Midnight Breed 05 - Gefaehrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11
bernsteinfarbenen Augen sahen sie an. Sie sah ein erkennendes
Aufblitzen und ein Elend, das selbst aus der Entfernung mit Händen zu greifen
war.
Ihr Herz zog
sich zusammen, brannte vor Reue.
Herr im
Himmel, was hatten die bloß mit ihm gemacht?
Renata
packte den bewusstlosen Körper des Wachpostens und zerrte ihn mit sich in den
Raum. Nikolai bäumte sich auf dem Bett auf und fauchte etwas Unverständliches.
Es klang, als wäre er fast wahnsinnig.
„Nikolai",
sagte sie und ging zu seinem Bett hinüber.
„Kannst du
mich hören? Ich bin's, Renata. Ich hol dich hier raus."
Ob er sie
verstand, konnte sie nicht wissen. Er knurrte und kämpfte gegen seine Fesseln
an, die Finger dehnten und ballten sich zu Fäusten, jeder Muskel angespannt.
Renata
bückte sich und nahm dem Wächter einen Schlüsselbund vom Gürtel. Sie nahm sich
auch seine Pistole und fluchte, als sie erkannte, dass es bloß eine
Betäubungspistole war, geladen mit weniger als einem halben Dutzend Kugeln.
„Ich
schätze, Bettler dürfen nicht wählerisch sein", murmelte sie und steckte
die Waffe in den Bund ihrer Jeans.
Sie ging
zurück zu Nikolai und begann, seine Fesseln aufzuschließen. Als sie seine Hand
befreit hatte, erschrak sie, denn sie schloss sich sofort wie eine eiserne
Klammer um ihr Handgelenk.
„Abhauen",
fauchte er böse.
„Ja, wir
sind doch gerade dabei", erwiderte Renata. „Lass mich los, dann kann ich
den Rest von diesen verdammten Dingern aufschließen."
Er holte
Atem, mit einem leisen Zischen, das die Härchen in ihrem Nacken prickeln ließ.
„Du ... gehst ... nicht ich."
„Was?"
Mit gerunzelter Stirn befreite sie ihre Hand und beugte sich über ihn, um auch
seine andere Fessel aufzuschließen. „Versuch nicht zu reden. Wir haben nicht
viel Zeit."
Er packte
sie so fest, dass sie dachte, ihr Handgelenk würde brechen. „Lass. Mich.
Hier."
„Das kann
ich nicht. Ich brauche deine Hilfe."
Diese
wilden, bernsteinfarbenen Augen schienen direkt durch sie hindurchzustarren,
heiß und tödlich. Aber sein gnadenloser Griff lockerte sich. Er fiel aufs Bett
zurück und wurde wieder von einem heftigen Krampfanfall geschüttelt.
„Fast
fertig", versicherte Renata ihm und schloss schnell die letzte seiner
Fesseln auf. „Komm. Ich helfe dir auf."
Sie musste
ihn auf die Füße ziehen, und selbst da schien er nicht sicher genug auf
den Beinen, um sich aufrecht halten zu können, geschweige denn, um so schnell
laufen zu können, wie sie es gleich tun mussten, um fliehen zu können. Renata
hielt ihm ihre Schulter hin. „Anlehnen, Nikolai", befahl sie ihm. „Ich
gehe für uns beide. Jetzt lass uns zusehen, dass wir hier rauskommen."
Er knurrte
etwas Unverständliches, als sie sich unter seinen massigen Körper zwängte und
die ersten Schritte machte. So schnell sie konnte, schleppte Renata ihn zum
Treppenhaus hinüber. Nikolai hatte Schwierigkeiten mit den Stufen, ein paarmal
stolperte er, aber sie schafften es.
„Bleib
hier", sagte sie zu ihm, als sie unten angekommen waren.
Sie setzte
ihn auf der untersten Treppenstufe ab und flitzte hinaus, um zu sehen, ob der
Weg zum Ladedock frei war. Das Büro am anderen Ende des Ganges war immer noch
leer. Aber hinter der Stahltür redete der Fahrer immer noch mit dem
Wachtposten, beide nervös vom Kreischen der Alarmsirenen um sie herum.
Renata
schlich mit gezogener Betäubungspistole hinaus.
Der Vampir
sah sie kommen. Schneller als sie reagieren konnte, hatte er seine Waffe
gezogen und auf sie abgefeuert.
Renata
schoss einen Energiestrahl auf ihn ab, aber schon spürte sie, wie eine reißende
Hitze in ihre linke Schulter fuhr. Sie roch Blut, spürte, wie ihr ein heißes
Rinnsal den Arm hinunterfloss.
Verdammt -
er hatte sie getroffen.
Okay, jetzt
war sie ernsthaft angepisst. Wieder feuerte Renata Energie auf den Vampir ab,
und er ging in die Knie und ließ seine Waffe fallen. Der menschliche Fahrer
schrie und ging hinter dem Lastwagen in Deckung, als Renata nach vorne kam und
dem Vampir zwei Betäubungskugeln verpasste. Er fiel last ohne einen Laut in
sich zusammen.
Renata ging
um den Lastwagen und fand den Fahrer, der in der Fahrerkabine Deckung gesucht
hatte.
„Oh
Gott!", schrie er, als sie auf ihn zukam und vor ihm stand. Er hob die
Hände, sein Gesicht schlaff vor Angst.
„Lieber
Gott! Bitte töten Sie mich nicht!"
„Werd ich
nicht", antwortete Renata und schoss ihn mit der Betäubungspistole in den
Oberschenkel.
Als beide
Männer außer Gefecht gesetzt
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