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Mieses Karma

Titel: Mieses Karma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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den Köder geschluckt hatte.
    «Nichts, nichts», sagte ich.
    «Kommen Sie schon.» Wie alle anderen Menschen auch konnte Nina es nicht ertragen, wenn jemand etwas für sich behält, was einen
     selber betrifft.
    «Na ja   … haben Sie nie das Gefühl, dass Sie nur ein Trostpflaster sind?», fragte ich nun sehr direkt.
    «Nein. Habe ich nicht!», antwortete Nina sauer.
    «Meine Schwester war mit einem Witwer verheiratet», flunkerte ich. «Und als sie den seelisch aufgepäppelt hatte, hat er sich
     eine andere genommen und   …»
    «Ihre Schwester interessiert mich nicht», antwortete Nina in einem Tonfall, der deutlich machte: Noch ein Wort, und ich erwürge
     Sie mit der Wäscheleine!
    Ich schwieg, und wir beschäftigten uns die nächsten zehn Minuten stumm mit der Wäsche. Dann kam der richtige Augenblick, aus
     der nassen Jacke von Alex eine Kondompackung herauszuziehen, die ich vor dem Waschgang reingeschmuggelt hatte.
    «Oh, die sind wohl mitgewaschen worden», sagte ich unschuldig.
    «Alex   … benutzt keine Kondome», stammelte Nina.
    «Ist das nicht seine Jacke?», fragte ich noch unschuldiger.
    Nina war verwirrt.
    «Das klärt sich sicherlich auf», sagte ich hilfreich. Wissend, dass eine Kondompackung allein nicht dazu führen würde, dass
     sie dachte, Alex ginge fremd. Dazu bedurfte es noch eines ganzen Haufens anderer Indizien. Und natürlich durften die nicht
     alle mit mir in Verbindung gebracht werden, |248| sonst würde ich Verdacht erregen. Ich brauchte also einen Komplizen. Zum Beispiel einen Kater.
     
    «Hey, Casanova», rief ich, als ich den Kater nach langem Suchen endlich auf einem Baum entdeckte. Er lag auf einem Ast und
     wirkte schwer deprimiert. 24
    «Ich bin’s, Kim!»
    Casanova wachte aus seiner Lethargie auf. 25 Er miaute erfreut.
    «Wir Menschen können ja nicht verstehen, was Menschen, die als Tiere wiedergeboren wurden, sagen oder kläffen oder miauen.
     Aber du   … du kannst mich verstehen», sagte ich zu ihm. «Ich habe einen Plan. Also hör mir genau zu   …»
     
    Casanova zu motivieren war nicht schwer: Er war ja noch immer in Nina verliebt. Und mein «Ehe-Zerstör-Plan» verlieh ihm anscheinend
     neuen Lebensmut. Er kletterte, wie ich ihn geheißen hatte, auf den Zaun, der unser Grundstück umgab. Als Alex von der Arbeit
     nach Hause kam, sprang der Signore ihm direkt auf die Schultern. Alex schrie erschrocken auf. Aber Casanova ließ nicht locker
     und biss in seinen Hals. Er saugte und saugte. Und als er endlich abließ, hatte Alex einen wunderbaren Knutschfleck. 26
     
    |249| Als Nina in der Küche diesen Knutschfleck sah, war sie erschüttert. «Woher hast du den denn?», fragte sie, nicht ahnend, dass
     ich das Gespräch vom Flur aus belauschte.
    «Das hat diese wilde Katze gemacht, die auch schon dein Kleid zerfetzt hat. Das Biest hat mich einfach angesprungen.»
    «Aha.»
    «Glaubst du mir nicht?»
    Nina wollte das wohl gerne glauben, wirkte aber etwas verunsichert – garantiert wegen der Kondome, die sie allerdings nicht
     erwähnte.
    Alex blickte Nina an und lächelte: «Ich liebe dich. Nur dich.»
    Das versetzte mir einen Stich. Es gibt nun mal Sätze, die gefallen einem einfach nicht, wenn sie zu jemand anderem gesagt
     werden.
    Nina nickte nach einer Weile nachgiebig. Dann lächelte Alex noch einmal, verließ die Küche und ging grußlos im Flur an mir
     vorbei in Richtung Dusche, um sich Fahrradöl und Katzengeruch abzuspülen.
    Ich schlich vorsichtig in die Küche und erwischte Nina in einem Moment der Schwäche.
    «Er liebt eine andere», sagte sie und rang dabei mit den Tränen.
    Das schockte mich: Alex liebte eine andere? Ich musste gar kein Verhältnis erfinden? Was war da los? Hatte ich etwa noch eine
     Konkurrentin? Eine Kundin aus seinem Laden? Irgendeine Fahrradfahrerin vielleicht? Die sich fürs Bett womöglich auch noch
     dopt?
    «Und wen?», fragte ich ebenso irritiert wie aufgewühlt.
    Nina war offensichtlich erschrocken, dass ihr das so rausgerutscht war, und wusste nicht, wie sie reagieren sollte.
    |250| «Ich weiß, es geht mich nichts an, aber wenn Sie eine Schulter zum Ausweinen brauchen   …», bot ich heuchlerisch an.
    Sie überlegte eine Weile. Dann antwortete sie: «Er liebt seine verstorbene Frau.»
    «Gott sei Dank», seufzte ich.
    Nina schaute mich irritiert an.
    «Ähem, ich mein natürlich   … das tut mir leid.»
    «Er hat sie immer mehr geliebt als mich und tut es noch», erklärte Nina.
    Es war verdammt schwer, sich

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