Midnight Breed 05 - Gefaehrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11
Regelmäßig, stark.
Die Stelle,
in die er seine Fangzähne schlagen wollte.
Ein tiefes
Grollen rollte durch die Stille des Raumes. Es war ein Knurren, das aus seiner
eigenen Kehle kam.
Die Frau
unter ihm regte sich.
Erschrocken
schlug sie die Augen auf. Dann weiteten sie sich. „Nikolai."
Zuerst
registrierte er den Namen kaum. Der Nebel in seinem Verstand war so dicht, sein
Durst so übermächtig, dass er nichts anderes spürte als den Drang nach Nahrung.
Es war mehr
als ein Drang es war ein unersättlicher Zwang.
Die sichere
Verdammnis.
Blutgier.
Das Wort
driftete durch seinen hungergetrübten Verstand wie ein Phantom. Er hörte es,
wusste instinktiv, dass das etwas war, vor dem er Angst haben musste. Aber
bevor er seine Bedeutung vollständig erfassen konnte, entzog es sich ihm,
verschwand wieder wie ein Geist in den Schatten.
„Nikolai",
sagte die Frau wieder. „Wie lange bist du schon wach?"
Ihre Stimme
war ihm irgendwie vertraut, gab ihm ein seltsames Gefühl von Trost und
Geborgenheit, aber er konnte sie nicht zuordnen. Nichts ergab einen Sinn für
ihn.
Alles, was
einen Sinn ergab, waren dieses verlockende Pochen ihrer Halsschlagader und der
tiefe Hunger, der ihn zwang, die Hand auszustrecken und sich zu nehmen, was er
brauchte.
„Du bist
hier sicher", sagte sie zu ihm. „Wir sind auf der Ladefläche des
Lieferwagens, den ich aus der Hochsicherheitsklinik habe mitgehen lassen. Ich
musste anhalten und mich eine Weile hinlegen, aber jetzt bin ich wieder
einigermaßen auf dem Damm. Es wird bald dunkel. Wir sollten weiterfahren, bevor
wir noch entdeckt werden."
Als sie
sprach, blitzten Bilder in seiner Erinnerung auf.
Die
Hochsicherheitsklinik. Schmerzen. Folter. Fragen. Ein Stammesvampir namens
Fabien. Ein Mann, den er töten wollte. Und diese tapfere Frau ... sie war auch
dort gewesen.
Unglaublich,
sie hatte ihm geholfen, zu fliehen.
Renata.
Ja. Er
kannte ihren Namen doch. Er wusste nicht, warum sie gekommen war oder warum sie
ihn hatte retten wollen.
ES war auch
egal.
Sie war zu
spät gekommen.
„Sie haben
mich gezwungen", krächzte er, und seine Stimme klang, als gehörte sie gar
nicht mehr zu seinem Körper, rau wie Kieselsteine. „Zu viel Blut. Sie haben
mich gezwungen, es zu trinken ..."
Sie starrte
ihn an. „Was soll das heißen, sie haben dich gezwungen?"
„Haben
versucht ... mich zur Überdosis zu zwingen.
Abhängigkeit."
„Blutabhängigkeit?"
Er nickte
vage und hustete, Schmerz fuhr ihm durch die Brust. „Zu viel Blut... macht
Blutgier. Sie haben mir Fragen gestellt... wollten, dass ich den Orden verrate.
Ich habe mich geweigert, also haben sie ... mich bestraft."
„Lex hat
gesagt, sie würden dich töten", murmelte sie.
„Nikolai, es
tut mir leid."
Sie hob die
Hand, als wollte sie ihn berühren.
„Nicht",
knurrte er und packte sie am Handgelenk.
Sie keuchte
auf, versuchte, sich zu befreien. Er ließ sie nicht los. Ihre warme Haut
versengte ihm Fingerspitzen und Handfläche, überall, wo er sie berührte. Er
konnte spüren, wie ihre Knochen und schmalen Muskeln sich bewegten, das
Rauschen ihres Blutes, als es durch die Venen ihres Armes schoss.
Es wäre so
einfach, sich dieses zarte Handgelenk an den Mund zu pressen.
So
verlockend, sie unter sich festzunageln und sich geradewegs in die Verdammnis
zu trinken.
Er erkannte
den Moment, in dem ihre Überraschung wich und ihre Instinkte Gefahr meldeten.
Ihr Puls beschleunigte sich. Ihre Haut spannte sich unter seinem Griff. „Lass
mich los, Nikolai."
Er hielt sie
weiter fest, das Tier in ihm fragte sich, ob er an ihrem Handgelenk oder ihrem
Hals anfangen sollte. In seinem Mund sammelte sich der Speichel, seine
Fangzähne brannten darauf, sich in ihr zartes Fleisch zu schlagen. Und er
hungerte auch auf eine andere Art nach ihr. Seine Erektion war unübersehbar. Er
wusste, dass es die Blutgier war, die ihn trieb, aber das machte ihn nicht
weniger gefährlich.
„Loslassen",
sagte sie wieder, und als er sie endlich losließ, wich sie nach hinten aus,
brachte etwas Distanz zwischen sie. Viel Raum hatte sie nicht. Hinter ihr war
ihr der Weg durch Kistenstapel und die Lastwagenwand verbaut. So vorsichtig,
wie sie sich bewegte und immer wieder innehielt, spürte das Raubtier in ihm
ihre Schwäche.
Hatte sie
etwa Schmerzen? Wenn dem so war, war ihren Augen nichts davon anzusehen. Ihr
blasses Gesicht schien stählern, als sie ihn trotzig anstarrte.
Er sah nach
unten, und seine wilden Augen blieben auf der
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