Midnight Breed 05 - Gefaehrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11
feindlichen Vampir ansah, sondern ihn selbst.
Mit einer
blitzschnellen Bewegung griff Nikolai an, bereit zu töten. Direkt hinter dem
großen Gen Eins kam er zum Stehen und drückte beide Pistolenläufe fest gegen
die Glyphen, die sich den rasierten Hinterkopf des Vampirs hinaufzogen.
Es geschah
im Bruchteil einer Sekunde, aber in Nikolais Bewusstsein spielte sich alles in
entnervender Zeitlupe ab.
Er spannte
den Hahn der Pistolen, die Finger auf den Abzügen.
Renatas
Augen weiteten sich. Sie schüttelte den Kopf.
„Niko ...
warte ... nicht!"
Der Gen Eins
ließ Mira los, ließ seine riesenhaften Hände sinken. Er reagierte nicht einmal
auf die Waffen an seinem Kopf. Seine Brust hob sich, als er einen tiefen
Atemzug tat und dann einen resignierten Seufzer ausstieß.
Er würde
nicht um sein Leben kämpfen.
Es kümmerte
ihn nicht, ob er starb.
Und dann
schrie Mira, ihre Kinderstimme hoch vor Angst.
„Nein! Tu
ihm nicht weh!"
Nikolai sah
in überraschter Ungläubigkeit - in höchster Verblüffung zu -, wie Mira einen
Satz nach vorne machte und ihre Arme um die breiten Schultern des Gen Eins
schlang.
„Bitte, tu
ihm nicht weh!", rief sie und starrte flehend zu Nikolai auf, während sie
versuchte, den riesigen, kauernden Vampir mit ihrem winzigen Körper zu
schützen.
„Nikolai."
Renata fing seinen Blick auf, als er ungläubig aufsah, die beiden riesigen
Pistolen immer noch schussbereit auf den Kopf des Gen Eins gerichtet.
„Nikolai... bitte, es ist okay. Warte eine Sekunde."
Er runzelte
fragend die Stirn, aber seine Kriegerhaltung entspannte sich ein wenig.
„Aufstehen", befahl er dem Vampir. „Aufstehen, und weg von dem Kind."
Der Gen Eins
gehorchte ohne Kommentar, löste langsam Miras Ärmchen von seinem Hals und
stellte sie vor sich auf den Boden, während er aufstand.
Niko ging um
ihn herum, um ihm frontal gegenüberzustehen, die Waffen immer noch auf ihn
gerichtet. Mit einer Armbewegung scharte er Renata und Mira hinter sich. „Wer
zum Teufel bist du?"
Kalte,
ausdruckslose Augen starrten den Waldboden an.
„Man nennt
mich den Jäger."
„Du bist
nicht von der Agentur", sagte Nikolai argwöhnisch.
„Nein. Ich
bin einer der Jäger."
Renata zog
Mira an sich und hielt sie fest, während sich um sie herum das
Maschinengewehrgeratter von Nikolais Ablenkungsmanöver in den Wäldern und beim
Haus allmählich legte. „Seine Augen, Nikolai", sagte sie und verstand nun.
„Er ist der goldäugige Killer, der versucht hat, Sergej Jakut zu ermorden. Er
ist es, Mira hat es mitangesehen."
Nikolais
Miene verfinsterte sich. „Ist das wahr? Bist du ein Auftragskiller?"
„Ich war
einer." Der Jäger nickte grimmig und hob nun endlich den Blick. „Das Kind
hat mich gerettet. Etwas . . in mir hat sich verändert, nachdem ich in dieser
Nacht die Vision in ihren Augen gesehen habe. Ich habe gesehen, wie sie mir das
Leben gerettet hat, genauso, wie es eben passiert ist."
Im nächsten
Augenblick wimmelte es im umgebenden Wald von bewaffneten Männern, die sie aus
allen Richtungen einkreisten. Nikolai hatte seine Waffen im Anschlag, machte
aber keine Anstalten, das Feuer auf die Neuankömmlinge zu eröffnen. Renatas
Puls raste in heller Panik. „Scheiße, Niko ..."
„Ist schon
okay." Er beruhigte sie mit einem beschwichtigenden Blick und ein paar
sanften Worten. „Das hier sind die Guten. Meine Freunde vom Orden."
Erleichtert
sah sie zu, wie vier von Nikolais Ordensbrüdern auf die Lichtung traten. Jeder
Einzelne von ihnen war beeindruckend in Größe und Haltung, ein Kader von
Muskeln und Macht, dessen bloße Anwesenheit die Luft aus den Wäldern zu saugen
schien.
„Alles klar, Amigo? Wie läuft's denn so?", fragte eine weiche Karamellstimme,
die Renata nun als die von Rio erkannte.
Nikolai
nickte, Augen und Waffen immer noch auf den Gen Eins in ihrer Mitte gerichtet.
„Ich hab die Lage hier im Griff, aber beim Haus ist alles schiefgelaufen. Edgar
Fabien ist tot, und Dragos und die anderen sind durch den Hintereingang
abgehauen. Sie sind mit einem Boot zur anderen Seeseite hinübergefahren. Ich
habe versucht, sie zu verfolgen, aber dann ..." Er sah Renata an. „Ich
musste zuerst sichergehen, dass hier alles okay ist."
„Wir haben
ein Leichtflugzeug über uns wegfliegen hören, als wir angekommen sind",
sagte Rio.
„Scheiße",
zischte Nikolai. „Das werden sie gewesen sein.
Sie sind
weg. Verdammt noch mal, Dragos saß direkt vor unserer Nase, und der Mistkerl
ist uns
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