Midnight Fever: Verhängnisvolle Nähe (German Edition)
bewaffneter Männer. Die schauten gar nicht her. Sie hatten ihr den Rücken zugedreht und blickten zur Wand.
Claire sah Bud ins Gesicht. »Bud«, flüsterte sie. »Was ist denn los? Wer sind die Männer? Warum sind sie bewaffnet?«
Er antwortete nicht, sondern stand auf und gab den Männern Befehle. Im Nu hatten sie sich still aus dem Zimmer entfernt. Eben noch war sie umringt gewesen von außerirdisch anmutenden Soldaten, im nächsten Moment waren sie verschwunden.
Bud kramte in ihrem Schrank und holte einen ihrer Koffer heraus, klappte ihn auf und begann, Kleidungsstücke aus dem Schrank hineinzuwerfen. »Zieh dich an, Honey«, sagte er, ohne sie anzusehen. »Warme Sachen, Stiefel, Handschuhe. Los, beweg dich!«
Los, beweg dich?
Claire war wie erstarrt. Mit zitternder Hand zog sie sich die Bettdecke bis unters Kinn. »Bud, sag mir, was los ist. Wer waren die Männer? Was ist passiert?«
Er hörte noch immer nicht zu, sondern stopfte mit einer Hand Sachen in den Koffer, während er mit der anderen das Handy ans Ohr drückte. Er redete hastig, hielt ab und zu kurz inne, um an die Fenster zu gehen und nach etwas zu sehen.
»Ich weiß. Scheiße, ja.« Er klang frustriert und aufgebracht. »Das heißt nicht, dass sie nicht hierher unterwegs sind. Verlasst das Haus, aber geht ringsherum in Stellung. Ist der Lockvogel bereit? Gut. Hat sie lange Haare? Dann setzt ihr eine Mütze auf. Wir werden hinten rausgehen und kommen auf die Parallelstraße. Bereitet das sichere Haus vor.« Er klappte das Handy zu. »Komm, Honey. Sie warten draußen. Zieh dich an.«
Ihr Puls ging noch heftig, aber sie hatte sich so weit von ihrem Schreck erholt, um zu begreifen, dass Bud ihr einen Trupp Bewaffneter ins Schlafzimmer geschickt hatte. Und ihr damit Todesangst eingejagt hatte.
Sie versuchte, mit fester Stimme zu sprechen, aber es war nicht einfach. »Warum soll ich mich anziehen, und wohin gehen wir?«
Bud klappte den Koffer zu. »In ein sicheres Haus. Eine Polizistin, die dir ähnelt, wartet im Wohnzimmer. Sie macht den Lockvogel. Sie geht vorn aus dem Haus, dann verschwinden wir durch die Hintertür. Du wirst Kleidung zum Wechseln und etwas zu lesen brauchen. Ich weiß nicht, wie lange du dort bleiben musst.« Er hatte sich einmal über den enormen Stapel von Bettlektüre auf dem Nachttisch lustig gemacht. Jetzt fegte er die Bücher in einen Seesack, zog ihn zu und schwang ihn sich über die Schulter. Dabei sah er zu ihr herüber. »Verdammt, Claire, ich hab gesagt, du sollst dich anziehen.«
Ganz allmählich wurde sie klar im Kopf. »Bud, ich werde mich erst anziehen, wenn du mir –«
Er zerrte sie einfach aus dem Bett und drückte ihr Hose und Pullover in die Hand. Er hatte Schweißperlen auf der Stirn und blickte finster. Sie stand starr vor ihm, in seiner Jacke, die ihr bis über die Hände und Knie reichte. »Herrgott noch mal, Claire! Beweg dich endlich. Lass mich das nicht noch mal sagen. Wir haben keine Zeit.« Er warf einen ihrer Mäntel aufs Bett. Ein Paar Socken flog hinterher.
So hatte er noch nie mit ihr gesprochen. Draußen vor den Fenstern bewegten sich dunkle Gestalten. Sie hörte ein Funkgerät knistern. Ein Motor sprang an. Bud sah sie hart an. Claire zog frierend die Jacke zusammen.
»Claire, wenn du dich nicht sofort anziehst, schleppe ich dich nackt aus dem Haus. Glaub mir, ich tue es, wenn es sein muss.«
Angesichts seiner unerbittlichen Miene hatte sie keinen Zweifel daran. Sie schlüpfte in die Sachen, zog den Reißverschluss der Stiefel zu, während Bud aus dem Fenster schaute. Er nickte, klappte das Handy auf. »Los«, brummte er hinein, und Claire hörte den Wagen losfahren. Noch ein rascher Blick aus dem Fenster, und er nahm sie beim Ellbogen. »Gehen wir.«
Claire machte sich steif und drückte die Knie durch. Das war gleich aus mehreren Gründen praktisch, denn sie zitterten. »Ich gehe nirgendwohin, bis du mir sagst, warum und wohin.«
Bud hatte einen Gesichtsausdruck, den sie niemals erwartet hätte. Hart, rücksichtslos, völlig unzugänglich. »Ich sage das nur einmal, Claire. Jemand hat es auf Suzanne abgesehen. Vorgestern Nacht waren zwei Killer auf sie angesetzt. Ihr neuer Mieter hat die beiden erledigt und ist mit Suzanne verschwunden. Ich komme gerade vom Fundort einer Leiche, es war Todd Armstrong. Er wurde totgefoltert. Er sollte verraten, wo Suzanne ist. Wer auch immer die Killer auf sie angesetzt hat, nimmt sich jetzt ihre Freunde vor, jeden, der wissen könnte, wo sie ist. Du
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