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Mieses Karma

Titel: Mieses Karma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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durch die Alpen fuhren, fragte ich mich, wann
     Daniel wohl nachfragen würde, um was es geht. Aber er fragte nicht. Stattdessen telefonierte er mit jungen Frauen, die allesamt
     tief enttäuscht waren, dass er die Dates mit ihnen cancelte, weil er für die nächsten Tage zu einer «spontanen Konferenz»
     musste. Nach dem dritten Anruf stellte ich leicht genervt fest: «Du hast dich aber schnell getröstet.»
    «Stört dich das?»
    «Nein», sagte ich, durchaus etwas gestört.
    «Es stört dich doch.»
    «Tut es nicht», dementierte ich und ärgerte mich, dass er recht hatte. Es verletzte meinen Stolz.
    «Wer dementiert, hat was zu verbergen», grinste er frech flirtend.
    «Ich hab nichts zu verbergen.»
    «Du dementierst schon wieder.»
    «Ich dementiere nichts.»
    «Und wieder ein Dementi.»
    «Du machst mich wahnsinnig.»
    «Ich weiß.» Daniel grinste noch breiter und erhöhte das Tempo. Wir fuhren nun Serpentinen bergab. Mit zweihundertzwanzig.
     Mein Atem stockte. Mein Puls raste. Mein |260| Herz schrie: «Ich brauch eine Tablette. Sofort!» Ich öffnete die Dose, warf mir gierig eine von den roten Kapseln ein und
     stellte dabei entsetzt fest, dass ich nur noch eine Tablette übrig hatte.
    «Soll ich langsamer fahren?», fragte Daniel mitfühlend.
    «Nein», sagte ich nach kurzem Überlegen. «Ich will so schnell wie möglich in Venedig sein.»
    Und Daniel drückte das Gaspedal ganz durch.
     
    Die letzten Kilometer in die Stadt der Gondeln fuhren wir natürlich nicht mit dem Auto, sondern mit dem Wassertaxi. So über
     das Meer auf diese wunderbare Stadt zuzusausen, mit einem so gut aussehenden Mann wie Daniel Kohn an der Seite, dabei die
     Meeresgischt auf der Haut zu spüren und die «Urlaub, mach mal Urlaub!»-Luft zu schnuppern war für mich ja schon unglaublich,
     aber Casanova hatte wahre Tränen der Rührung in den Augen. 28
     
    28
    Aus Casanovas Erinnerungen: Nach über zweihundert Jahren kehrte ich wieder heim. In diesem Augenblick konnte ich noch nicht
     ahnen, dass in den nächsten vierundzwanzig Stunden jemand aus unserer illustren Reisegesellschaft versterben würde.

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    56.   KAPITEL
    Daniel hatte für uns in einem süßen kleinen Luxushotel reserviert, einem alten kleinen Palazzo 29 , nur zehn Minuten vom Markusplatz entfernt. In der schnuckeligen Lobby hingen |261| drei wunderschöne alte Bilder, die edle Renaissancemenschen zeigten, wie sie müßiggingen, und es gab einen kleinen Tisch mit
     zwei wunderbaren, über dreihundert Jahre alten Stühlen, auf die ich mich nicht traute zu setzen, da ich keine Haftpflichtversicherung
     hatte.
    Wir traten an die Rezeption, und ich konnte kaum glauben, was ich da erfuhr: «Was soll das heißen, wir bekommen eine Suite
     für zwei Personen?», fragte ich.
    «Sie hatten keine zwei Einzelzimmer mehr», lächelte Daniel und gab sich nicht mal Mühe, seine Absicht, mit mir im Bett zu
     landen, zu verschleiern.
    «Dann nehmen wir ein anderes Hotel!»
    «Ich mag aber das hier.»
    «Dann geh ich in ein anderes!»
    «Und mit welchem Geld?» Daniel hatte ganz offensichtlich seinen Spaß.
    Ich verdrehte die Augen: «Damit eins klar ist, du lässt deine Finger von mir.»
    «Wenn du es schaffst, deine von mir zu lassen   …», grinste er frech zurück. Der Mann war von sich überzeugt, und ich erinnerte mich daran, dass ich schon lange keinen Sex
     mehr hatte, und eine Nacht mit ihm war ja immer kribbelnd, aufregend, ein Abenteuer   …
    Da kratzte Casanova an meinen dicken Schenkeln, er hatte anscheinend die Lust in meinen Augen gesehen und wollte mich auf
     das Wesentliche aufmerksam machen.
    «Ich muss jetzt erst mal jemanden suchen», sagte ich daher zu Daniel und ließ ihn mit dem Gepäck stehen.
     
    Vor dem Hotel stand ich dann mit Casanova auf den Schultern und ohne einen blassen Schimmer: Wie sollte ich in dem Gewühl
     von Touristen jemals Alex und Lilly finden? |262| Ich latschte stundenlang in der Hitze durch die Gassen und über die Brücken Venedigs und hielt Ausschau. Der Schweiß tropfte
     mir von der Stirn, und ich rempelte dabei viele Touristen an – diese verdammten Brücken waren vielleicht eng. Die Angerempelten
     fanden das nur bedingt lustig, und so hörte ich mir «Fette Kuh» in allen den Vereinten Nationen bekannten Sprachen an. Schließlich
     gab ich auf: So hatte ich keine Chance, meine Familie zu finden!
     
    Ich keuchte in das Hotel zurück, viel zu kaputt, um irgendetwas zu unternehmen. Casanova aber suchte weiter

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