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Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11

Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11

Titel: Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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Rio den Geländewagen angehalten,
sprangen er und Niko heraus, um ihre Gefährtinnen erleichtert und ausgiebig zu
umarmen. Reichen und Tegan stiegen ebenfalls aus. Tegan ging ein Stück zurück,
um das zweite Fahrzeug zu begrüßen, das auf dem staubigen Waldweg hinter ihnen
hielt. Leise Unterhaltungen schwirrten durch die Luft. Taktiken und Strategien
wurden besprochen und noch einmal rasch die Pläne rekapituliert, das Gebiet zu
durchkämmen, wo Dylan die Geister der Stammesgefährtinnen gesehen hatte. Dort,
so hofften sie, konnten sie einen Offensivschlag gegen ein etwaiges Versteck
von Dragos starten.
    Derweil konnte Reichen den Blick nicht von
Claire wenden. Er schlenderte zu ihr hin und verschränkte die Arme, als sein
Bedürfnis, sie um sie zu schlingen, zu stark wurde. So, wie sich die Dinge im
Hauptquartier zwischen ihnen entwickelt hatten, wusste er nicht, ob sie seine
Besorgnis überhaupt wollte.
    „Alles in Ordnung mit dir?“, fragte er und
merkte, dass sie ihre Arme ebenfalls eng bei sich behielt, als er näher kam. „Mein
Gott, Claire, ich habe gehört, was heute passiert ist. Du hast keine Ahnung,
welche Sorgen ich mir gemacht habe...“
    Sie warf ihm einen unergründlichen Blick zu und
registrierte seine schwarze Kampfmontur und die zahlreichen Waffen, mit denen
der Orden ihn ausgerüstet hatte und die ihm nun in Gürtelholstern um die Hüften
hingen. Dann sah sie ihm wieder in die Augen und nickte. „Mir geht es gut“,
sagte sie tonlos. „Danke für deine Anteilnahme.“
    Gott, wie er diese gezwungene Höflichkeit
hasste.
    Und die knappe Armlänge, die sie gerade
trennte, konnte genauso gut auch eine Meile sein. Claire zeigte ihm diesen
Ausdruck vollendeter Gelassenheit, der einst Wilhelm Roth vorbehalten war - dieselbe
verschlossene, freundliche Maske wie auf den Fotos, die Reichen von ihr gesehen
hatte. Und jetzt sah sie ihn so an. Schloss ihn mit der gleichen Art
freundlicher Distanz aus, die sie einst für Fremde und Leute reserviert hatte,
denen sie nicht recht traute.
    Das traf ihn tief, auch wenn er es verdient
hatte, dass sie ihm die kalte Schulter zeigte. Verdammt, was Claire anging,
hatte er noch viel mehr als das verdient. Er hatte ihr gesamtes Leben auf den
Kopf gestellt und sie in einen tödlichen persönlichen Krieg verstrickt. Am
allerschlimmsten war, dass er in ihr Leben zurückgekehrt war, nur um sie mitten
in seinen Konflikt mit Roth hineinzuziehen.
    „Claire“, sagte er leise. Diese Worte waren nur
für ihre Ohren bestimmt. „Es gibt so viel, wofür ich mich bei dir entschuldigen
möchte...“
    „Bitte nicht.“ Sie blickte in der Dunkelheit zu
ihm auf und schüttelte leicht den Kopf. In ihrer Stimme lagen weder Verdammung
noch wilder Schmerz. Nur stille Resignation. „Glaubst du wirklich, ich erwarte,
dass du dich bei mir entschuldigst? Nein, Andreas, nicht mehr. Vor allem nicht
jetzt. Wenn das alles heute Nacht vorbei ist, kannst du sagen, was immer du mir
sagen musst.“
    Sie hatte Angst, dass er in den Tod ging. Und
vielleicht würde er das auch. Langsam stieß er den Atem aus, wie immer
verblüfft über ihre innere Stärke. Er streichelte sie, ganz kurz nur, und
prägte sich das samtige Gefühl ihrer warmen, honigsüßen Haut ein. „Ich habe
dich immer geliebt, Claire. Das weißt du doch, oder?“
    Zärtlich presste sie ihre Finger an seine
Lippen. „Tu bloß nicht so, als wäre das ein Abschied“, flüsterte sie heftig. „Verdammt
noch mal, Andre, untersteh dich!“
    Reichen küsste ihre weichen Fingerkuppen, dann
schlang er den Arm um ihre Taille und zog sie zu sich hoch. Hunger und
Verlangen loderten in ihm auf, zwei Bedürfnisse, die sich auf die Frau
konzentrierten, die sich so gut in seiner Umarmung anfühlte. „Du gehörst zu
mir, Claire“, brummte er in ihren Mund, als er sie lange und leidenschaftlich
küsste.
    Um sie herum bereiteten sich die Krieger darauf
vor, auszuschwärmen und mit ihrer Durchsuchung des abgelegenen Waldstücks zu
beginnen. Reichen trat einen Schritt von Claire zurück, die Kluft, die sich
zwischen ihnen auftat, fühlte sich an wie ein plötzlicher kalter Windstoß. „Ich
muss jetzt los.“
    „Ich weiß“, sagte sie leise. „Aber du kommst zu
mir zurück, ja? Dieses Mal versprich es mir, Andre... dass du zu mir
zurückkommst.“
    Er warf einen schnellen Blick in den dunklen
Wald, seine Sinne prickelten von der Gewissheit, dass schon bald eine schwere
Schlacht bevorstand. Er sah Claire wieder an und saugte ihr Bild in sich

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