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Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11

Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11

Titel: Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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aus.“
    Er setzte sich wieder und verbiss sich ein
verärgertes Knurren, als sich die Zugtüren schlossen und seine geplante
Mahlzeit ahnungslos in die Menge hinausschlenderte, die sich eben auf den
Bahnsteig ergoss.
    Wenige Minuten später hatten er und Claire
ihren Bahnhof erreicht. Sie stiegen aus dem Zug und gingen den Rest des Weges
zu Fuß zu Hamburgs alter Speicherstadt. Von Kanälen durchzogene Reihen hoher
Ziegelgebäude glänzten hell erleuchtet gegen den Nachthimmel, und die frische
Brise brachte ein Duftgemisch von Kaffeebohnen und Gewürzen mit sich, als
Claire ihn über eine geschwungene Brücke und dann tiefer in das historische
Viertel führte. Den Düften nach wurden einige der neugotischen Gebäude immer
noch als Warenspeicher genutzt; andere waren in Geschäfte umgebaut worden, wo
man nun mit edlen Orientteppichen handelte. Claire ging noch einige Straßen
weiter und blieb dann vor einem Gebäude mit Klinker- und Kalksteinfassade
stehen, das sich in nichts von seinen Nachbarn unterschied. Drei Betonstufen,
von zierlichen schmiedeeisernen Geländern flankiert, führten hinauf zu einer
Haustür ohne Aufschrift oder Nummer.
    „Das Haus gehört Roth?“, fragte Reichen, als
sie auf der obersten Stufe angekommen waren.
    Sie nickte. „Eines von mehreren privaten Büros,
die er in der Stadt unterhält. Bekommst du die Schlösser auf?“
    „Wenn nicht mental, dann mit Gewalt.“ Er
stellte sich vor sie und sandte den Bolzenschlossern an der Tür einen mentalen
Befehl, beschoss sie mit der Kraft seines Willens und gab dabei acht, das Feuer
nicht zu wecken, das immer noch am Rand seiner Selbstbeherrschung lauerte und
nur auf einen Grund wartete, wieder aufzuflammen.
    Mit einer Reihe von metallischen Klicks
sprangen die Bolzenschlösser auf, und die Tür öffnete sich langsam einen Spalt.
    Als Claire Anstalten machte, an ihm vorbei
hineinzugehen, hielt Reichen sie mit einem Blick zurück. „Warte hier. Ich muss
erst sehen, ob es sicher ist.“
    Er erkannte die Ironie in seinem
Beschützerverhalten, als er das dunkle Gebäude betrat und es nach möglichen
Gefahren absuchte.
    Hier auf weitere Agenten zu stoßen wäre
definitiv ein Problem, aber die weitaus schlimmste Gefahr für Claires
Sicherheit war er selbst. Besonders in diesem ausgehungerten Zustand.
    „Es ist sauber“, sagte er zu ihr, nachdem er
sich davon überzeugt hatte, dass das stille Gebäude leer war. Er knipste einen
Lichtschalter für sie an, als sie eintrat.
    Roth hatte das Haus nach seinem persönlichen
Geschmack eingerichtet, einer unvereinbaren Mischung von altertümlicher Eleganz
und modernem Minimalismus. Schicke Möbel aus Chrom und Glas wetteiferten mit
exquisiten Antiquitäten. Die Bilder an den Wänden waren erstklassig, doch auf
jedem Gemälde war eine Szene von entsetzlicher Brutalität dargestellt.
Todesszenen schien er besonders zu schätzen. Egal, ob es sich dabei um Männer,
Frauen oder Tiere handelte; was Gewaltdarstellungen anging, war Roth offenbar
nicht wählerisch.
    „Wie oft übernachtet er hier?“, fragte Reichen,
dem nicht entgangen war, dass das ganze obere Stockwerk von einem
Schlafzimmerloft eingenommen wurde.
    „Oft. Zumindest soweit ich weiß“, sagte Claire
ruhig, aber ohne Bitterkeit. Sie ging zu einem Arbeitstisch mit Computer
hinüber und schaltete ihn ein. Während das Gerät hochfuhr, öffnete sie eine der
Schreibtischschubladen und begann, den Inhalt durchzusehen. „Ich weiß aber,
dass seine Arbeit für die Agentur ihn auch ab und an nach Berlin führt.“
    Reichen sah zu ihr auf, sah den Zweifel in
ihren sanften braunen Augen. Claire wollte seine Anschuldigungen gegen ihren
(Gefährten nicht glauben, doch nun hatte sie zumindest mit einem gewissen Maß
an Ungewissheit bezüglich Wilhelm Roth zu kämpfen.
    „Wie geht es deiner Wunde?“, fragte sie und
wirkte reuig, obwohl sie keinen Grund dazu hatte.
    Reichen zuckte mit seiner heilen Schulter. Die
Kugel war glatt durchgegangen; sobald er Nahrung zu sich genommen hatte, würde
der Heilungsprozess sich weiter beschleunigen. „Ich werde es überleben“, sagte
er. „Lang genug, um zu tun, was getan werden muss.“
    Er konnte sehen, wie sie schluckte. „Wann wirst
du mit alldem aufhören, Andre? Wie viele Leute sollen denn noch sterben?“
    Seine Antwort war grimmig und entschlossen.
„Nur noch einer.“
    Sie hielt seinem festen Blick stand. „Was wirst
du tun, wenn sich herausstellt, dass deine Anschuldigungen gegen ihn falsch sind?“
    „Was

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