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Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11

Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11

Titel: Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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anderes übrig geblieben, als zu Fuß zu gehen. Bis sein
Stoffwechsel sich wieder normalisiert hatte, würde alles, was er berührte oder
ihm zu nahe kam, zu Asche verbrennen. Das war auch Claire schnell klar
geworden, und sie hatte sich vorsichtig auf Distanz gehalten, solange er damit
kämpfte, die inneren Mechanismen seines Körpers wieder in den Griff zu
bekommen.
    Als Stammesvampir wäre es für Reichen trotz
seiner Schussverletzung kein Problem gewesen, die zwei Stunden von Roths
Landhaus zu seinem privaten Büro in Hamburg zu Fuß zu gehen. Er hätte die
Kilometer in einer Geschwindigkeit überwinden können, die menschliche Augen
nicht mehr wahrnehmen konnten, aber um nichts in der Welt hätte er Claire
allein der Nacht preisgegeben. Nicht nach alldem, was sie durchgemacht hatte.
Oder vielmehr, was er ihr zugemutet hatte.
    Sie war erschöpft und müde, selbst jetzt, als
sie neben ihm im Zug saß, der sie in die Stadt brachte.
    Sie hatte kaum Einwände erhoben, als er sie zu
dem Dorfbahnhof geführt und gefragt hatte, welchen Zug sie nehmen mussten. Sie
hatten kein Geld dabei, also hatte Reichen mit einem kleinen Vampirtrick
nachgeholfen. Als der Schaffner gekommen war, hatte Andreas ihn in eine
schnelle, aber kurze Trance versetzt, sodass er sie einfach übersehen hatte.
    Der Trick hatte ihm fast seine letzte Kraft
geraubt, aber wenigstens war Claire jetzt aus der Kälte heraus und konnte sich
etwas entspannen. Er dagegen war extrem unruhig.
    Reichen drückte sein Kinn auf die Brust und
krümmte die Schultern, um seine diversen visuellen Auffälligkeiten vor
neugierigen Blicken abzuschirmen.
    Sein Durst war eine andere Sache.
    Nach dem Feuer wütete er immer am schlimmsten.
    Unter normalen Umständen kamen er und seine Art
über eine Woche lang ohne Nahrung aus, aber seit dem Angriff auf seinen Dunklen
Hafen, als seine tödliche Kraft wiedererwacht war, war sein Durst hartnäckig
geworden.
    Er spürte ihn fast ständig.
    Reichen hatte gesehen, wie andere seiner Art
der Blutsucht verfallen waren. Es passierte nicht oft und meistens nur jüngeren
Vampiren, denen es an Willenskraft mangelte. Oder denen am anderen Ende des
Spektrums, der Ersten Generation des Stammes, deren Blut weniger mit
menschlichen Genen verdünnt und dem Blut der Ältesten - der außerirdischen
Väter der Vampirrasse auf der Erde - noch ähnlicher war.
    Reichens pyrokinetischer Fluch war schlimm
genug, aber der Durst, der auf diese Macht folgte, erschreckte ihn genauso wie
die Feuer, die er durch seine Willenskraft heraufbeschwören konnte. Und wenn er
zumindest sich selbst gegenüber ehrlich war, musste er zugeben, dass die Feuer
immer weniger eine Folge seiner Wut waren und immer mehr zu einem herrschenden
Teil seiner Selbst wurden. Seit er vor wenigen Wochen seine Rachemission an
Roth begonnen hatte, wurden die Feuer stärker.
    Inzwischen genügte schon ein Gedanke, um sie zu
entflammen, und sie brannten heftiger und länger, wurden mit jedem Mal
explosiver. Und wenn sie sich wieder gelegt hatten, überkam ihn ein Blutdurst,
der sich kaum noch ertragen oder stillen ließ.
    Er verlor sich an beides, an sein Feuer und
seinen Durst, und er wusste es. Wenn er sich jetzt länger in Claires Nähe
aufhielt, würde auch sie das zu spüren bekommen.
    Dieser Gedanke machte ihm immer mehr zu
schaffen, doch Reichen konnte nicht umhin, aus den Augenwinkeln mitzuverfolgen,
wie ein junger Typ, der ihm im Abteil gegenübersaß, aufstand und zu einem
anderen Sitz hinüberging, der beim letzten Halt frei geworden war. Reichen
folgte dem jungen Mann mit einem Raubtierblick und bemerkte, dass dieser seine
Umgebung kaum wahrnahm, als er sich auf den Sitz fläzte.
    Aus weißen Kopfhörern drangen blecherne Klänge
der Musik, mit der der Mann sich das Hirn beschallte.
    Mürrisch spähte er unter seinen überlangen,
strähnigen schwarzen Haaren hervor, völlig auf den Touchscreen seines iPhones
konzentriert. Offenbar war er mit einer wichtigen SMS beschäftigt.
    Reichen sah ihm mit dem wachen Interesse eines
Löwen zu, der Wild an der Wasserstelle beobachtet.
    Sein Jagdinstinkt war geweckt, schon hatte er
die leichteste Beute von der Herde der Reisenden abgesondert. Der Zug wurde
langsamer. Als er in einen Bahnhof einfuhr, stand der Mann auf. Reichens
Muskeln spannten sich reflexartig an. Er machte Anstalten, ihm zu folgen, sein
Hunger beherrschte ihn, aber Claires Hand senkte sich sanft auf seinen
Unterarm.
    „Noch nicht. Wir steigen erst eine weiter

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