Midnight Breed 05 - Gefaehrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11
drehte sich besorgt zu ihm um.
„Oh Mann,
bist du okay, Kumpel?"
Diese kurze
Unaufmerksamkeit war alles, was Renata brauchte. Lautlos schoss sie über das
weite Ladedock und schlüpfte durch die Stahltür, die der Wächter ungesichert
gelassen hatte.
Sie duckte
sich an einem leer stehenden Büro vorbei, in dem sich ein Überwachungsterminal
befand, dessen Monitore das vordere Einfahrtstor zeigten. Der schmale Gang
dahinter bot ihr zwei Möglichkeiten: eine Abzweigung, die offenbar zum vorderen
Teil des Gebäudes führte und, weiter unten auf dem Gang, eine Treppe in den
ersten Stock.
Renata
entschied sich für die Treppe. Sie eilte darauf zu, am dem Gang vorbei, der zur
Seite abzweigte. Dort befand sich ein weiterer Wachmann.
Verdammt.
Er sah sie
vorbeirennen. Seine Stiefel donnerten näher.
„Stehen
bleiben!", schrie er und kam um die Ecke gerannt.
„Hier ist
Zutritt verboten ..."
Renata
wirbelte herum und fällte ihn mit einem starkem Energiestoß. Als er zuckend auf
dem Boden lag, rannte sie ins Treppenhaus und die Treppe zum ersten Stock
hinauf.
Nicht zum
ersten Mal schalt sie sich, das Jagdhaus ohne Waffen verlassen zu haben. Sie konnte
nicht weiter so ihre Kraft verbrennen, bevor sie überhaupt wusste, ob Nikolai
wirklich hier war. Sie lief sowieso schon praktisch auf halber Kraft; um sich
völlig von dem Angriff auf Lex diesen Morgen zu erholen, müsste sie sich wohl
den Rest des Tages hinlegen. Aber das war leider nicht drin.
Sie spähte
durch das verstärkte Glas der Treppenhaustür und erfasste die räumliche
Anordnung der Krankenstation.
Eine kleine
Gruppe Stammesvampire in weißen Laborkitteln schlenderte vorbei, auf dem Weg zu
einer der vielen Türen, die vom Gang abgingen. Zu viele, als dass sie allein
etwas gegen sie hätte ausrichten können, selbst wenn sie im Vollbesitz ihrer
Kräfte gewesen wäre.
Und dann war
da noch der bewaffnete Posten am anderen Ende des Korridors.
Renata lehnte
sich gegen die Treppenhauswand, legte den Kopf zurück und stieß einen leisen
Fluch aus. Sie hatte es bis hierher geschafft, aber wie zur Hölle hatte sie nur
denken können, dass sie in so eine Hochsicherheitsanlage eindringen könnte und
es auch noch überleben würde?
Nun packte
sie der Mut der Verzweiflung. Sie konnte einfach nicht akzeptieren, dass sie
bis hierher und nicht weiter kommen sollte. Sie hatte keine andere Wahl als
weiterzugehen. Mitten ins Feuer, wenn es denn sein musste.
Feuer, dachte
sie, und sah wieder in den Korridor vor dem Treppenhaus. An der
gegenüberliegenden Wand war ein roter Feuermelder angebracht.
Vielleicht
hatte sie ja doch eine Chance ...
Renata
schlich aus dem Treppenhaus und zog den Hebel nach unten. Eine kreischende
Alarmsirene zerriss die Luft, und überall brach schlagartig Chaos aus. Sie
schlüpfte ins erstbeste Krankenzimmer und sah zu, wie Krankenpfleger und Ärzte
kopflos umherrannten. Als sie den Eindruck hatte, dass sie alle mit dem
Fehlalarm beschäftigt waren, trat Renata in den leeren Korridor hinaus und
begann sich die einzelnen Krankenzimmer auf der Suche nach Nikolai vorzunehmen.
Wo er war, war nicht schwer herauszufinden. Nur vor einem Krankenzimmer war ein
bewaffneter Agent postiert. Dieser Wächter war immer noch dort, blieb trotz des
Alarms, der alle übrigen Pfleger in alle Winde zerstreut hatte, weiter auf
seinem Posten.
Renata sah
die Pistole an, die an seiner Hüfte steckte, und hoffte inständig, dass sie
jetzt keinen riesigen Fehler machte.
„Hey",
sagte sie und schlenderte näher. Sie lächelte fröhlich, obwohl er sofort
finster das Gesicht verzog und nach seiner Waffe griff. „Hörst du den Alarm
nicht? Zeit, dass du mal Pause machst."
Sie feuerte
einen heftigen Energiestrahl auf ihn ab. Als der riesenhafte Mann zu Boden
ging, lief sie zur Tür und spähte in den Raum dahinter.
Ein blonder
Vampir lag an das Bett gefesselt, nackt. Er wand sich in Krämpfen und kämpfte
gegen die Metallfesseln an, die ihn niederhielten. Die geschnörkelten
Hautmuster des Stammes, die sich über seine Brust, seine mächtigen Muskeln und
Schenkel zogen, pulsierten farbig und wirkten fast lebendig, so wie ihre
Schattierungen von Purpur über tiefes Lila zum tiefsten Schwarz oszillierten.
Sein Gesicht hatte kaum noch etwas Menschliches an sich, völlig transformiert,
die Fangzähne ausgefahren, die Augen wie glühende Kohlen.
Konnte das
Nikolai sein? Zuerst war Renata sich nicht sicher. Aber dann hob er den Kopf,
und diese wilden,
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