Midnight Breed 05 - Gefaehrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11
gut an auf ihrer Haut, fest und vertraut. Ihre Finger
kribbelten vor Lust zu trainieren. Ihre Muskeln waren geschmeidig vom
Aufwärmtraining und brannten darauf, durch eine oder zwei Stunden Training an
ihre Grenzen gebracht zu werden.
Mit der
Klinge in der Hand drehte sie sich um und zeigte auf den Pfosten, gegen den
Nikolai sich lehnte. „Gehst du mal zur Seite? Ich würde ungern aus Versehen
dich treffen.“
Er sah den
Pfosten an und zuckte mit den Schultern.
„Hättest
du’s nicht lieber interessanter und trainiertest mit einem echten Gegner - mit
einem, der zurückschlagen kann? Oder vielleicht funktionierst du ja am besten,
wenn du unfair im Vorteil bist.“
Sie wusste,
dass er sie provozieren wollte, aber das Glitzern in seinen Augen war
spielerisch, neckend. Flirtete er etwa mir ihr? Angesichts dieses lässigen
Tonfalls stellten sich ihr vor Argwohn die Nackenhaare auf. Mit dem Daumen fuhr
sie die Schneide der Klinge entlang und starrte ihn an, unsicher, was von ihm
zu halten war. „Ich arbeite lieber allein.“
„Okay.“ Er
neigte den Kopf, ging aber nur unmerklich zur Seite. Sah sie herausfordernd an.
„Wie du möchtest.“
Renata
runzelte die Stirn. „Wenn du nicht zur Seite gehst, wie kannst du dir dann so
sicher sein, dass ich nicht auf dich ziele?“
Er grinste
übermütig, seine mächtigen Arme vor der Brust verschränkt. „Ziel doch. Du
triffst mich nie.“
Ohne jede
Warnung ließ sie ihre Klinge fliegen.
Scharfer
Stahl fraß sich mit einem lauten Knacken in den hölzernen Pfosten, genau dort,
wohin sie gezielt hatte. Aber Nikolai war fort. Einfach so, vollkommen aus
ihrem Blickfeld verschwunden.
Scheiße.
Er war ein
Stammesvampir, viel schneller als jeder Mensch und so flink wie ein Raubtier.
Mit Waffen oder in puncto Körperkraft war sie ihm nicht gewachsen, das wusste
sie schon, bevor sie den Dolch geworfen hatte. Aber sie hatte doch gehofft, den
großspurigen Mistkerl wenigstens zu streifen, dafür dass er sie provoziert
hatte.
Mit ihren
durch langes Training zu höchster Präzision geschliffenen Reflexen riss Renata
den Arm hoch und griff nach einer weiteren ihrer wartenden Klingen. Aber als
ihre Finger sich eben um den Griff schlossen, spürte sie, wie sich die Luft
hinter ihr regte und Hitze durch ihr kinnlanges Haar wehte.
Rasiermesserscharfes
Metall drückte von unten gegen ihr Kinn. Eine Wand aus harten Muskeln drängte
sich gegen ihre Wirbelsäule.
„Du hast
mich verfehlt.“
Sie
schluckte vorsichtig, um den leichten Druck der Klinge unter ihrem Kinn nicht
noch zu verstärken. So unmerklich, wie sie konnte, entspannte sie die Arme an
ihren Seiten. Dann fuhr sie mit der Hand, die den Dolch hielt, nach hinten und
drückte ihn vielsagend zwischen seine gespreizten Schenkel. „Von wegen.
Volltreffer.“
Einfach nur,
weil sie es konnte, versetzte Renata ihm einen kleinen mentalen Schlag.
„Scheiße“,
knurrte er, und in dem Moment, da sein Griff sich lockerte, schlüpfte sie aus
seiner Reichweite und wirbelte herum, um ihn anzusehen. Sie hatte damit
gerechnet, dass er wütend war, und fürchtete sich auch ein wenig davor, aber er
hob nur den Kopf und zuckte leicht mit den Schultern. „Keine Sorge, Schätzchen.
Ich werde einfach so lange mit dir weiterspielen, bis es auf dich zurückprallt
und dich umwirft.“
Als sie ihn
anstarrte, verwirrt und erschrocken, wie er von der Schwachstelle ihrer Gabe
wissen konnte, sagte er: „Lex hat mich über ein paar Sachen aufgeklärt. Er hat
mir gesagt, was mit dir passiert, wenn du eine dieser übersinnlichen Raketen
abfeuerst. Mit solchen Kräften ist nicht zu spaßen. Wenn ich du wäre, würde ich
nicht so wahllos damit um mich werfen, nur um meinen Worten Nachdruck zu
verleihen.“
„Fick dich,
Lex“, murmelte Renata. „Und dich auch. Ich brauche deinen Rat nicht, und ich
kann es verdammt noch mal nicht ab, wenn ihr hinter meinem Rücken Scheiße über
mich redet. Dieses Gespräch ist vorbei.“
Jetzt war
sie wirklich wütend. Sie riss den Arm hoch und ließ den Dolch in seine Richtung
fliegen, obwohl sie wusste, dass er ihm einfach ausweichen konnte, genau wie
vorhin.
Nur dass er
sich dieses Mal nicht bewegte. Blitzschnell schoss seine freie Hand hoch und
fing die Klinge im Flug auf.
Sein
selbstgefälliges Grinsen brachte sie nun vollends in Rage.
Renata riss
den letzten Dolch vom Sims des Hundezwingers und warf ihn. Wie zuvor fingen die
geschickten Finger des Stammeskriegers ihn im Flug auf.
Er
beobachtete sie
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