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Mieses Karma

Titel: Mieses Karma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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nach Nina, seiner
     großen Liebe. Daniel erwartete mich schon im Zimmer und fragte nett: «Und, Erfolg gehabt?»
    Ich schaute ihn nur leer an.
    «Klingt nach einem Nein.»
    Ich ging unter die Dusche. Als ich nach zwei Stunden endlich fertig war, schlüpfte ich in meinen Riesenschlafanzug und wollte
     nur noch eins: ins Bett. Aber Daniel lag schon darauf. «Ich zahl das Zimmer, da schlaf ich nicht auf dem Boden», lächelte
     er.
    «Du willst Sex», stellte ich fest.
    «Wir sind aber eingebildet.»
    Ich war müde, ich vermisste meine Familie, und ich hatte keine Lust auf Spielchen. Ich warf mich aufs Bett und sagte: «Ich
     will schlafen.»
    Daniel begann als Antwort meinen Nacken zu massieren.
    «Lass das!», forderte ich.
    «Das meinst du nicht wirklich.»
    Okay, er hatte recht – ein bisschen massiert werden, was war denn schon dabei?
    Er machte es gut, so gut.
    Und von draußen hörte ich die Gondolieri im Kanal «Volare» |263| singen. Unter normalen Umständen hätte mich dieses nervige Geträller verspannt, aber Daniel hatte inzwischen begonnen, meinen
     Nacken zu küssen.
    Ein bisschen geküsst zu werden, was war denn schon dabei?
    Daniel fing an, mein Schlafanzugoberteil sanft hochzuschieben, um meinen Rücken zu massieren. Ich kämpfte mit mir, man musste
     ja nicht gerade Nostradamus sein, um zu erkennen, wo das enden würde. Sollte ich es zulassen?
    Ein bisschen Sex, was war denn schon dabei?
    Natürlich ein ganzer Haufen, wenn man eigentlich seine Familie wiederhaben will   … aber es war so schön   …
    Und dann gab ich endlich nach, sagte: «Ach, was soll’s?», und warf mich lüstern auf ihn.
    «Umpfhh», ächzte er.
    Ich ignorierte das, und wir begannen zu knutschen. Wild.
    Ich seufzte glücklich. Auch weil Daniel der Yehudi Menuhin des Zungenspiels war. Wir hätten sicherlich innerhalb der nächsten
     zweiunddreißig Sekunden miteinander geschlafen, wenn, wenn   … ja, wenn Casanova nicht über den Balkon ins Zimmer gekommen und anschließend mit seinen voll ausgefahrenen Krallen auf meinen
     Rücken gesprungen wäre.
    «Ahhh, tickst du noch ganz sauber?», fluchte ich.
    Der Signore deutete nur mit seiner Pfote zur Tür.
    «Was es auch ist, es wird wohl Zeit haben», blaffte ich ihn an.
    Casanova schüttelte den Kopf.
    «Die Katze kann dich verstehen?» Daniel konnte es nicht glauben.
    Casanova rannte zur Tür und kratzte daran. Ich sollte sie aufmachen. Jetzt begriff ich endlich: Der Signore hatte eine |264| Spur. 30 Ich zog mich in Windeseile an, während Daniel – nur halb im Scherz – sagte: «Ich fühl mich benutzt.»
    Ich ging nicht darauf ein, öffnete die Tür und folgte dem Signore. Allerdings nicht allein, denn Daniel zog sich ebenfalls
     an.
    «Du bleibst hier!», sagte ich zu ihm.
    «Ich denk gar nicht dran», erwiderte er und lief hinter mir her.
     
    Wir stürzten zu dritt in die venezianische Nacht. Dass ich Daniel im Schlepptau hatte, war etwas, von dem ich keine Ahnung
     hatte, wie ich es Alex erklären sollte. Und genauso schwer: Wie sollte ich Daniel erklären, dass ich ausgerechnet hinter Alex,
     dem Witwer von Kim Lange, der Frau, die auch er geliebt hatte, her war? Ein «Fiderallala» würde wohl kaum reichen.
     
    Casanova führte uns in eine ganz schmale Gasse, vorbei an einem Kanal, der nach «Venedigs Bürger bräuchten dringend mal ein
     besseres Abwassersystem» roch, hin zu einem kleinen Platz, hinter dem das freie Meer begann. Keine Menschenseele war hier
     zu sehen, kaum ein Tourist würde sich so spät so weit vom Zentrum wegbewegen. Und mitten auf dem Platz, vom Vollmond, den
     Sternen und einer schwachen Straßenlaterne beleuchtet, stand die kleine Kirche San Vincenzo.
    Die Kirche, in der Alex und ich geheiratet hatten.
     
    |265| An der Kirche hing ein Schild mit der Aufschrift «Vietato l’accesso! Pericolo di vita!» Da das Einzige, was ich auf Italienisch
     sagen konnte «Uno espresso per favore» war, verstand ich nicht, was es bedeuten sollte, aber in Verbindung mit dem verwitterten
     Absperrband und dem Wissen, dass die Kirche schon zur Zeit unserer Hochzeit baufällig gewesen war, konnte ich davon ausgehen,
     dass es keine allzu brillante Idee war, da hineinzulaufen. Kater Casanova tat es natürlich dennoch. Er flitzte unter dem Band
     hindurch, an den aufgesprungenen Bodenplatten vorbei und durch die angelehnte Kirchenpforte hinein.
    Ich seufzte, hob das Absperrband hoch und bückte mich drunter durch.
    «Du willst da rein?», fragte Daniel

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