Midnight Breed 05 - Gefaehrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11
..."
Er hatte
keine Chance, den Satz zu beenden. Renata griff nach der Waffe, die ihr am
nächsten lag, und nach einem vollen Magazin. Innerhalb von drei Sekunden hatte
sie die Waffe geladen, gesichert und einsatzbereit. Noch nie in seinem Leben
hatte Niko etwas gesehen, was ihn mehr anmachte.
„Alle
Achtung."
Sie legte
die Pistole auf den Tisch, sah ihn an und hob eine schmale Augenbraue.
„Brauchst du Hilfe mit deiner?"
Er wollte
laut herauslachen, verschluckte aber das Geräusch, bevor es seine Kehle verließ.
Sie waren
nicht allein.
Renata
folgte seinem Blick nach oben, wo Nikolai schwören konnte, einen gedämpften
Rums gehört zu haben.
Er ertönte
wieder, und dann knarrte leise das Garagendach.
„Wir haben
Besuch", flüsterte er ihr zu.
Renata
nickte ihm zu und erhob sich von ihrem Stuhl. Sie schob ihm die geladene .45er
über den Tisch zu und begann, rasch, umsichtig und völlig geräuschlos auch die
andere zu laden.
Kaum hatte
Nikolai die Waffe vom Tisch genommen, als die Wohnungstür nach innen aufflog,
aus den Angeln getreten. Ein hünenhafter Vampir in der schwarzen Montur des
Spezialeinsatzkommandos der Agentur sprang herein, das Laservisier seines
schallgedämpften Maschinengewehrs auf Renata gerichtet.
„Dreckskerl!",
schrie Niko. „Renata, knall ihn ab!"
Eine Schrecksekunde
lang rührte sie sich nicht. Nikolai dachte schon, sie wäre vor Schreck
erstarrt, aber dann stieß der Agent ein schmerzerfülltes Heulen aus, ließ die
Waffe fallen und griff sich mit beiden Händen an die Schläfen. Er brach auf die
Knie, aber hinter ihm kamen bereits zwei weitere bewaffnete Männer. Sie traten
über das wimmernde Hindernis hinweg und eröffneten in der kleinen Wohnung das
Feuer. Renata ging hinter einem der metallenen Aktenschränke in Deckung und
feuerte auf den ersten Agenten. Niko zielte auf den zweiten Neuankömmling, aber
sein Schuss ging daneben. Dann zersplitterte das kleine Fenster über dem Bett
und ein weiterer, bis an die Zähne bewaffneter Agent warf sich in das
Kampfgetümmel.
„Nikolai -
hinter dir!", rief Renata.
Sie
verpasste dem letzten Ankömmling einen lähmenden Strahl ihrer mentalen Waffe,
und der Mistkerl fiel zu Boden, wo er sich wand und zuckte, bis Niko ihm mit
ein paar Kopfschüssen den Garaus machte.
Renata
fällte einen der anderen mit einem Knieschuss und verpasste ihm dann einen
Volltreffer zwischen die Augen. Nikolai erschoss einen weiteren und erkannte zu
spät, dass er den ersten Mann, der durch die Tür gekommen war, inzwischen
völlig aus den Augen verloren hatte. Der Dreckskerl lag nicht mehr wimmernd
dort, wo Renata ihn niedergestreckt hatte.
Zu Nikos
Entsetzen hatte der riesige Vampir Renata gepackt, hob sie vom Boden und warf
sie gegen die nächste Wand. Die Kraft des Stammesvampirs war immens, wie die
all seiner Artgenossen. Renata krachte gegen die harte Oberfläche und fiel zu
Boden. Sie lag reglos da, offenbar zu benommen für einen Gegenangriff.
Nikolais
wutentbrannter Aufschrei brachte die leichten Tische und Stühle zum Beben. In
seinen Augen explodierte bernsteingelbes Licht, seine Fangzähne schossen aus
seinem Zahnfleisch hervor und fuhren in seiner Wut völlig aus. Er sprang den
anderen Vampir von hinten an, packte den riesigen Kopf und riss ihn wild herum.
Das Krachen und Knirschen von splitternden Knochen und reißenden Sehnen genügte
ihm noch nicht. Als der Agent leblos zu Boden sackte, beförderte Niko ihn mit
einem Tritt von Renata fort und pumpte ihm den Schädel voll Blei.
„Renata",
sagte er, ging vor ihr in die Hocke und zog sie in seine Arme. „Kannst du mich
hören? Bist du okay?"
Sie stöhnte,
aber ihr gelang ein zittriges Nicken. Sie öffnete die Augen, dann starrte sie
erschrocken an ihm vorbei auf die ruinierte Eingangstür. Niko schwang den Kopf
herum und sah sich einem Menschen gegenüber, den er schon einmal gesehen hatte
- dem Mann, der versucht hatte, einen Blick auf Nikolai zu erhaschen, als Jack
am Morgen zur Einliegerwohnung heraufgekommen war. Jack hatte ihn Curtis
genannt und gesagt, dass der Junge irgendetwas im Haus für ihn arbeitete.
Als Niko in
das unbeteiligte Gesicht sah, das keinerlei Reaktionen auf Nikos glühende Augen
und gebleckten Fangzähne zeigte, wusste er, was er vor sich hatte ...
„Lakai",
knurrte er. Er ließ Renata vorsichtig los und stand auf. „Bleib in Deckung. Ich
kümmere mich um ihn."
Der Lakai
wusste, dass er einen schweren Fehler begangen hatte, nach dem Chaos,
Weitere Kostenlose Bücher