Mieses Karma
ich. «Wirklipf nicht.» Ich bemühte mich um ein Lächeln. Das verursachte noch mehr Schmerzen.
Aber ich lächelte weiter. Lilly sollte kein schlechtes Gewissen haben. Ich streichelte ihr über den Kopf. Sie wirkte beruhigt,
und ich ging mit Alex ins Haus, während sie weiter im Garten den Ball gegen den Schuppen kickte.
«Sie sind sehr lieb zu Lilly», sagte Alex dankbar.
«Sie ist auch ein ganpf bepfonderepf Kind», antwortete ich.
In der Küche bot Alex mir einen Stuhl an, während ich beschloss, trotz des Schmerzes die Situation zu nutzen.
«Pfie waren mit Kim Lange verheiratet, oder?», fragte ich.
«Ja», nickte er und holte ein Kühlpack aus dem Eisfach.
«Muss merkwürdig gewepfen pfein mit pfo einer Berühmtheit verheiratet zu pfein.»
«Anstrengend trifft es besser.» Er legte mir das Kühlpack auf die Nase. Der wummernde Schmerz nahm etwas ab.
«Pfie hatte pficher kaum Zeit für die Familie?»
«Sie müssen die Nase hochhalten», sagte Alex. Er wollte offenbar nicht darauf eingehen.
|254| «Ich bin mir pficher, Kim Lange würde ihr Leben jetzt anderpf führen.» Ich wollte, dass er das weiß.
«Was macht sie so ‹pficher›?», fragte Alex spitz.
«Im Leben nach dem Tod merkt man, was wichtig ipft im Leben vor dem Tod.»
«Sie sind da wohl eine ganz Spirituelle», spottete er.
Ich antwortete nichts. Ich war nicht spirituell, ich hatte ganz handfeste Erfahrungswerte.
«Nina nimmt sich nicht wichtiger als die Familie», sagte er mit unterdrückter Wut. «Ich habe es gut mit ihr getroffen. Da
muss ich nicht nachdenken, was meine Frau im Leben nach dem Tod, was es, ganz nebenbei bemerkt, meiner Meinung nach nicht
gibt, denken würde.»
Zack, das saß. Er wollte nicht mehr darüber reden.
Ich schon: «Vermipfen pfie pfie?»
«‹Vermipfen pfie pfie?›», fragte Alex. Er hatte mich nicht verstanden. Scheißnase!
«Vermipfen pfie pfie?»
«Vermipfen?»
«Vermipfen!»
«Vermischen?»
«VERMIPFEN! VERDAMMTE PFEIPFE», sagte ich laut.
Alex zuckte zusammen.
«Verpfeihung», sagte ich kleinlaut.
«Ob ich sie vermisse?», fragte er verwirrt.
Ich nickte.
Er nach einigem Zögern auch: «Ich wünsche mir jeden Tag, sie wäre noch da …»
Das erste Mal sah ich, wie tieftraurig er war. Und ich konnte ihm nicht «Ich bin da! Ich lebe!» entgegenschleudern.
|255| Aber …
… ich konnte ihn küssen.
Ich näherte mich ihm. Mit meinen großen, dicken Lippen.
Er war sichtlich verwirrt, durcheinander.
Und er blickte mir wieder in die Augen.
Meine Lippen berührten die seinen.
Und seine erwiderten den Kuss. Sein Hirn hatte anscheinend komplett ausgesetzt. Nur sein Herz lenkte ihn.
Es war der intensivste Kuss in all meinen Leben: Mein Rücken kribbelte, mein Herz schlug bis zum Hals, mein ganzer Körper
war elektrisiert … es war wundervoll!
Schade eigentlich, dass Nina in die Küche kam.
Phase fünf (Ja, ich weiß, ich dachte vorher auch, es gäbe nur vier Phasen): Die Kacke beginnt zu dampfen!
Nina konnte nicht fassen, was sie da sah: Alex betrog sie. Mit einer Frau, die dreimal so viel wog wie sie selbst.
«Alex …», stammelte Nina fassungslos.
Alex ließ von meinen vollen Lippen («voll» war die freundliche Art, sie zu umschreiben) ab.
«Was machst du da …?» Ninas Hirn konnte das Ganze offenbar nicht prozessieren.
Und Alex’ Hirn auch nicht: «Ich … ich weiß nicht.»
«Hast du den Knutschfleck von ihr?»
«Nein, von der Katze … hab ich doch gesagt …»
«Und die Kondome hast du wohl auch von der Katze, was?», sagte sie tief verletzt und holte dabei die gewaschene Kondompackung
aus einer Schublade. «Die habe ich in deiner Jacke gefunden.»
«Ich … hab die noch nie gesehen», stammelte er.
Nina schaute ihn nur verächtlich an und verließ dann das Zimmer. Sie heulte nicht, stand aber sichtlich kurz davor.
|256| «Nina!», rief Alex ihr nach.
«Lapf sie …», bat ich. Ich wollte, dass er bei mir blieb. So gerne!
Aber er blickte mich nur sauer an, als ob ich ihn verhext hätte, und sagte: «Sie haben das alles eingefädelt. Mit dem Kater
und den Kondomen …»
Es fiel mir schwer, das zu dementieren.
«Was für ein krankes Spiel treiben Sie eigentlich?»
Und die Wahrheit konnte ich ihm auch nicht sagen. Mistbuddha!
«Sie sind gefeuert!», blaffte Alex noch wütend und rannte dann Nina hinterher.
Das Ganze war nicht halb so gut gelaufen wie erhofft.
In der Nacht wälzte ich mich schlaflos hin und her.
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