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Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11

Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11

Titel: Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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war nicht alles, was im Traum gesagt oder gesehen wurde, die
Wahrheit, doch in der surrealen Welt der Träume legte man schneller seine
Hemmungen ab.
    Claire riskierte einen Blick über das breite
Bett auf die riesige Masse von Andreas' Körper auf dem Boden. Sie legte den
angewinkelten Arm unter den Kopf, rollte sich auf der Seite zusammen und
beobachtete ihn. Fragte sich, wohin seine Träume ihn geführt hatten. Sie
schloss die Augen und dachte an ihn, während sie sich entspannte und ihrem
Verstand befahl, zur Ruhe zu kommen und sich aufs Einschlafen einzustellen.
    Sie ließ ihre Gabe sich entfalten, ließ Ranken
von Bewusstsein wachsen... suchen.
    Normalerweise kostete es sie äußerste
Konzentration, einen bestimmten Träumenden zu finden, aber mit Andreas war es
anders. Kaum war sie unter die Schleier von Bewusstsein und Schlummer
geschlüpft, war er schon da. So war es immer mit ihm gewesen. Zwischen ihnen
hatte es vom ersten Augenblick an eine Verbindung gegeben, und die war auch
jetzt noch da.
    Noch als Andreas schon lange aus ihrem Leben
verschwunden war, hatte es Zeiten gegeben, in denen Claire versucht gewesen
war, ihn zu suchen, wenn auch nur im Reich der Träume. Doch sie hatte zu viel
Angst gehabt, nur wieder seine Zurückweisung ertragen zu müssen, und sich zu
sehr geschämt, weil sie, auch wenn sie sich noch so bemühte, für Wilhelm nichts
auch nur Annäherndes empfinden konnte wie ihre unauslöschliche Liebe zu
Andreas.
    Nach allem, was in den letzten Nächten
geschehen war, empfand sie für Wilhelm und die Blutsverbindung, die sie an ihn
kettete, nur noch kaltes, beißendes Misstrauen. Und wenn alles, was sie jetzt
über ihn erfuhr, die Wahrheit war, hatte sie für ihn nur noch Verachtung übrig.
    Nach allem, was sie mit Andreas in diesen
erschütternden, intensiven gemeinsamen Stunden durchgemacht hatte, musste sie
zugeben, dass sie durchaus Angst vor dem tödlichen Individuum hatte, zu dem er
geworden war. Doch mit dieser Angst waren auch heftige Gefühle gekommen, deren
Intensität sie viel mehr verstörte.
    Es machte ihr Angst, wie sehr sie ihn immer
noch begehrte, ihn brauchte.
    Wie leicht sie sich vorstellen konnte, sich
wieder in ihn zu verlieben... wenn sie denn überhaupt jemals damit aufgehört
hatte.
    Als sie jetzt seinen Traum betrat, hielt sie den
Atem an, als sie ihn im Licht eines sternenklaren Abends erblickte. Er saß mit
nacktem Oberkörper und barfuß im frischen, kühlen Gras des kleinen Parks, den
sie für sein leer stehendes Grundstück entworfen hatte. All die Details waren
genauso wie auf dem Architektenmodell, bis zur letzten Bank, zum letzten
Blumenbeet.
    Herr im Himmel. Er hatte sich den ganzen
Entwurf eingeprägt.
    „Schön ist es hier“, sagte er, und seine tiefe
Stimme vibrierte bis tief in ihre Knochen. „Du hast genau gewusst, was du aus
diesem Ort machen musstest.
    Irgendwie hast du es gewusst.“
    Er drehte sich nicht zu ihr um, als sie sich
ihm vorsichtig am Rand seines Traumes näherte, wo das Land, das er sich in
seinem Schlaf vorstellte, sich an den glitzernden See schmiegte.
    Andreas' goldene Haut leuchtete im Mondlicht,
noch atemberaubender durch die kunstvollen Schnörkel seiner Glyphen, die sich
über seinen muskulösen Rücken zogen wie ein Meisterwerk aus Künstlerhand.
Claire erinnerte sich, wie sie diese wunderschönen Hautmuster mit der Zunge
nachgefahren hatte; wenn sie die Augen schloss, sah sie immer noch jeden
einzelnen unverwechselbaren Bogen und Schnörkel vor sich, der sich über seine
glatte, feste Haut zog.
    „Du weißt, du solltest nicht hier sein“, sagte
er, sobald ihre Füße aufgehört hatten, sich zu bewegen, und sie neben ihm
stand. Jetzt sah er sie an, seine Miene war alles andere als freundlich. Aus
seinen Iriskreisen strahlte durchdringendes bernsteingelbes Licht. Als er seine
Lippen verzog, um zu reden, glänzten die Spitzen seiner Fänge gefährlich weiß
und rasiermesserscharf. „Du gehörst nicht hierher, Claire. Nicht zu mir, nicht
so. Du hättest nicht uneingeladen kommen sollen.“
    „Ich musste dich finden.“
    „Wozu?“
    „Ich musste dich sehen. Ich wollte... reden...“
    „Reden.“ Er stieß das Wort mit einem
verärgerten Zischen aus. Bevor Claire wusste, was er tat, war er aufgestanden,
überragte sie wie ein Turm. Seine Augen loderten so heiß, dass es ein Wunder
war, dass ihr T-Shirt und Höschen nicht schmolzen, als er seinen intensiven
Blick über sie schweifen ließ, von ihrem Scheitel bis zu ihren

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