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Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11

Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11

Titel: Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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einfach
irgendetwas, es muss ja nicht perfekt sein. Ich will nur deine Musik wieder
hören. Tu's für mich.“
    „Für dich“, erwiderte sie, und auf ihrem
Gesicht breitete sich ein langsames Lächeln aus. Dann zog sie sich den
Klavierhocker heran und setzte sich. „Na gut.
    Aber beschwer dich nicht, wenn du Ohrenbluten
bekommst.“
    Er gluckste. „Da mache ich mir keine Sorgen.
Spiel, Claire.“
    Sie hob den Deckel, dann seufzte sie
nachdenklich und ließ die Hände über den Tasten schweben.
    Sie hypnotisierte ihn schon mit den ersten
Klängen. Er kannte das Stück nicht, das sie spielte, aber es war wunderschön - tief
bewegend, traurig und ergreifend. Jeder einzelne Ton sprach von einem
gebrochenen Herzen, eine lyrische Regung so tief und emotional, dass er einfach
nur dastehen und sich von der Musik wie von einer Welle überströmen lassen
konnte... sie floss mitten in ihn hinein.
    Als er sie beobachtete, wie sie das Stück
auswendig spielte, spürte er auch die Tiefe ihrer eigenen Reaktion auf die
Musik. Sie durchlebte sie beim Spielen, jedes Motiv voller Bedeutung. Er
erkannte, dass das wunderbare Stück ihre eigene Komposition war. Es war aus
Claires eigenem Herzen gekommen - aus ihrer eigenen Seele.
    „Das hast du geschrieben“, sagte er leise, als
der letzte Ton verklang.
    Sie sah mit glänzenden Augen zu ihm auf. „Als
du fort warst, war Musik eine Weile lang das Einzige, was ich noch hatte. Ich
habe damals mehrere Stücke geschrieben, einschließlich diesem hier. Es ist
einfach... ich weiß nicht... aus mir herausgeströmt, in den ersten Wochen
nachdem du fort warst.“
    Reichen näherte sich ihr langsam, zutiefst
bewegt von alldem, was er in der Gegenwart dieser Frau hörte und empfand.
    „Es ist unglaublich, Claire. Du bist
unglaublich.“
    Er setzte sich neben sie auf die kleine
Klavierbank und sah in ihre dunklen Augen, seine Finger streichelten ihre
glatte, makellose braune Haut.
    Als er sie dieses Mal küsste, geschah es nicht
mit sengendem Hunger, sondern unendlicher Sorgfalt und Andacht. Er hielt sie in
den Armen, als wäre sie aus Glas, liebkoste ihren Mund mit solcher Ehrfurcht,
als wäre er die seltenste Delikatesse.
    Er liebte sie.
    Auch wenn er es nicht einmal sich selbst hatte
eingestehen wollen - nun sah ihm die Wahrheit mitten ins Gesicht.
    Er liebte diese Frau, auch wenn sie nicht ihm
gehörte.
    Auch wenn er nicht gut genug für sie war, es
nie gewesen war. Das war das Einzige, womit Roth vor all diesen Jahren recht
behalten hatte.
    „Er weiß über uns Bescheid“, platzte Claire
leise heraus, als Reichen sie in seinen Armen hielt. „Er weiß, dass wir
zusammen waren... dass ich jetzt mit dir zusammen bin.“
    Es versetzte ihm keinen Schock, das zu hören.
    Roths Blutsverbindung mit Claire musste ihm
verraten haben, wo sie war. Das leichte angstvolle Zittern in ihrer Stimme war
es, das Reichens Blut zum Sieden brachte. „Was ist passiert? Hat er dir etwas
getan?“
    „Als wir uns letzte Nacht geliebt haben, hat er
mich spüren lassen, dass er über meine Untreue Bescheid weiß. Ich weiß nicht,
was er getan hat, aber die Schmerzen, die er mir geschickt hat, waren nur allzu
deutlich.“
    „Du hast es mir nicht gesagt.“ Reichen schob
sie von sich und blickte ihr fest in die Augen. „Warum hast du mir das
verheimlicht?“
    „Weil man nichts dagegen machen kann, Andre.“
    „Und ob, verdammt“, stieß er mit
zusammengebissenen Zähnen hervor. „Sobald ich weiß, wo der Bastard sich
versteckt, werde ich allerdings etwas dagegen unternehmen.“
    Claire zuckte zusammen und schüttelte langsam
den Kopf. „Ich habe Angst, was er dir antut. Er wird dich töten, wenn er kann.
Das musst du wissen. Es ist doch naheliegend, dass auch er es gewesen ist, der
damals versucht hat, dich in Hamburg ermorden zu lassen. Er war im Dunklen
Hafen, nachdem wir uns gestritten hatten. Ich habe geweint, als ich ins Haus
ging. Ich habe ihm erzählt, was passiert ist - dass ich mir nichts so sehr
wünschte, als dass du mich als deine Gefährtin willst. Ich habe ihm alles
gesagt, Andre. Ich habe mich bei ihm ausgeweint, und als Nächstes warst du
verschwunden. Damals habe ich den Zusammenhang noch nicht gesehen, aber
jetzt...“
    Reichen zog sie an sich und drückte einen Kuss
auf ihren Scheitel. „Du hast nichts Falsches getan. Ich hatte schon immer das
Gefühl, dass der Angriff auf mich zu persönlich und gewalttätig war, um Zufall
zu sein. Es geht ihm vielleicht nicht einmal darum, dass wir

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