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Midnight Fever: Verhängnisvolle Nähe (German Edition)

Midnight Fever: Verhängnisvolle Nähe (German Edition)

Titel: Midnight Fever: Verhängnisvolle Nähe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Marie Rice
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Nutzen war, damit später im Labor der Tathergang rekonstruiert werden konnte.
    Jetzt war er an der Reihe.
    Bud hatte ein verdammt gutes Spurensicherungsteam und darum bisher auf Einmischung verzichtet. Bei einer Tatortuntersuchung bestand keine Eile. Die Ermittler ließen sich so viel Zeit, wie sie brauchten. Niemand ging irgendwohin, das Opfer schon gar nicht. Das Team war gut ausgebildet, hatte sämtliches physische Beweismaterial eingesammelt und beschriftet. Der Tatort war im Uhrzeigersinn aus allen Richtungen und von den Ecken aus fotografiert worden. Der Polizeizeichner hatte währenddessen Freihandskizzen angefertigt. Von jeder infrage kommenden Fläche waren Fingerabdrücke genommen worden.
    Die Abdrücke des Opfers ließen sich allerdings nicht nehmen, denn dem fehlten beide Hände.
    Bud und Siteman musterten den unbekannten Toten.
    Bud winkte der blassen Anfängerin, die die Leiche gefunden hatte. Officer Sandy Potter. Stundenlang hatte sie still an der Seite gestanden, während die »Spusi« ihre Arbeit tat; jeder hatte höflich ignoriert, dass sie ihr Abendbrot und vermutlich auch das Mittagessen und das Frühstück in einen Blecheimer erbrochen hatte. Potter kam zu ihm und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. Die Ruhestellung. Ganz eindeutig frisch von der Polizeischule. Sie wollte einen guten Eindruck machen. Das hatte sie. Von der Kotzerei mal abgesehen, und das war ihm auch ein paarmal passiert, fand Bud sie tüchtig und kompetent.
    »Gehen wir das Ganze noch mal durch, Officer.«
    Potter nickte. Sie zeigte keine Anzeichen von Ungeduld. Sie hatte ihre Geschichte schon dreimal erzählt und drei Stunden lang zitternd in dem kalten Abbruchhaus gewartet. Sie nickte jedoch nur und sprach deutlich und langsam, damit er sich Notizen machen konnte. Bud nahm sich vor, sie in seinem Bericht lobend zu erwähnen.
    »Zwei Jugendliche aus der Gegend haben die Leiche gefunden. Das Haus steht seit fünfzehn Jahren leer, und sie sagen, dass es hier spukt. Sie schwören, dass sie zum allerersten Mal hier eingestiegen sind. Sie hatten eine Wette verloren und mussten die Nacht darin verbringen.« Sie lächelte gezwungen. »So eine Wette habe ich auch einmal verloren, als ich zwölf war.«
    Bud nickte. Er auch. »Sie haben die Namen der Jugendlichen?«
    »Jawohl, Sir«, antwortete Officer Potter, »und ihre Adressen. Sie erkundeten das Haus, als sie den –«, unwillkürlich huschte ihr Blick zu dem Ermordeten, und sie wurde noch blasser, »als sie den Toten fanden. Ich war mit meinem Partner hier auf Streife, und wir haben den Fund gemeldet. Mein Partner hat die Jugendlichen zu ihren Eltern zurückgebracht.«
    »Sie müssen vernommen werden.«
    »Jawohl, Sir. Das wissen sie.«
    »Okay.« Bud streifte Latexhandschuhe über und hockte sich neben Siteman, der kniend die Leiche musterte. »Was haben wir denn hier, Doc?«
    In gewisser Hinsicht war es eine dämliche Frage. Was sie hatten, lag ausgestreckt vor ihnen am Boden: die Leiche eines Mannes, der gefoltert und verstümmelt worden war. Der Tote lag auf der rechten Seite, das blutige Gesicht auf den Boden gedrückt, verdeckt von seinem langen, blutgetränkten Haar. Es war so blutig, dass die Haarfarbe nicht zu erkennen war, nur, dass es weder Braun noch Schwarz war.
    Dem Opfer war in beide Kniescheiben und einen Ellbogen geschossen worden. Die Knochen der Kniescheiben waren von der Gewalt der Kugeln nach außen geborsten. Der Ellbogen war eine breiige Masse aus Fleisch und Knochensplittern. Die Hände waren säuberlich, geradezu chirurgisch entfernt worden. Elle und Speiche glänzten weiß im roten Fleisch.
    Siteman hatte leise in einen Minirekorder gesprochen. Er drückte die Stopptaste und seufzte. »Nach der Obduktion weiß ich mehr«, sagte er. »Im Augenblick haben wir hier einen jungen Weißen von eins achtundsiebzig, der Tod trat circa zwei Stunden vor der Entdeckung ein. Um sicherzugehen, muss ich seine Lebertemperatur messen.«
    »Zu Tode gefoltert«, sagte Bud ruhig.
    »So sieht’s aus«, stimmte Dr. Siteman zu. »Es war ein sehr schmerzhafter Tod. Nach dem vergossenen Blut zu urteilen würde ich sagen, er hat zuerst eine Kugel ins rechte Knie bekommen, dann ins linke. Als man ihm in den Ellbogen schoss, lag er bereits im Sterben. Am Ellbogen ist nur wenig Blut. Ihn ohne Fingerabdrücke zu identifizieren dürfte ziemlich schwierig werden. Wir müssen abwarten, ob jemand vermisst gemeldet wird. Erlaubnis, ihn umzudrehen, Lieutenant?«
    Bud blickte sich

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