie tat es
nicht. Weder richtete sie ihre mentale Waffe auf ihn, noch streckte sie auch
nur einen Finger nach ihren anderen Waffen aus. Nein, zu seinem Entsetzen
rührte sie sich nicht vom Fleck. Stand einfach nur da, mitten in einer
Szenerie, die sehr schnell zu einem höllischen Sturm von Blutvergießen und
Gewalt ausarten konnte.
Nikos eigene
Angst in diesem Moment war bodenlos.
Alles, was
er spürte, war der Schrecken, der ihn von innen in Fetzen riss und seine Knochen
zu Eis gefrieren ließ, eine so wilde und unendliche Verzweiflung, dass ihm das
Herz wie eine Basstrommel schlug.
Er zog die
zwei .9mm-Pistolen, die er an den Hüften trug, und schlich sich näher heran.
Obwohl er sich in einer Geschwindigkeit bewegte, zu der nur ein Vampir fähig
war, sah Renata auf. Sie spürte seine Anwesenheit an dem plötzlichen Luftzug,
auch wenn er so schnell war, dass ihre Augen ihn nicht wahrnehmen konnten. Ihr
Blut sagte ihr, dass er in ihrer Nähe war, so wie auch sein Blut sie immer
finden würde.
Er war zu
sehr von seiner Wut abgelenkt, um ihren alarmierten Blick zu registrieren - mit
dem sie nicht etwa den
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