Midnight Breed 05 - Gefaehrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11
ausspucken würde, aber ein paar strategisch platzierte Kugeln würden
dem Mistkerl schon die Zunge lösen.
Das hoffte
er zumindest, denn ohne eine heiße Spur zu Fabien wuchs die Gefahr, dass Mira
Fabiens perversen Vorlieben zum Opfer fallen würde, jede Sekunde mehr.
„Denkst du,
er wird ... ihr etwas antun?"
Niko blickte
auf und sah die Angst in Renatas Augen.
„Fabien ist
kein guter Mann. Ich weiß ehrlich nicht, was er mit ihr vorhat."
Sie senkte
den Blick, ihre schmalen, schwarzen Augenbrauen waren gerunzelt. „Du hast mir
nicht alles gesagt, was deine Freunde in Boston über ihn in Erfahrung gebracht
haben."
Scheiße. Er
hätte wissen sollen, dass Renata ihn diesbezüglich zur Rede stellen würde. Er
hatte das Schlimmste von dem, was Gideon ihm erzählt hatte, absichtlich nur
oberflächlich angeschnitten, weil er sich gedacht hatte, dass die schmutzigen
Details ihnen nicht dabei helfen würden, Mira schneller zu finden. Renata würde
sich nur noch größere Sorgen machen. Aber er respektiertesie zu sehr,
um sie anzulügen.
„Nein, ich
hab dir nicht alles erzählt", gab er zu. „Willst du wirklich alles
wissen?"
„Ich denke,
ich muss es wissen." Wieder sah sie ihn direkt an, ihre hellen, grünen
Augen waren nüchtern, so standhaft wie ein Krieger, der sich zur Schlacht
rüstet. „Was hat der Orden über ihn herausgefunden?"
„Er ist
Stammesvampir der Zweiten Generation, mehrere Hundert Jahre alt", sagte
Niko und begann mit den geringsten von Fabiens Vergehen. „Er ist seit
hundertfünfzig Jahren der Leiter des Dunklen Hafens von Montreal und hat
weitreichende Verbindungen in die oberen Ränge der Agentur, was bedeutet, dass
er auch politisch gut vernetzt ist."
Renata
schnaubte leise. „Das ist sein Lebenslauf, Nikolai.
Du weißt,
was ich wissen will. Sag's mir einfach."
„Na
gut." Er nickte und gab sich keine Mühe, seine Bewunderung zu verbergen.
Oder seine Besorgnis. „Obwohl er eine Menge Freunde in hohen Positionen hat,
ist Edgar Fabien nicht gerade das, was man als Musterbürger bezeichnen würde.
Offenbar hat er ziemlich kranke sexuelle Vorlieben, die ihn immer wieder in
Schwierigkeiten gebracht haben."
„Sexuelle
Vorlieben", stieß Renata hervor.
„Er tendiert
zum Sadismus, und er ... also, man weiß von ihm, dass er gelegentlich Kinder
bei sich hat. Besonders kleine Mädchen."
„Um Gottes
willen", rief Renata ans. Sie schloss die Augen und wandte das Gesicht ab,
ihr ganzer Körper wurde ganz ruhig, als kostete es sie Anstrengung, nicht
zusammenzubrechen. Als sie Niko schließlich wieder ansah, lag ein mörderischer
Glanz in ihrem unverwandten jadegrünen Blick.
„Ich bringe
ihn um. Das schwöre ich. Nikolai. Ich bring ihn um, verdammt noch mal, wenn er
ihr etwas angetan hat."
„Wir kriegen
ihn", versicherte er ihr. „Wir finden ihn, und wir holen uns Mira
zurück."
„Ich kann
sie nicht im Stich lassen. Nikolai." „Hey", sagte er, streckte den
Arm aus und legte seine Hand auf ihre. „Wir werden sie nicht im Stich lassen.
Verstanden? Wir stecken da zusammen drin. Wir müssen sie uns wiederholen."
Einen langen
Augenblick sah sie ihn schweigend an.
Dann, sehr
langsam, drehte sie die Hand um und verschränkte ihre Finger mit seinen. „Es
wird ihr nichts passieren ... nicht?"
Zum ersten
Mal hörte er in ihrer Stimme eine Spur von Unsicherheit. Er wollte Zweifel und
Sorgen für sie ausräumen, aber alles, was er ihr anbieten konnte, war ein
Versprechen. „Wir holen sie uns wieder. Renata. Du hast mein Wort."
„Okay",
sagte sie. Und dann, entschlossener: „Okay, Nikolai. Danke."
„Du bist
schon was ganz Besonderes, weißt du das?" Sie begann, abwehrend den Kopf
zu schütteln, aber Niko drückte sanft ihre Hand. „Du bist stark, Renata.
Stärker, als du denkst. Mira hat Glück, dich auf ihrer Seite zu haben.
Hölle noch
mal, und ich auch."
In dem
schwachen Lächeln, mit dem sie ihm antwortete, lag leise Traurigkeit. „Ich
hoffe, du hast recht."
„Ich täusche
mich selten", sagte er, grinste sie an und widerstand nur knapp dem Drang,
sich über den kleinen Tisch zu beugen und sie zu küssen. Aber das würde nur
wieder zu einer Sache führen - etwas, was seine Libido sich bereits im
kleinsten Detail ausmalte.
„Also, wie
lange willst du noch diese Colts betatschen, bevor ich mir einen anschauen
darf?"
Mit einem
leisen Lachen lehnte Niko sich in dem metallenen Klappstuhl zurück. „Such dir
einen aus. Bist du sicher, dass du weißt, wie du mit ihnen umgehen
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