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Mieses Karma

Titel: Mieses Karma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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ein Lächeln zu verkneifen.
    «Dabei war sie eine dumme, egoistische Kuh!»
    Es war verdammt schwer, sich eine Ohrfeige zu verkneifen.
    «Sie wusste nicht, was sie für ein tolles Leben hat.»
    Es war verdammt schwer, sich ein trauriges Nicken zu verkneifen.
    «Und ich muss jetzt in ihrem Schatten leben», schluchzte Nina.
    Es war verdammt schwer, sich eine tröstende Umarmung zu verkneifen.
    Phase drei: Pausieren
    In der nächsten Woche stellte ich meine «Ehe-Zerstör-Aktionen» fürs Erste ein. Ich sabotierte lediglich den Sex, indem ich
     Ninas Verhütungscomputer so manipulierte, dass er ein paar Tage mehr als üblich Rot anzeigte.
    Mir machte ein Gefühl zu schaffen, das ich nie im Leben für möglich gehalten hatte: Ich hatte Mitleid mit Nina.
    Jetzt, wo ich das erste Mal seit Jahren meiner Familie so nahe sein konnte, sah ich, wie anstrengend ihr Leben als Frau eines
     Witwers war. Nina bemühte sich, es allen recht |251| zu machen. Und Alex bemühte sich, ihr nie zu zeigen, dass er mich vermisste. Aber sie wusste, dass er es tat. Genauso wie
     Lilly. Und wenn die beiden nicht hinsahen, konnte ich beobachten, wie die Trauer darüber in Ninas Augen stieg.
    Kater Casanova kam in dieser Zeit immer wieder zu mir und miaute, was das Zeug hielt. Er war wütend, dass ich nichts mehr
     unternahm.
    Der Einzigen, der es wirklich gutging, war   … meine Mutter. Sie schickte folgende Karte aus der Dominikanischen Republik:
     
    Liebe Maria,
    hier ist es wunderbar. Ich habe einen sehr netten Mann kennengelernt! Julio! Er ist einen Kopf kleiner als ich. Ehrlich gesagt
     dachte ich zuerst: Kleiner Mann, kleiner Schniedel. Aber, es ist unglaublich: Er hat ein Ding, mit dem kann man Tokio zum
     Einsturz bringen. Und er weiß es zu benutzen. Ich war noch nie so berauscht, ohne besoffen zu sein. Wir haben uns ineinander
     verliebt! Ich verlängere den Urlaub noch ein bisschen.
    Ich danke Dir aus ganzem Herzen,
    Deine Martha
     
    Nachdem ich Alex diese Karte gezeigt hatte, nahm er mich in der Küche zur Seite und sagte: «Es sieht so aus, als ob wir Sie
     noch länger brauchen werden.»
    Ich wollte antworten, aber ich brachte kein Wort heraus. Alex stand so nah bei mir, dass ich wieder merkte, wie toll er roch.
     Selbst mit meiner Menschennase war es wunderbar.
    «Ist was?», fragte er.
    Ja, am liebsten würde ich mich auf dich raufwerfen, selbst wenn du dann nicht mehr atmen kannst!
    «Nein, nein», sagte ich.
    |252| Und nun schaute er mir das erste Mal, nach all den Wochen, die ich in seinem Haushalt war, direkt in die Augen.
    «Wir kennen uns», stellte er verwundert fest.
    Er fragte nicht «Kennen wir uns von irgendwoher?» wie Daniel Kohn, als er meine Seele gesehen hatte. Oder wie meine Mutter.
     Nein, Alex stellte ganz klar fest: «Wir kennen uns.»
    Er war sich sicher. Er schien meine Seele intensiver zu spüren als jeder andere!
    Natürlich konnte er nicht begreifen, was genau er da spürte. Aber alle Gefühle, die er je für mich hatte, loderten gerade
     wieder auf, das konnte ich erkennen.
    Auch meine Gefühle loderten lichterloh, mit dem Unterschied, dass ich genau wusste, warum.
    Alex begann zu zittern.
    Ich hatte schon vor ihm damit begonnen.
    Es knisterte zwischen uns.
    Es war eine Situation, in der alles passieren konnte.
    Da rief Nina von oben: «Scheiße, schon wieder Rot!»
    Und der Zauber war zerstört.
    Phase vier: Den Plan komplett ändern
    Knutschflecke, Kondome unterjubeln, Verhütungscomputer manipulieren – all das waren nur alberne Spielereien. Dies hatte ich
     nun dank Alex’ Reaktion auf mich erkannt! Ich musste ran an den Speck. Oder besser gesagt, dafür sorgen, dass Alex an den
     Speck rangeht. An meinen. Ohne Umwege. Ohne Tricksereien.
    Ich musste also nochmal eine Situation herstellen, in der alles passieren konnte. Nur wie?
    Während ich mit Lilly Fußball spielte, grübelte ich über die Frage nach. So intensiv, dass ich einen von Lillys Torschüssen |253| gar nicht bemerkte. So bekam ich den Ball voller Wucht ins Gesicht.
    «Au!», schrie ich.
    «Deine Nase blutet, Maria», sagte Lilly betroffen.
    «Pfon gut, pfon gut», nuschelte ich, während der Schmerz unerträglich war. Hatte ich einen Nasenbeinbruch?
    «Soll ich Ihnen helfen, die Blutung zu stillen?», fragte Alex, der gerade durch die Gartenpforte getreten war.
    «Pfer gerne», murmelte ich, die Nase tat wirklich schweineweh.
    «Es tut mir so leid», sagte Lilly und sah schuldbewusst drein.
    «Da kannst du nipfts für», nuschelte

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