Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Midnight Man (02) – Gefährliche Mission

Midnight Man (02) – Gefährliche Mission

Titel: Midnight Man (02) – Gefährliche Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Marie Rice
Vom Netzwerk:
ein prächtiges, wildes Tier, dem man sich vorsichtig nähern musste, weil es einem sonst das Herz herausriss, ganz ohne Vorwarnung. Zu schönen wilden Tieren musste man Abstand halten. Wie sollte sie das hinbekommen, wenn sie ihm täglich begegnete?
    Die stille Nacht bot darauf keine Antwort, nur Schneeflocken, die aus den schimmernden Wolken fielen. An der niedrigen Buchsbaumhecke, die parallel zur Hauswand verlief, tanzte ein Lichtfleck. Suzanne sah die dunkelgrünen Blättchen darin leuchten.
    Sie schaute genauer hin.
    Wieso war das Licht so unruhig? Woher kam es eigentlich? Nicht von der Stadtseite, das war klar, denn dann könnte es nicht auf die Hecke scheinen.
    Und es war auch kein schwacher Widerschein, sondern ein kleiner, heller Lichtfleck. Sie runzelte die Stirn. Von einem Auto? Nein, dafür war er zu klein und zu unruhig. Er konnte auch gar nicht von der Straße kommen, da er die Hecke an der Innenseite beschien. In einem Winkel, der nahelegte, dass … er aus ihrem Haus kam! Aus ihrem Büro!
    Feuer!
    Suzanne schlug das Herz bis zum Hals, als sie zur Tür rannte. Ohne Licht zu machen, lief sie durch das Wohnzimmer und die Küche. Die Räume hatten große, tiefe Fenster, durch die sie das Licht an der Hecke flackern sehen konnte.
    Der kleine Lichtkreis tanzte hin und her, und sie hielt plötzlich inne, die Hand am Knauf der Tür, die in ihr Büro führte. Langsam dämmerte ihr, was sie unbewusst schon begriffen hatte.
    Wo hatte sie nur ihren Verstand gehabt?
    Feuer würde keinen solchen Lichtfleck werfen. Der Widerschein wäre viel größer. Das konnte nur eines sein: eine Taschenlampe.
    Und eine Taschenlampe bedeutete … jemand war in ihrem Büro.
    Gott sei Dank war sie barfuß. Sie hatte kein Geräusch gemacht. Wer immer dort war, konnte sie nicht gehört haben.
    Die Tür zum Büro war angelehnt. Suzanne strich sich die Haare aus dem Gesicht und spähte um die Ecke.
    Zuerst war niemand zu sehen, nur Dunkelheit. Dann hörte sie einen dumpfen Schlag. Der Einbrecher war gegen ein Möbelstück gelaufen. Er fluchte leise. Hätte sie den Kopf nicht ins Zimmer gestreckt, hätte sie es nicht gehört.
    Sie hatte einen Einbrecher im Haus.
    Einen Mann. Die tiefe Stimme war unverkennbar männlich. Dann lief er am Fenster vorbei, eine schwarze Silhouette vor dem Widerschein der Schneewolken, und Suzannes Herz setzte aus, um im nächsten Moment heftig weiterzupumpen. Sie musste die Zähne zusammenbeißen, um nicht vor Schreck zu keuchen.
    Der Einbrecher war groß, schlaksig, hatte schulterlange Haare und hielt eine schmale Taschenlampe in der Hand. Der Lichtkegel fiel immer wieder nach draußen auf die Hecke.
    In der anderen Hand hielt er eine große, schwarze Pistole.
    Oh Gott, oh Gott! Unwillkürlich wich sie einen Schritt zurück. Wieder hörte sie leises, ärgerliches Fluchen. Er war wieder über ein niedriges Möbelstück gestolpert.
    Ihr Büro war ein wenig überladen. Sie benutzte es zur Hälfte als Ausstellungsraum, um ihr Können zu zeigen. Es war fast unmöglich, sich im Dunkeln hindurchzubewegen, ohne sich zu stoßen. Der Mann tastete sich mit ausgestreckten Händen weiter. Oder stieß sich die Schienbeine.
    Er war bewaffnet. Ein Einbrecher mit einer Waffe. Hatte sie nicht irgendwo gelesen, dass Einbrecher, die stehlen wollten, ohne Waffe kamen? Weil sie wussten, dass die Strafe für Einbruch und Diebstahl viel geringer ausfiel als für bewaffneten Raubüberfall. Und weil sie einem anderen Täterprofil entsprachen, dem die Neigung zur Gewalttätigkeit fehlte.
    Ein Dieb wollte nur schnell ins Haus, möglichst viele Wertsachen einstecken und ungesehen wieder verschwinden, so hatte es in dem Artikel gestanden.
    Dieser Mann jedoch verhielt sich nicht so. Die Taschenlampe erfasste den nagelneuen Bang & Olufsen, der viel Geld gekostet hatte – mehr als sie sich eigentlich leisten konnte –, und bewegte sich weiter. Der Lichtschein strich über die antiken silbernen Bilderrahmen, die drei Generationen Barrons gesammelt hatten. Laut Sachverständigem waren sie mehr wert als ihr neuer Wagen. Kurz wurde das Bild von Winslow Homer angestrahlt, das Uroma Bodine von dem großen Mann persönlich erworben hatte. Suzanne hatte es als Sicherheit für den Hauskredit verwendet.
    Der Lichtkegel verweilte nicht auf diesen Gegenständen, sondern glitt weiter über die Wand. Suchend.
    Was suchte er? Das war ein armes Viertel. Es gab nicht viele Häuser, in denen ein Einbrecher fände, was dieser Mann gerade als wertlos

Weitere Kostenlose Bücher