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Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11

Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11

Titel: Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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geblieben waren. Es war schwer, die Kälte
abzuschütteln, die sich in seinen Eingeweiden ausbreitete, wenn er darüber
nachdachte, wie schnell das Leben - und diejenigen, die er liebte - aufhören
konnten zu existieren.
    „Ich kann dir ansehen, dass Tegan dir die
Neuigkeiten aus Hamburg schon erzählt hat“, sagte Gideon, rollte mit seinem Bürostuhl
von seinen Computerkonsolen zu Lucan und sah ihn nüchtern über die Ränder
seiner hellblau getönten Brille an.
    „Willst du den wirklich üblen Teil dieser
ganzen Sache hören?“
    „Warum nicht“, meinte Lucan gedehnt.
    „Ich habe ein bisschen in den Unterlagen der
deutschen Agentur herumgehackt. Sieht so aus, als hätten die dort Probleme,
ihre Jungs am Leben zu halten.“ Auf Lucans fragenden Blick fuhr Gideon fort.
    „Allein in den letzten Wochen wurden neun
Agenten ermordet, alle aus den Büros Berlin und Hamburg.“
    Jetzt schaltete sich Tegan in das Gespräch ein,
er kam herüber und warf einen Blick auf die Daten auf Gideons Monitoren.
„Gezielte Anschläge, meinst du?“
    Lucan hatte das Gleiche gedacht. Bis vor Kurzem
hatten ausgebildete Gen-Eins-Killer wie Hunter unter dem Befehl von Dragos die
ältesten Angehörigen der Vampirrasse aufgespürt und ermordet. Hatten sie jetzt
etwa auch Angehörige der Agentur im Visier?
    „Das ist anders, als wir es bei den zivilen
Opfern gesehen haben“, sagte Gideon. „Diese Morde sind sorgfältig geplant - Scheiße,
das sind die reinsten Kunstwerke, so effizient sind sie ausgeführt.“ Er rollte
wieder zurück und tippte etwas in die Tastatur ein.
    Auf einem Bildschirm erschien das Autopsiefoto
eines übel zugerichteten, blutüberströmten Stammesvampirs, dem ein Teil des
Schädels fehlte.
    „Diese Agenturmorde sind brutal, sehr
persönlich. Da wurde eine ganze Einheit Mann für Mann ausgelöscht, und es waren
auch hochrangige Agenten darunter – von ganz oben in der Hierarchie,
Direktorenebene. Jemand versucht da drüben, sich deutlich bemerkbar zu machen.
Wenn du mich fragst, riecht das nach einem Vergeltungsschlag.“
    Andreas war den ganzen Tag nicht aus der
Bibliothek gekommen. Claire saß im Foyer vor der geschlossenen Flügeltür.
Wenige Minuten nachdem er sie mit dem gebellten Befehl aus dem Raum gejagt
hatte, hatte sie still auf einer kleinen gepolsterten Sitzbank Posten bezogen.
Ihr Rücken schmerzte von der unbequemen Sitzgelegenheit, und sie war erschöpft,
weil sie nicht gewagt hatte, länger als ein paar Minuten am Stück zu schlafen.
    Was er da drin machte, wusste sie nicht. Sie
wusste nicht einmal, ob er in Ordnung war. Vor ein paar Stunden hatte sie
angeklopft, um nach ihm zu sehen, aber keine Antwort bekommen. Nun saß sie auf
der kleinen Bank, die Beine angezogen, die Füße auf dem Polster und die Arme um
die Knie geschlungen, und starrte die Tür des stillen Raumes an, als ob ein
wildes, tollwütiges Tier darin wartete.
    Es war fast Sonnenuntergang. Schon bald würde
die Einheit der Agentur eintreffen, von Wilhelm herbeordert, um Andreas
mitzunehmen.
    Claire wusste, es war richtig gewesen, sich an
Wilhelm zu wenden. Sie hatte das Einzige getan, das sie tun konnte - nicht nur
für ihre eigene Sicherheit und die ihres Gefährten, sondern auch für Andreas
selbst.
    Die Angst, die sie letzte Nacht vor ihm gehabt
hatte, war inzwischen vorsichtigem Mitgefühl gewichen. Er war jetzt so
gebrochen. So erschöpft von seiner Wut.
    Sie hoffte nur, dass er so vernünftig sein und
die Agenten ohne Gegenwehr begleiten würde, wenn sie kamen. Wenn er Widerstand
leistete... nun, daran durfte sie nicht einmal denken.
    Mit einem leisen Klicken hob sich der
Schnappriegel der Bibliothekstür. Claire sah auf, streckte die Beine aus und
stellte ihre Füße auf den Boden des Foyers. Andreas kam aus dem Raum. Sein
physischer Zustand hatte sich sichtlich verbessert, und obwohl er einen
finsteren Blick in ihre Richtung warf, wirkte er ruhiger und erholter als noch
vor ein paar Stunden. Vielleicht gab es Hoffnung, dass man vernünftig mit ihm
reden konnte.
    „Du bist immer noch da“, bemerkte er sichtlich
ungehalten. „Ich hatte gedacht, du wärst inzwischen weit weg.“
    „Nein“, murmelte Claire.
    Andreas schnaubte höhnisch. „Roth muss doch
eine Menge Schutzräume der Agentur in der Gegend kennen, wohin er dich hätte
schicken können. Es wundert mich, dass du nicht bei der ersten Gelegenheit zu
einem von ihnen abgehauen bist.“
    Claire sagte ihm nicht, dass Wilhelm ihr
befohlen hatte, im Landhaus zu

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