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Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11

Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11

Titel: Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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zuzuführen.
Ich informiere die anderen über die Lage.“
    Mehrere tausend Kilometer von Boston entfernt,
auf einer abgelegenen Bahnstrecke, die ins vereiste Innere von Alaska führte,
lagen die zertrümmerten Überreste eines Kühlcontainers, ungeschützt und
verlassen den Elementen ausgesetzt.
    Er hatte die Reise aus dem Gewerbegebiet in
Albany, New York, zur Verladestation hinter sich, von wo aus er mit dem
Güterzug quer durchs Land westwärts befördert worden und wie geplant vor vier
Tagen im Hafen von Seattle eingetroffen war. Dort hatte man ihn ohne
Zwischenfälle auf einen Frachter geladen und nach Norden verschifft, wo er
knapp achtzehn Stunden später seinen Zielort erreichte.
    Als Dragos' Leutnant und die Gen-Eins-Wachen,
die die gefährliche Fracht begleiteten, die ersten Anzeichen von
Schwierigkeiten feststellten, war es längst zu spät, die folgenden Geschehnisse
aufzuhalten.
    Jetzt war diese gefährliche Fracht
verschwunden.
    Der Container war leer bis auf die brutal
zerfetzten, blutüberströmten Leichen, die seinen Boden und die schneebedeckte
Erde davor übersäten.
    Und von den mondbeschienenen Gleisen führte
eine Spur in die dicht bewaldete Wildnis dahinter, gewaltige Fußstapfen einer
wilden, tödlichen Kreatur, die nicht von dieser Welt war.
    Eine Kreatur, die über Wochen des Hungerns und
Betäubtwerdens nur auf den rechten Augenblick gewartet hatte, Lethargie und
Gefügigkeit nur vorgetäuscht hatte - bis die Gelegenheit zur Flucht gekommen
war.

36
     
    Die endlose Dunkelheit weigerte sich, ihn
freizugeben. Reichens Lungen blähten sich und saugten Luft ein, als wäre er
unter Wasser gewesen und, nach einem halben Jahr des Ertrinkens in den Fluten,
gerade erst wieder an die Oberfläche gekommen. Er rang heftig nach Luft und
würgte augenblicklich am beißenden Geschmack von Schwefel und Rauch.
    Um ihn herum war es stockfinster, doch er
spürte ein leichtes Gewicht auf sich.
    Claires Arme, die ihn festhielten.
    Ihr warmer, weicher Körper, der sich an seinen
Rücken schmiegte.
    Inmitten dieser trostlosen Leere, die ihn
einhüllte, hatte sich noch nie zuvor etwas so vollkommen und richtig angefühlt.
    Er wusste, dass er träumte, doch wie lange
schon?
    Er wurde das Gefühl nicht los, dass er bereits
ziemlich lange in der Finsternis dieser anderen Welt verloren war. Und Claire
war bei ihm.
    Guter Gott... etwa die ganze Zeit schon?
    Er strich mit der Hand über ihren samtweichen
Arm. Ihre Haut fühlte sich kühl an, beängstigend kühl. Sie rührte sich nicht,
als er sie sanft streichelte.
    Was ihn jedoch noch mehr beunruhigte, waren ihr
flacher Atem an seinem Ohr und die auffallende Schlaffheit ihrer kalten Finger,
als er sie in seine nahm und sie aufzuwecken versuchte.
    „Claire“, murmelte er. Seine Zunge war
geschwollen, seine Stimme klang stockend und wie eingerostet unter der schweren
Dunstglocke seines rauchgeschwängerten Traums.
    „Claire?“
    Sie reagierte nicht.
    Panik erfasste ihn und ließ ihn die Augen
aufschlagen. Erst jetzt bemerkte er den Schein der Flammen, die weit unterhalb
des kalten, harten Stegs loderten, auf dem er und Claire nebeneinanderlagen.
    Als er sich aufsetzte, schossen auch die
Flammen in die Höhe, als hätten sie nur eine Pause gemacht, um nun abermals zum
Leben zu erwachen. Neben dem schmalen, abschüssigen Steg klaffte ein tiefer
Abgrund. Und am Grund dieses Höllenlochs brodelte ein Kern aus Feuer und Lava.
    Die Flammen schössen heftig wirbelnd und wogend
nach oben, ihre gleißende Hitze blendete ihn.
    Das Feuer stürzte sich auf ihn wie ein wildes
Tier, das sich von seinen Ketten losgerissen hatte.
    Glänzende, weiß glühende Ranken schössen über
den steinernen Steg und streckten ihre gierigen Finger nach der Stelle aus, an
der er und Claire sich befanden.
    Rasch rollte sich Reichen schützend über
Claire, während überall um sie herum nun Feuer tobte.
    Sengend und erbarmungslos züngelte es an seiner
nackten Haut. Doch an sie kam es nicht heran. Das würde er nicht zulassen.
    Auf keinen gottverdammten Fall würde er das
Feuer in ihre Nähe lassen.
    Wütend heulte er auf, als seine Pyrokinese sich
mit Wucht über ihn hinwegwälzte. Dieses Höllenfeuer war sein eigenes - das war
er selbst, der heillose Fluch, mit dem er geboren worden war.
    Dieselbe Fähigkeit, die ihn bei der Explosion
von Dragos' unterirdischem Versteck geschützt hatte.
    Sofort brach die Erinnerung an diesen Moment
über ihn herein. Er erinnerte sich, wie er das gesamte

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