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Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11

Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11

Titel: Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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zog es vor, das als
einen notwendigen Schritt in der Entwicklung seiner Pläne zu betrachten. Jetzt
würde er in eine neue Phase seiner Operation eintreten, und er konnte es kaum
erwarten, damit anzufangen.
    Er lehnte sich in dem weichen Ledersitz zurück
und sah aus dem Rückfenster, wie Wolkenfetzen über den Mond jagten.
    Während der ganzen Rückfahrt ins Hauptquartier
des Ordens, die über drei Stunden dauerte, wachte Andreas nicht auf.
    Und auch den ganzen nächsten Tag nicht.
    Claire hörte Tess in einem Gespräch mit
Gabrielle und Savannah das Wort „Koma“ verwenden, nachdem die drei Frauen am
frühen Morgen sein Privatzimmer im Hauptquartier für ihn hergerichtet hatten.
Sie konnte sich nicht vormachen, dass sie darüber nicht beunruhigt war, und
ihre Angst wurde größer, je länger seine Bewusstlosigkeit anhielt.
    Dieses lange, hilflose Warten war noch
schlimmer, als ihn gegen seine Pyrokinese ankämpfen zu sehen.
    Claire hielt seine Hand, während er reglos auf
dem Bett lag. Sie wusste, er war da drinnen. Sie konnte fühlen, wie sein Blut
unter seiner Haut pulsierte, und sah das gelegentliche Flattern seiner
geschlossenen Lider, wenn sie mit ihm sprach.
    „Brauchst du noch irgendwas?“, fragte Tess
leise und trocknete sich die Hände mit einem Papierhandtuch aus dem Badezimmer
ab. Dantes Stammesgefährtin war ausgebildete Tierärztin und hatte darüber
hinaus eine besondere übersinnliche Heilgabe besessen, die durch ihre
Schwangerschaft jedoch blockiert wurde. Jetzt legte sie ihre Hand sanft auf
Claires und schenkte ihr ein freundliches, mitfühlendes Lächeln. „Du solltest
wirklich was essen.
    Und dich ein wenig ausruhen.“
    „Ich weiß“, erwiderte Claire und sah zu dem
Tablett mit unangetastetem Essen auf dem Rolltischchen, das aus der
Krankenstation stammte und nun neben dem Bett stand. „Alles okay. Ich werde
etwas später etwas essen. Eigentlich habe ich keinen Hunger. Ich möchte einfach
noch ein wenig bei ihm sitzen.“
    Tess wirkte nicht überzeugt. „Ich komme in ein
paar Stunden wieder und schaue nach euch.
    Versprich mir, dass dieses Sandwich da dann
nicht mehr auf dem Teller liegt.“
    Claire lächelte nur, mit einer Zuversicht, die
sie nicht empfand. „Bitte mach dir um mich keine Sorgen. Mir geht's gut.“
    Tess nickte schwach. „Und sag Bescheid, wenn
sich bei ihm irgendetwas ändert, ja? Alle denken jetzt an euch und beten für
euch, Claire.“
    „Danke“, murmelte sie, gerührt über die
Freundlichkeit, die ihr alle im Hauptquartier entgegenbrachten. Sie liebten
Andreas wie einen der Ihren, behandelten ihn wie einen Angehörigen, und dafür
liebte sie sie alle.
    „Also, bis in ein paar Stunden“, sagte Tess und
schloss leise die Tür hinter sich.
    Claire drehte sich wieder zu Andreas um,
streichelte ihm über die Stirn und strich ihm die zerzausten dunkelbraunen
Haare aus dem Gesicht.
    Sie betrachtete ihn und fragte sich, wo er in
seinem tiefen, schockbedingten Schlaf gerade war. Und wann - und ob - er die
Kraft finden würde, zu ihr zurückzukehren.
    „Oh Andre“, flüsterte sie und starrte in das
stolze, gut aussehende Gesicht, das sie nun schon so lange Zeit liebte. Sie
legte ihre Lippen auf seine und küsste ihn, unfähig, gegen die Träne
anzukämpfen, die ihr über die Wange rollte, als sein Mund sanft und warm, aber
reaktionslos gegen ihren drückte.
    Claire legte sich neben ihn aufs Bett, sie
musste ihm einfach näher sein. Sie streckte sich neben ihm aus, lehnte ihren
Kopf an seine Schulter und legte die Hand auf sein Herz, das gleichmäßig in
seinem Brustkorb schlug. Dann schloss sie die Augen und ließ ihre Gedanken mit
dem stetigen Pulsschlag davontreiben.
    Andreas lebte. Solange sie ihn berühren, ihn
riechen konnte, würde sie die Hoffnung nicht aufgeben, dass er irgendwann
einmal wieder bei ihr sein würde.
    Und wenn er dazu nicht bereit war, würde sie
eben zu ihm gehen.
    „Dieses Mal für immer“, murmelte sie. Sie ließ
die Augen zufallen und versuchte, ihn in der Traumwelt ausfindig zu machen.
    Er war nicht schwer zu finden. Claire betrat
eine öde, dunkle Leere, angezogen vom Schein eines Feuers, das in der
Entfernung brannte. Sie war allein und nackt und tappte barfuß über einen
kalten, dunklen Steinweg, der sich unendliche Meilen hinzuziehen schien... bis
zu jener Stelle, an der in weiter Ferne orangefarbene Flammen tanzten.
    Dort war auch Andreas.
    Claire konnte nur die Umrisse einer großen
männlichen Gestalt ausmachen, die vor einer

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