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Midnight Breed 05 - Gefaehrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11

Midnight Breed 05 - Gefaehrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11

Titel: Midnight Breed 05 - Gefaehrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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sie schon vor Monaten abgenommen, und nun fungierte
der Pfosten als unbewegliche Zielscheibe, sein dunkles Holz war mit tiefen
Einschnitten und Kerben übersät.
    Renata legte
ihre eingewickelten Klingen auf einen Strohballen, der in der Nähe lag. Sie
schlüpfte aus ihren Schuhen, tappte barfuß zum Mittelpunkt des Zwingers,
streckte sich nach den langen Lederriemen und nahm einen in jede Hand. Sie
schlang sich die Riemen ein paarmal um die Handgelenke und prüfte ihren Sitz.
Als sie angenehm saßen, spannte sie die Arme an und erhob sich so geschmeidig
vom Boden, als hätte sie Flügel.
    In der Luft
schwebend, von einem Gefühl der Schwerelosigkeit vorübergehend in eine andere
Welt versetzt, begann Renata ihre Aufwärmübungen mit den Riemen. Das Leder
knirschte leise, als sie ihren Körper hoch über dem Boden drehte und sein
Gewicht verlagerte. Das war Frieden für sie, das Brennen ihrer Glieder, die mit
jeder kontrollierten Bewegung stärker und beweglicher wurden.
    Renata ließ
sich in eine leichte Trance gleiten, die Augen geschlossen, all ihre Sinne nach
innen gerichtet, und konzentrierte sich auf ihren Herzschlag und ihre Atmung,
auf das fließende Zusammenspiel ihrer Muskeln, als sie sich von einer langen,
anstrengenden Position zur nächsten streckte.
    Als sie sich
eben kopfüber geschwungen hatte, ihre Knöchel hielten sie sicher in den
Schlaufen, spürte sie einen Luftzug. Er kam plötzlich und war fast unmerklich,
aber unverkennbar.
    So
unverkennbar wie die Hitze eines Atemstoßes, der nun ihre Wange streifte.
    Sie riss die
Augen auf, konzentrierte sich mit Mühe auf ihre auf dem Kopf stehende Umgebung
und auf den Eindringling, der unter ihr stand. Es war der Stammeskrieger -
Nikolai.
    „Scheiße!“,
zischte sie, ihre Unaufmerksamkeit brachte sie in den Schlingen leicht zum
Schwanken. „Was zum Teufel machst du hier?“
    „Nur die
Ruhe“, sagte Nikolai. Er hob die Hand, als hätte er vor, sie zu halten. „Hatte
nicht vor, dich zu erschrecken.“
    „Hast du
nicht.“ Die Worte kamen kalt und ausdruckslos.
    Mit einer
geschmeidigen Bewegung zog sie sich hoch, aus seiner Reichweite. „Du störst
mich beim Training.“
    „Ach.“ Seine
dunkelblonden Augenbrauen hoben sich, als sein Blick die Silhouette ihres
Körpers entlangwanderte. Sie hing immer noch an den Knöcheln. „Wofür genau
trainierst du da oben. Den Cirque du Soleil?“
    Sie würdigte
die spitze Bemerkung keines Kommentars.
    Nicht dass
er auf eine Antwort wartete. Er drehte sich um und entfernte sich von ihr, ging
zu dem Pfosten am anderen Ende des Zwingers hinüber. Er streckte die Hand aus
und fuhr mit den Fingern die tieferen Kerben im Holz nach.
    Dann fand er
ihre Klingen und hob den Stoff, in den sie eingewickelt waren, an. Metall
klirrte leise in dem gefalteten Viereck aus Seide und Samt, das mit einem Band
zugebunden war.
    „Pfoten
weg“, sagte Renata, schlüpfte aus den Schlaufen und schwang die Füße auf den
Boden. Sie stapfte zu ihm hinüber. „Pfoten weg, hab ich gesagt. Das sind
meine.“
    Er leistete
keinen Widerstand, als sie ihm ihre wertvollen Besitztümer - die einzig
wirklich wertvollen Dinge, die sie besaß - aus den Händen riss. Von der
plötzlichen Gefühlsaufwallung drehte sich ihr wieder der Kopf, immer noch die
Nachwirkungen ihrer übersinnlichen Waffe, die sie überwunden zu haben glaubte.
Sie ging einen Schritt zurück. Musste sich anstrengen, ihre Atmung unter
Kontrolle zu bekommen.
    „Bist du okay?“
    Der besorgte
Ausdruck in seinen blauen Augen gefiel ihr nicht. Als könnte er ihre Schwäche
spüren. Als wüsste er, dass sie gar nicht so stark war, wie sie sein wollte -
nach außen wirken musste.
    „Alles
bestens.“ Renata brachte die Klingen zu einem der Zwingerabteile und packte sie
aus. Einen nach dem anderen legte sie die vier handgefertigten Dolche vor sich
auf das hölzerne Sims. Sie zwang eine süffisante Leichtigkeit in ihre Stimme.
„Eigentlich sollte ich dich das fragen, was? Schließlich hab ich dich vorhin in
der Stadt k. o. geschlagen.“
    Irgendwo
hinter sich hörte sie sein tiefes Grunzen, fast ein wütendes Schnauben.
    „Wir können
bei Fremden nie vorsichtig genug sein“, sagte sie. „Besonders jetzt. Ich bin
sicher, das verstehst du.“
    Als sie
schließlich zu ihm hinübersah, bemerkte sie, dass er sie anstarrte.
„Schätzchen, der einzige Grund, warum du die Chance hattest, mich zu besiegen,
war, weil du unfair gespielt hast. Sichergehen, dass ich dich bemerkt habe.

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