Midnight Man (02) – Gefährliche Mission
einen verstohlenen Blick auf sein Gesicht. Er grinste nicht dümmlich wie ein fieser Macho bei der Anmache. Sein Gesicht war hart und ernst. Das Gesicht eines Soldaten, der gerade ein militärisches Ziel genannt hatte.
Wir werden diesen Hügel dort einnehmen. Wir werden Sex in einem Bett haben.
Er war ein vielfach ausgezeichneter Soldat. Er war es wahrscheinlich gewohnt, seine Ziele zu erreichen.
Gott steh mir bei, worauf habe ich mich da eingelassen?
Als sie das Restaurant betraten, stieß sie unwillkürlich einen Seufzer der Erleichterung aus, als hätten sie mehr hinter sich als einen kurzen, nasskalten Weg. In dem vertrauten, eleganten Raum fühlte sie sich auf sicherem Terrain, wo sie die Regeln kannte, wo sie sich behaupten konnte. Hier war sie im 21. Jahrhundert und nicht in einer Höhle, wo der Mann mit dem dicksten Knüppel ans Ziel kam.
Der Oberkellner begrüßte sie und brachte sie zu einem abgeschiedenen Ecktisch neben dem großen Kamin. Einer der besten Plätze. Suzanne zog die Brauen hoch. Sie aß hier oft mit Kunden in der Mittagszeit, aber ihr war nie dieser erstklassige Platz angeboten worden. Johns toter Präsident musste Überzeugungskraft besessen haben.
»Kennen Sie sich mit französischer Küche aus?«, fragte sie und klappte die lederbezogene Speisekarte auf.
»Ja, ein bisschen.« John zuckte die Achseln. »Aber ich bin beim Essen nicht wählerisch. Ich werde das Gleiche nehmen wie Sie.« Anstatt gegenüber hatte er sich neben sie auf die Bank gesetzt, und als er die Schultern hob, spürte sie seinen muskulösen Oberarm.
Suzanne senkte die Speisekarte. »Und wenn ich die Rognons à la crème nehme?«
John lehnte seine breiten Schultern gegen die Bank und schnaubte. »Sie meinen, ich scheue mich, Nieren in Sahnesauce zu essen? Sie wissen nicht, was für beschissene Verpflegung wir bei Einsätzen hatten. Wenn wir überhaupt Verpflegung hatten. Meine Leute und ich haben uns mal drei Wochen lang in einer Höhle verkrochen, und unsere einzige Nahrung war eine Bergziege, die wir gefangen haben. Wir mussten sie roh essen, weil wir kein Feuer machen durften. Wir haben alles verzehrt, einschließlich der Augäpfel. Wir hätten auch vor den Hufen und dem Fell nicht haltgemacht, wenn sie essbar gewesen wären.«
»Igitt.« Sie schauderte ein wenig. »Wo war das?«
Er verzog den Mund. »Wo es viel unerfreulicher ist als hier, so viel steht fest.«
»Wenn Sie es mir sagen würden, müssten Sie mich umbringen?«, neckte sie und strich sich eine Locke hinters Ohr.
»Nein. Niemals.« Mit ernster Miene nahm er ihre Hand. »Ich tue Frauen nichts, Suzanne. Könnte ich gar nicht. Haben Sie diesbezüglich keine Angst.« Er zog ihre Hand an den Mund und hauchte einen Kuss darauf. »Aber ja, es ist am besten, wenn Sie es nicht wissen.«
Die Stelle auf ihrem Handrücken kribbelte. Sie war verblüfft, erschreckt.
Der Kellner kam, um einen Teller mit einer warmen Vorspeise zu bringen und die Bestellung aufzunehmen. John bestellte auf Französisch. Dieser Mann steckte voller Überraschungen. Er konnte Schlösser knacken, rohes Ziegenfleisch essen und Französisch sprechen. Eine ungewöhnliche Kombination bei einem ungewöhnlichen Mann.
»Sie sprechen ziemlich gut. Ihr Französisch ist besser als meins. Ich kann nur, was ich noch von der Highschool behalten habe.«
»Die Navy hat einige von uns zu Intensivkursen nach Monterey geschickt. Französisch und Spanisch zu lernen war in Ordnung, aber Farsi und Paschtu war schwei … äh, schwierig. Aber auf Paschtu kann man gut fluchen. Zumal das selten jemand versteht.«
Er ließ ihre Hand nicht los. Da er den anderen Arm auf die Rückenlehne gelegt hatte, hielt er sie praktisch umfangen.
Suzanne räusperte sich. Auf ihrer einen Seite war die Wand, auf der anderen Seite Johns ebenso massive Brust. Von den übrigen Gästen konnte sie niemanden sehen. John füllte ihr Blickfeld vollkommen aus. Es war überwältigend.
Die flackernde Kerzenflamme erzeugte ein faszinierendes Schattenspiel auf den harten Flächen seines Gesichts. Er sah aus wie frisch rasiert. Sie roch kein Rasierwasser an ihm, aber es ging ein unwiderstehlicher Duft von ihm aus – nach frischer Wäsche, Leder und Seife. Und nach etwas Unbestimmbarem, das wohl sein Eigengeruch war.
Suzanne hustete und wurde unruhig. Er war ihr so nah, dass sie meinte, nicht genug Luft zu bekommen. Sie wollte ihre Hand wegziehen, zuerst sanft, dann mit mehr Nachdruck. Er hielt sie umso fester.
»Falls du
Weitere Kostenlose Bücher