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Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11

Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11

Titel: Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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selben Ort, der schon benutzt
wurde, seit Claires Mutter als kleines Mädchen in dem vornehmen alten Haus
aufgewachsen war. Claire hatte sich darauf verlassen, dass der Schlüssel sich
immer noch in seinem Versteck befand, als sie aus dem Bostoner Flughafen
geflohen war und den Bus nach Newport genommen hatte.
    Ihn dort an seinem alten Platz zu finden, hatte
ihr die Hoffnung gegeben, dass vielleicht doch wieder alles in Ordnung kommen
würde. Vielleicht würde sie doch etwas Frieden, ihr wahres Zuhause finden, wenn
sich einmal der Staub gelegt hatte von dem Aufruhr, in dem ihr Leben sich
derzeit befand.
    Das Dumme dabei war nur, dass sie sich ihre
Zukunft immer noch mit Andreas vorstellte, und da konnte sie sich nur auf eine
Enttäuschung gefasst machen.
    Sie versuchte, ihn aus ihrem Kopf zu verbannen,
als sie langsam durch das Erdgeschoss des Hauses wanderte und sich wieder mit
den Erinnerungen ihrer fernen Vergangenheit vertraut machte. Die
Familienporträts und gerahmten Gemälde waren abgenommen und verpackt worden, um
sie zu schonen. Die eleganten Möbel, die ihre Großmutter so sorgfältig gepflegt
hatte, waren mit langen weißen Schonbezügen verhüllt, die allem ein
geisterhaftes, verlassenes Aussehen verliehen, selbst wenn alle Lichter
brannten. Die Vorhänge und Läden der hohen Glastüren, die hinaus auf die
Terrasse mit Meerblick führten, waren alle geschlossen.
    Diese Glastüren waren es, auf die Claire nun
zuging. Sie zog sie auf, alle vier, und ließ den salzigen Herbstwind vom
Atlantik hereinwehen. Sein Ruf war unwiderstehlich. Sie trat nach draußen,
überquerte die weitläufige gepflasterte Terrasse und trat dann aufs Gras
hinunter, atmete tief den Geruch des Ozeans ein, den sie immer mit ihrem
Zuhause verbunden hatte.
    Weiter draußen befand sich ein Felsvorsprung,
der immer einer ihrer Lieblingsplätze gewesen war, wenn sie allein sein und
nachdenken wollte. Dorthin ging sie nun, suchte sich im Dunkeln vorsichtig
ihren Weg über den massigen schwarzen Fels. Sie fand den flachen Vorsprung, der
auf der rauen Felszunge eine perfekte Sitzfläche bildete, und ließ sich darauf
nieder.
    Lange Zeit starrte sie einfach nur auf das
Wasser hinaus, beobachtete das Schimmern der Wellen im blassen Licht von Mond
und Sternen. Sie hätte noch Stunden an diesem friedlichen Ort bleiben können,
doch die hereinströmende Flut kroch immer höher die Felsen hinauf, bald schon
würde das Wasser sie vertreiben.
    Mit Bedauern drehte sie sich um und kletterte
den Vorsprung hinauf. Als sie aufstand, bemerkte sie erschrocken, dass sie
nicht allein war.
    „Andreas“, sagte sie, überrascht, ihn zu sehen.
    Sein Brustkorb hob und senkte sich heftig, sein
Gesicht war angespannt vor Sorge.
    Claire musste sich zwingen, still stehen zu
bleiben und nicht reflexartig auf ihn zuzueilen. Sie wollte ihn hier nicht
haben, auch wenn ihr Herz da offenbar anderer Meinung war. „Wie hast du mich
gefunden?“
    Schon als sie die Frage stellte, kannte sie die
Antwort. Die Sinneswahrnehmungen der Stammesvampire waren übernatürlich scharf.
Und wenn die Blutsverbindung, die er nun zu ihr hatte, nicht Signal genug war,
hätte er sie leicht anhand ihres Duftes aufspüren können. Nicht, dass er
geneigt schien, ihr etwas zu erklären. Er war verärgert und besorgt, und dass
er diesen ganzen weiten Weg zu ihr herausgekommen war, wäre unter anderen
Umständen eigentlich beruhigend, sogar schmeichelhaft gewesen.
    Aber mit Wilhelm Roth in nicht mal hundert
Kilometern Entfernung musste sie Andreas so weit wie möglich wegbekommen. Und
je eher, desto besser.
    „Du bist ohne ein Wort gegangen, Claire.“
    Sie versuchte, wegen der Ironie dieser
Bemerkung nicht höhnisch das Gesicht zu verziehen. „Ich hätte doch erwartet,
dass gerade du etwas verständnisvoller bist, so wie du selbst mit Abschieden
umgehst.“
    Er starrte sie mit schmalen Augen an. „Was ist
mit dir los?“
    Sie zuckte mit einer Lässigkeit die Schultern,
die sie nicht empfand. „Nichts.“
    „Warum bist du einfach weggegangen? Hast du
keine Minute lang daran gedacht, dass ich mir Sorgen mache, wenn du einfach so
ohne Erklärung verschwindest?“ Er stieß einen leisen Fluch aus und schüttelte
zerknirscht den Kopf, doch seine Augen brannten immer noch vor Ärger. „Ich habe
es ja verdient, ich weiß. Aber du hast mir vorhin einen Riesenschrecken
eingejagt. Rede mit mir. Sag mir, was los ist.“
    Sie konnte es ihm nicht sagen. Vor Angst, was
er tun würde, wenn er wusste,

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