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Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11

Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11

Titel: Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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erstickende, unerbittliche Bedeutung. Wie lange war es her, dass er
zuletzt wach gewesen war?
    Er erinnerte sich, dass er gemeinsam mit dem
Orden Dragos' aufgegebenes Versteck gestürmt hatte. Und dass er Wilhelm Roth
getötet hatte. An die Explosion der unterirdischen Zentrale und Claires
entsetzten und verängstigten Blick, als er, in Höllenfeuer gehüllt, den
Trümmern entstiegen war. Er entsann sich ihres Mutes, als sie ihn angeschrien
hatte, weil sie sich weigerte, ihn einfach sterben zu lassen.
    Und dann erinnerte er sich an... ein endloses
Nichts.
    Es konnten Tage vergangen sein, seit er das
Bewusstsein verloren hatte. Vielleicht sogar eine Woche oder noch mehr.
    Wie lange war Claire bei ihm in dieser
Traumwelt gewesen und hatte dabei ihr eigenes Wohlbefinden vernachlässigt, um
ihn in der Dunkelheit zu trösten?
    „Bitte, Claire. Mach die Augen auf. Sag mir,
dass du mich hören kannst.“ Er strich ihr übers Gesicht und über die Haare, und
es zerriss ihm fast das Herz, als er ihren geschwächten Körper an sich zog. „Gib
mir ein Zeichen, dass du noch bei mir bist, dass ich dich nicht verloren habe.“
    Oh Gott, sie reagierte überhaupt nicht. Sie war
kalt und regungslos, ihre Atmung viel zu flach.
    Entfernt registrierte Reichen, dass sich vor
der offenen Zimmertür Schritte näherten, doch er war ganz darauf konzentriert,
Claire wieder zu sich zu bringen. Jemand im Flur schnappte nach Luft, gefolgt
von weiteren Stimmen, als sich eine kleine Gruppe von Kriegern und ihren
Stammesgefährtinnen vor der Tür versammelte.
    „Heiliger Strohsack“, murmelte Tegan, und er
war nicht der Einzige, der einen Fluch ausstieß.
    Reichen wusste nicht, ob die allgemeine
Verblüffung dem Umstand galt, dass er wach und von seiner Pyro befreit war,
oder der beunruhigenden Verfassung von Claire, die schlaff in seinen Armen
hing. Er wandte den Kopf Lucan, Tegan und einigen weiteren Ordensmitgliedern
zu, die zusammen mit Tess und den übrigen Stammesgefährtinnen, die im
Hauptquartier wohnten, draußen auf dem Gang standen. Tess und Savannah hielten
Infusionsschläuche und Beutel mit einer klaren Flüssigkeit. Gideon hinter ihnen
hatte aus der Krankenstation eine Bahre herbeigerollt.
    „Irgendwas stimmt nicht mit Claire“, murmelte
er mit trockener Kehle. Ein kalter Hauch fuhr durch seinen Körper und setzte
sich hinter seinem Brustbein fest.
    „Wir machen das schon“, sagte Tess sanft und
hielt die medizinische Ausrüstung in die Höhe, die sie mitgebracht hatte.
    „Nein, dafür ist es zu spät“, murmelte er. Sein
Instinkt sagte ihm, dass sie an medizinischen Hilfsmitteln keinen Bedarf mehr
hatte.
    Sie brauchte Blut.
    So sehr er einmal gefürchtet hatte, dass er ihr
nur Unglück bringen würde und seine Liebe nicht stark genug wäre, um sie vor
dem zu schützen, was die Pyro aus ihm gemacht hatte, so wusste Reichen nun ohne
jeden Zweifel, dass er jetzt der Einzige war, der sie retten konnte. Er
knurrte, als einige Krieger den Raum betraten, als wollten sie ihm Claire
entreißen.
    Sie gehörte ihm - jetzt und für immer.
    „Komm zu mir zurück, Claire“, flüsterte er.
Dann hob er sein Handgelenk zum Mund und stieß sich seine Fangzähne tief ins
Fleisch.
    Blut sprudelte aus seinen Adern. Er hob sein
Handgelenk an ihre schlaffen Lippen und presste ihr die Bisswunden auf die
Zunge.
    „Trink, Claire“, flüsterte er sanft und hob
ihren Kopf, um sie mit seinem Willen ins Leben zurückzuzwingen.
    Es war ihm egal, dass er sie anflehen musste.
Und ihm war auch egal, dass er dabei ein Publikum hatte, das ihn aus nur
wenigen Metern Entfernung in ernstem, unsicherem Schweigen beobachtete. „Trink
jetzt, tu's für mich. Bitte, Claire.“
    Die erste schwache Bewegung ihrer Zunge auf
seiner Haut ließ Reichen scharf die Luft einziehen.
    Dann begann sie zu saugen und schloss ihre
Lippen fester um die Quelle des warmen, lebensspendenden Blutes. Sein Blut, das
von nun an in ihr fließen, ihr anhaltend Kraft verleihen und ihr Leben
verlängern würde.
    Sein Blut, das sie als seine Gefährtin an ihn
binden würde, jetzt und für alle Zeit.
    „Andre“, murmelte sie benommen und sah zu ihm
auf. „Ich hatte solche Angst. Ich dachte, ich hätte dich verloren.“
    „Niemals“, erwiderte er. „Nie wieder.“
    Ihr Mund verzog sich zu einem schwachen
Lächeln, als sie weiter an seinem Handgelenk saugte.
    „Nimm, so viel du von mir brauchst, Liebling“,
ermunterte er sie zärtlich, seine Stimme erstickt vor Rührung. Es machte

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